Börsen-Zeitung: Ein anderes Europa, Kommentar von Detlef Fechtner zur Diskussion um Euroland-Bonds
Geschrieben am 05-09-2011 |
Frankfurt (ots) - In der Staatsschulden-Diskussion wird oft die
Einführung gemeinsamer Schuldenfinanzierung zur Gretchenfrage
erhoben: "Nun sag, wie hast du's mit gemeinsamen Euro-Bonds?"
Die Politisierung des Themas macht eine sachliche Debatte
schwierig. Wer Vorbehalte gegen Euroland-Bonds äußert, steht schnell
im Verdacht mangelnder Solidarität. Wer sich hingegen für sie
ausspricht, gilt rasch als Verfechter einer Union, in der es keine
finanzpolitische Verantwortung mehr gibt und Schlendrian belohnt
wird.
Unbestreitbar ist, dass die Einführung von Euroland-Bonds ein
extrem schwieriges Vorhaben wäre. Unklar ist, ob hoch verschuldete
Länder dann überhaupt noch Abnehmer für zusätzliche eigene Anleihen
finden würden. Auch ist kaum vorstellbar, dass die Euro-Länder auf
die umstrittenen Bonds umstellen können, wenn sie nicht gleichzeitig
verfassungsrechtliche Änderungen beschließen. Ohne solche Reformen
käme man allenfalls aus, wenn man es mit "Euroland-Bonds light"
versuchen würde - mit Anleihen ohne gesamtschuldnerische Haftung.
Solche Titel jedoch taugen nicht, um das Problem zu lösen. Denn ihnen
würde, wie Standard & Poor's signalisiert, ein Rating auf
Ramschstatus drohen.
Nein, wenn über Euroland-Bonds gesprochen wird, kann es nur um
wirklich gemeinsame Anleihen gehen. Die aber bedürfen
Verfassungskorrekturen und der politischen Unterstützung für ein
anderes Europa. Einem, in dem die Finanz- und Wirtschaftspolitik
nicht mehr in nationaler Hoheit bestimmt wird, sondern in
europäischer Absprache.
Denn: Die aktuelle Hilfe der Euro-Partner über den Euro-Schirm
fußt auf einer strikten Konditionalität: Geld gegen Souveranität.
Griechen, Portugiesen und Iren müssen sich Anpassungsprogrammen
unterwerfen. Um dieses Gegengeschäft von Solidarität und Solidität
auch in einer Welt mit Euroland-Bonds zu erhalten, müsste der
Einfluss auf die nationale Haushaltspolitik sogar noch erweitert und
verstetigt werden. Das aber ginge nur über ein europäisches
Finanzministerium und eine Euro-Wirtschaftsregierung samt
demokratischer Legitimation - und dafür gibt es derzeit keine
ausreichende Unterstützung.
Gegenwärtig gibt es deshalb viele gute Gründe, zunächst
umzusetzen, was vereinbart wurde, nämlich eine Aufrüstung des
Rettungsschirms. Das Konzept gemeinsamer Euro-Bonds verlangt indes
einen geduldigen, vorsichtigen Umgang. Gut möglich, dass Euroland
irgendwann nicht drum herumkommt. Aber dann muss Europa auch zum
großen Integrationsschritt bereit sein.
(Börsen-Zeitung, 6.9.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
350573
weitere Artikel:
- WAZ: Die zwei Klassen im Wartezimmer. Kommentar von Stefan Schulte Essen (ots) - Natürlich warten Kassenpatienten beim Facharzt
länger als Privatversicherte. Und alle wissen, warum.
Der Arzt
verdient an ihnen mehr Geld - so einfach, so verständlich und
trotzdem so falsch ist das.
Wenn Ärztepräsident Montgomery beklagt, der Gesundheitsminister
bediene nur böse Vorurteile, muss er die Bevölkerung für ziemlich
dumm halten. Es soll vorkommen, dass Patienten im Wartezimmer
miteinander reden. Deshalb wissen sie ganz genau, wie es läuft. Doch
leider hat Montgomery recht, wenn er Sanktionen mehr...
- Presseerklärung der Interimsgeschäftsführung: European Capital Limited meldet Nettoeinnahmen von 39 Mio. Euro und einen Nettobetriebsgewinn von 86 Mio. Euro für das erste Halbjahr 2011 St. Peter Port, Guernsey (ots/PRNewswire) -
European Capital Limited ("European Capital" oder das
"Unternehmen" ) veröffentlichte heute eine Presseerklärung der
Interimsgeschäftsführung und meldete dabei einen Nettobetriebsgewinn
("NOI", Net Operative Income) von 39 Mio. Euro für das erste Halbjahr
zum 30. Juni 2011. Die Nettoeinnahmen beliefen sich im Halbjahr auf
86 Mio. Euro. Zum 30. Juni 2011 belief sich der Nettoinventarwert
("NAV", Net Asset Value) auf 715 Mio. Euro. Dies entspricht einer
Steigerung von 14 % bzw. 86 Mio. Euro mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Deutsche Bank Osnabrück (ots) - Noch immer fehlen Regeln
Das ist ein weiterer Schlag in die Magengrube für Deutsche-Bank-
Aktionäre: In den vergangenen Wochen hat sich der Kurs des
Wertpapiers ohnehin schon fast halbiert, und gestern ging es nochmals
um rund neun Prozent bergab. Schuld daran haben aber nicht nur die
Neuigkeiten von Ermittlungen gegen das Geldhaus in den USA und
Großbritannien.
Sicher, auch sie belasten den Kurs. Allerdings betreffen die
Ermittlungen eine Zeit, in der nicht nur Banken völlig überzogene
Risiken eingingen. mehr...
- Alex Solar gibt stolz Dr. Ximing Dai in der Position des New Chief Technology Officer bekannt Shanghai (ots/PRNewswire) -
Alex Solar freut sich, bekannt zu geben, dass Dr. Ximing Dai zum
neuen Chief Technology Officer ernannt wurde. Vor Alex Solar war Dr.
Dai Mitbegründerin von JA Solar und war als CTO bei JA Solar und
Sunrise tätig. Dr. Dai ist eine der renommiertesten Expertinnen im
PV-Bereich. Sie hat einen Ph.D.-Abschluss von der University of New
South Wales. Dr. Dai wird dem Alex Solar F&E-Team vorstehen und sie
ist zuversichtlich, dass die Solarzellen des Unternehmens neben
Kostensenkungen eine Effizienz von 20 % erreichen mehr...
- Ubitus stellt auf der IFA 2011 gemeinsam mit Deutsche Telekom seine GameCloud(R) Technologie auf der ersten Serie von LTE-Geräten im europäischen Markt vor Taipei, Taiwan (ots/PRNewswire) -
Ubitus Inc., das führende Unternehmen in Cloud Computing, gab
bekannt, es habe seine GameCloud(R) Technologie auf LTE-Geräten
gemeinsam mit Deutsche Telekom AG, dem grössten
Telekommunikationsunternehmen in Europa, auf der IFA 2011 in Berlin
vorgestellt. Ubitus und Deutsche Telekom arbeiten bei der Einführung
von Cloud Gaming Anwendungen auf LTE-Smartphones und Tablet Computern
von Samsung über das LTE-Netzwerk von Deutsche Telekom zusammen.
(Logo: http://www.prnasia.com/sa/2010/05/07/20100507249159.jpg mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|