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Aktuelle WWF-Waldbrandstudie: Nur vier Prozent aller Waldbrände haben natürliche Ursachen

Geschrieben am 28-08-2011

Berlin (ots) - Weltweit haben nur etwa 4 Prozent aller Waldbrände
natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschlag. In allen
anderen Fällen ist der Mensch - sei es direkt oder indirekt, sei es
fahrlässig oder vorsätzlich - verantwortlich für den Brand. Das ist
eines der Ergebnisse der aktualisierten WWF-Waldbrandstudie "Wälder
in Flammen".

Im Mittelmeerraum hat sich die durchschnittliche jährliche
Waldbrandfläche seit den 1960er Jahren vervierfacht, so die
Untersuchung. Die Auswirkungen der Waldbrände auf die weltweite
Artenvielfalt sind nach Ansicht des WWF gravierend: Sämtliche
Ökoregionen, die für die Erhaltung der globalen Artenvielfalt
entscheidend sind, sind auf 84 Prozent ihrer Fläche durch
Veränderungen in der Intensität und Häufigkeit von Feuern gefährdet.

"Immer dann, wenn Waldbrände zu heftig, am falschen Ort, zu einem
ungewöhnlichen Zeitpunkt oder zu häufig auftreten, ist das ein
sicheres Zeichen dafür, dass das Ökosystem durch menschliche
Eingriffe aus den Fugen geraten ist", so Nina Griesshammer,
Waldbrandexpertin beim WWF Deutschland. "Die Ursachen für die Zunahme
der Brände insbesondere im Mittelmeerraum liegen hauptsächlich in
fahrlässiger und vorsätzlicher Brandstiftung, verbunden mit extremer
Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten und degradierten Wäldern,
in denen sich kleine Feuer rasend schnell verbreiten können."

Vor allem großflächige Feuersbrünste in den Monokulturen oder
Buschlandschaften haben in den vergangenen Jahren besorgniserregende
Ausmaße angenommen. Jedes Jahr brennt es dort rund 50.000 mal.
Besonders betroffen sind die EU-Mitgliedsstaaten Spanien, Portugal,
Italien und Griechenland. In Spanien hat sich die Zahl der Waldbrände
seit den 1960er Jahren bis heute verzehnfacht. Bezogen auf die
Waldbrandwahrscheinlichkeit belegt Portugal unter den
Mittelmeerländern einen traurigen Spitzenplatz. Im südlichen
Mittelmeerraum geht man davon aus, dass sich wegen der Klimaerwärmung
der Zeitraum, in dem die höchste Alarmstufe für Waldbrände gilt,
erheblich verlängert.

"Ein Waldbrand kann in drei Phasen unterteilt werden", erläutert
Nina Griesshammer: "Meist entzünden sich zunächst das Gras und der
trockene Unterwuchs. Es kommt zu einem Bodenfeuer, das noch leicht
bekämpft werden kann. Wenn es zu einem Lauffeuer auswächst, kann es
besonders bei Nadelholzbeständen, auf die Baumwipfel überspringen.
Das führt rasch zu einem Kronenfeuer und zu einer rasanten
Ausbreitung der Flammen. Kronenfeuer lassen sich deutlich schwerer
bekämpfen und wachsen sich leicht zur dritten Stufe, einem Totalbrand
aus. Dieser kann so gut wie nicht mehr gelöscht werden."

Wichtigste Maßnahmen im Kampf gegen Waldbrände sind:

- Das Hauptaugenmerk beim Kampf gegen Waldbrände sollte nach
Auffassung des WWF auf der Vorbeugung von Bränden liegen. Dazu
ist zunächst eine der jeweiligen Region angepasste
Ursa-chenforschung notwendig. Erst auf dieser Basis können
effektive und effiziente Strategien entwi-ckelt werden, wie mit
Bränden von Fall zu Fall umzugehen ist. Schon diese
Voraussetzung fehlt leider in vielen der betroffenen Staaten.

- Daneben sollten die Waldbrandgefahr und ein entsprechend
angepasstes Verhalten im öffentlichen Bewusstsein durch
Aufklärung und Erziehung verankert werden, um fahrlässige
Brandstiftung zu vermeiden.

- In der Forstwirtschaft der einzelnen Länder muss die Rolle des
Feuers viel stärker als bisher berücksichtigt werden. Auf
Kahlschläge oder das Anpflanzen fremdländischer Bäume muss
verzich-tet werden. Ein prominentes Beispiel sind brandanfällige
Eukalyptus-Monokulturen in Portugal, welche die ehemals
verbreiteten und feuerfesten Korkeichen verdrängt haben. Ziel
sollte es sein, durch den Aufbau möglichst natürlicher Wälder
die Anfälligkeit für Feuer zu verringern.

- Die Waldbrandgefahr muss in den betroffenen Ländern stärker als
bisher in die Raumplanung integriert werden. In besonders
gefährdeten Gebieten sollte auf die Errichtung neuer Siedlungen
ver-zichtet werden.

- Ebenso wenig sollte die Umwidmung von Waldbrandflächen in
Bauland gestattet sein, da hierdurch Anreize für Brandstiftung
geschaffen werden können.

- Bei der Brandbekämpfung müssen die Verantwortlichkeiten zwischen
den verschiedenen Stellen (Behörden, Feuerwehr, Bürger) klarer
sein. Für die Überwachung von Risikogebieten und von Waldbränden
müssen ausreichende finanzielle Mittel und personelle
Kapazitäten zur Verfügung stehen. Das Gegenteil ist oftmals der
Fall: obwohl es in vielen Regionen immer mehr brennt, werden die
Finanzmittel zur Brandbekämpfung immer weiter reduziert.

- Für die Einsatzkräfte müssen Ausbildungsprogramme und Szenarien
über Waldbrandabläufe entwickelt werden, damit sie umgehend und
richtig reagieren können und damit letztendlich keine
Menschenleben gefährdet werden.

- Gesetze und Strafmaßnahmen bei fahrlässiger und vorsätzlicher
Brandstiftung müssen striktere Umsetzung finden.
Ermittlungsbehörden sind oftmals überlastet oder schlecht
ausgebildet und können solchen Vergehen nicht nachgehen.



Pressekontakt:
Christian Plaep
Telefon: 0151-18854950


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