Der Tagesspiegel: Regierungsbeauftragter: Schavan fördert Selektion von Behinderten
Geschrieben am 27-08-2011 |
Berlin (ots) - Berlin - Mit der Förderung eines
Schwangerschaftsfrühtests auf das Down-Syndrom hat sich
Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) heftige Kritik aus den
eigenen Reihen zugezogen. "Das ist Behinderten-Diskriminierung in der
schlimmsten Form", sagte der Behindertenbeauftragte der
Bundesregierung, Hubert Hüppe, dem Berliner "Tagesspiegel"
(Samstagsausgabe). Bei dem mit 230.000 Euro geförderten Verfahren der
Konstanzer GATC Biotech AG gehe es "nicht um Therapie, sondern um
Selektion", erklärte der CDU-Politiker. Da Menschen mit Down-Syndrom
nicht therapierbar seien, handle es sich ganz offensichtlich um
"Rasterfahndung, mit dem einzigen Ziel, Menschen mit Behinderung
auszusortieren und zu töten". Dies mit öffentlichen Geldern zu
fördern, sei "nicht hinnehmbar".
Er könne die Entscheidung des Ministeriums auch deshalb nicht
verstehen, sagte Hüppe, weil sich Schavan noch im Juli dieses Jahres
gegen Gentests an Embryonen gewandt hatte - zusammen mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bei der Debatte über das Für und Wider
der Präimplantationsdiagnostik (PID) hätten alle Abgeordneten und
Regierungsmitglieder den Wert behinderten Lebens betont, erinnerte
auch der Bundesvorsitzende der Behinderten-Vereinigung Lebenshilfe,
Robert Antretter. Mit der Förderung des neuen Testverfahrens werde
nun "de facto vermittelt, dass es behindertes Leben zu verhindern
gilt".
Schätzungen zufolge führen positive Tests auf Trisomie 21 in mehr
als 90 Prozent der Fälle zum Schwangerschaftsabbruch. Dabei bestehe
durch das Down-Syndrom keine Gefahr für Mutter und Kind, die eine
Abtreibung rechtfertige, sagte Hüppe. Auch ein "Leiden" von
Betroffenen sei nicht feststellbar. Die Kinder seien "nur anders
veranlagt".
Das Ministerium lobt das Testverfahren auf seiner Internetseite.
Der große Vorteil sei "das geringe Risiko für Kind und Mutter", heißt
es dort. Bei dem Test, den die GATC Biotech AG zur Zeit entwickle,
genüge "eine Blutprobe von zehn Millilitern, die einfach aus den
Armvenen der Mutter gewonnen wird". Vergleichbare Klarheit könne
bisher "nur eine Untersuchung des Fruchtwassers bringen, die jedoch
mit dem erheblichen Risiko einer Fehlgeburt einhergeht", sagte ein
Sprecher. Angesichts von 31 000 solcher Untersuchungen im Jahr wäre
eine ebenso sichere Alternative ohne Fehlgeburtsrisiko
"wünschenswert".
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel,
Newsroom, Telefon: 030-29021-14909.
Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-29021 14013
E-Mail: cvd@tagesspiegel.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
349109
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Schäuble mahnt Abgeordnete: Mitspracherechte des Parlaments dürfen Handlungsfähigkeit des Rettungsfonds EFSF nicht behindern Berlin (ots) - Berlin - In der Debatte über die künftigen
Mitspracherechte des Bundestages bei der Arbeit des
Euro-Rettungsfonds EFSF hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) die Abgeordneten zur Umsicht gemahnt. Zwar entscheide das
Parlament selbst und nicht die Regierung über Art und Umfang der
Mitsprachemöglichkeiten. "Wir müssen jedoch", sagte Schäuble dem
"Tagesspiegel am Sonntag", "eine vernünftige Balance zwischen dem
EFSF und dem berechtigten Bedürfnis der Mitsprache des Parlamentes
bei der konkreten Arbeit des mehr...
- Der Tagesspiegel: Schäuble über Kohl: "Es ist nicht außergewöhnlich, wenn älter werdende Menschen sich sorgen, dass nach ihnen kommende Generationen ihre Aufgaben nicht gut genug erfüllen" Berlin (ots) - Berlin - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) hat gelassen auf die Kritik von Altkanzler Helmut Kohl an der
Politik der Bundesregierung reagiert. Er sei "sehr froh", sagte
Schäuble dem "Tagesspiegel am Sonntag" über Kohls Äußerungen, dass
jetzt wieder intensiver über die Zukunft Europas gesprochen werde. Es
könne sein, dass das Friedensprojekt Europa heute - 66 Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkrieges - junge Menschen mangels eigener
Erfahrungen mit dem Krieg nicht mehr überzeuge. Das Argument der
Selbstbehauptung mehr...
- Der Tagesspiegel: Schäuble: Koalition wird eigene Mehrheit im Bundestag haben / "Die Krise ist nicht vorbei" Berlin (ots) - Berlin - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) hat Spekulationen zurückgewiesen, die schwarz-gelbe Koalition
werde angesichts der heftigen Kritik am Kurs der Bundesregierung bei
der Euro-Rettung Ende September keine eigene Mehrheit im Bundestag
haben. "Ich bin zuversichtlich", sagte Schäuble dem "Tagesspiegel am
Sonntag", "dass wir nicht nur im Bundestag sondern auch in der
Koalition eine breite Mehrheit haben werden". Er sei überzeugt, dass
"der richtige Kurs, den die Bundesregierung in der Krise
eingeschlagen mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Papstbesuch eignet sich nicht zum Wahlkampf
Gilbert Schomaker über Wowereits Verständnis für Gegendemonstranten Berlin (ots) - Klaus Wowereit kann sich freuen in diesen Tagen.
Die Umfragewerte sind gut. Die SPD liegt drei Wochen vor der
Abgeordnetenhauswahl bei 33 Prozent und kann sich nach dem momentanen
Stand sogar den Koalitionspartner zwischen den Grünen, der
Linkspartei und der CDU aussuchen. Komfortabler kann es kaum sein.
Entsprechend selbstbewusst gibt sich der Regierende Bürgermeister -
und überrascht mit einer ungewöhnlichen Grußbotschaft Richtung Rom.
In vier Wochen kommt der Papst. Zwar heißt Wowereit Benedikt XVI. in
Berlin herzlich mehr...
- Sonntag aktuell: Kommentar zur deutschen Libyen-Politik: Stuttgart (ots) - "In Berlin tobt ein politischer Streit um die
deutsche Libyen-Politik. Das hat natürlich viel mit der politischen
Ungeschicklichkeit von Außenminister Guido Westerwelle zu tun, der
nach dem Sturz Gaddafis zunächst nur die Rolle der libyschen Rebellen
und seine eigene würdigte, nicht aber die der Nato-Verbündeten. Dies
haben Kanzlerin Angela Merkel und der schwer kritisierte
Außenminister jetzt immerhin korrigiert, indem sie dem westlichen
Verteidigungsbündnis ,tiefen Respekt' bezeugten. Doch sollte man über
dem Buhei mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|