Westdeutsche Zeitung: Wie wir auf die Inflation der Hiobsbotschaften reagieren - Keine Panik im Wunderland
Ein Kommentar von Christoph Lumme
Geschrieben am 08-09-2011 |
Düsseldorf (ots) - Das ist - vorsichtig ausgedrückt - merkwürdig:
Während Griechenland, Euro und die Finanzmärkte im Chaos versinken,
blicken die Deutschen so optimistisch wie seit zehn Jahren nicht mehr
in die Zukunft. Die weltberühmte "German Angst" scheint wie
ausgelöscht, glaubt man einer aktuellen Studie zum Seelenzustand der
Nation.
Bleibt die bange Frage: Stehen wir, unserer Furcht beraubt, vor
dem Verlust unserer vertrauten Mentalität? Stimmt etwas nicht mit
uns?
Tatsächlich jedoch wäre die Annahme einer neuen deutschen
Angstlosigkeit naiv. Ängste zählen zu den wichtigsten Begleitern der
Zivilisation. Sie warnen vor Gefahren, stoßen Veränderungen an - oder
lähmen und blockieren.
Der widersprüchliche Geist der Angst ist so alt wie das
Bewusstsein der Menschen selbst, nur: Die Gestalt dieses Gespenstes
bleibt Moden und Epochen unterworfen. Im Jahr 1511 fürchtete man sich
vor dem Schwarzen Tod, dem Teufel und der Apokalypse. In den 1980er
Jahren verbreiten Atomraketen und Waldsterben Panik. Am 11. September
2001 nahm das Schreckgespenst die Form eines islamistischen
Terroristen an.
Und 2011? Es hat sich etwas verändert im digitalen
Turbo-Zeitalter: Noch nie zuvor war die Welt so unübersichtlich, noch
nie zuvor katapultierte die Nachrichtenmaschinerie so viele
Hiobsbotschaften ins Bewusstsein der Menschen, noch nie zuvor änderte
das Schreckgespenst sein Erscheinungsbild in so hohem Tempo. Ehec,
Amoklauf, Tsunami, Super-Gau, Revolutionen, Aufstände,
Börsenabstürze, Inflation, Schuldenkrise - all diese Themen
erschütterten uns im Sekundentakt der breaking news.
Die Furcht des Jahres 2011 ist ein kaum zu greifendes Phänomen,
das auf Ratlosigkeit, Verunsicherung und Überfrachtung gründet. Auf
die Bedrohung durch Atomraketen oder Terroristen gab es aus Sicht der
Verängstigten immerhin noch Antworten, auf die Schuldenkrise bislang
nur Widersprüche.
Doch in die Angst 2.0 mischt sich keine Resignation, sondern
Panik-Resistenz. Erfahrung macht eben rational: Die Deutschen haben
in der Risikogesellschaft der vergangenen Jahrzehnten schon viele
mediale Apokalypsen überstanden - und zugleich in der sichersten
Epoche der Weltgeschichte gelebt.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
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