Neue OZ: Kommentar zu Christian Wulff /Nobelpreisträger/Lindau
Geschrieben am 28-08-2011 |
Osnabrück (ots) - Keine Ahnung
Ich weiß, dass ich nichts weiß, soll der griechische Philosoph
Sokrates einmal gesagt haben. Mit anderen Worten: Nicht wenige Dinge
auf dieser Welt sind derart komplex, dass die Überzeugung, sie
durchschaut zu haben, reinen Hochmut bedeutet. Einige
Ökonomie-Nobelpreisträger gaben sich auf der Tagung in Lindau ähnlich
weise. In der Analyse, was bei Banken, Subprimes und Schulden in den
vergangenen Jahren schiefgelaufen ist, sind sie sich weitgehend
einig. Bei der derzeit drängenderen Frage, was daraus folgt und wie
die Schuldenkrise zu lösen ist, ertönt hingegen ein vielstimmiger
Chor bis hin zu dem antiken Eingeständnis, schlichtweg keine Ahnung
zu haben.
Vor diesem Hintergrund ernteten Bundespräsident Christian Wulff
und Finanzminister Wolfgang Schäuble als Gäste der Tagung am Bodensee
auch mehr Anerkennung unter den Teilnehmern als offenbar außerhalb.
Auch wer Wulffs Thesen zur Tagespolitik nicht teilte, lobte seinen
langfristigen Blick. Wie die Wissenschaftler sieht er die
Notwendigkeit einer grundlegenden Weichenstellung, selbst wenn sie
momentane Härte bedeutet. Die Wahrung des Status quo tritt für ihn
zurück hinter der Verantwortung für die Zukunft. Letztlich forderte
Wulff glaubhaft Moral ein, die in der Krise bisher doch so häufig
vermisst wurde. Ein schlechter Ansatz ist das jedenfalls nicht.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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