FZ: "Kritisch Bilanz ziehen" / Kommentar der Fuldaer Zeitung (Samstag, 10. Septemer 2011) zum 10. Jahrestag des 11. September 2001
Geschrieben am 09-09-2011 |
Fulda (ots) - Bei vielen Daten lässt sich erst in der Rückschau
erkennen, dass sie eine historische Zäsur markiert haben. Beim 11.
September ist das anders: Schon nach wenigen Stunden an diesem
Spätsommertag 2001 war klar, dass die monströse Gewalt eine
Zeitenwende, den Beginn einer neuen Epoche der Geschichte bedeuten
würde. Amerika, die letzte verbliebene Supermacht, die den Ostblock
mit ihrer wirtschaftlichen und militärischen Potenz und der
Überzeugungskraft ihrer freiheitlichen Ideale förmlich pulverisiert
hatte, stand plötzlich verletzlich und nackt da. Eine kleine Schar
islamistischer Fanatiker hatte - wohl unfreiwillig unterstützt durch
die Unfähigkeit und Eitelkeit der verschiedenen
US-Sicherheitsbehörden - etwas geschafft, was seit dem Angriff der
japanischen Bomber auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbour 1941
undenkbar und allenfalls in apokalyptischen Atomkriegsszenarien
möglich schien: Die Vereinigten Staaten waren in ihrem Herzen
getroffen. Für eine Nation, die seit dem amerikanischen Bürgerkrieg
keine derartigen Verwüstungen auf dem eigenen Festland mehr erlebt
hat, war dies ein Schock, der bis heute fortwirkt. Auch wenn die
Ereignisse kaum vergleichbar sind: Stellen wir uns einen Moment lang
vor, George W. Bush hätte im Angesicht des Verbrechens nicht nach
Rache und Vergeltung gerufen, sondern wie Norwegens Regierungschef
Stoltenberg nach dem Massaker von Utøya nach mehr Demokratie, mehr
Offenheit, mehr Menschlichkeit? Hätten Tausende weitere Tote in den
Kriegen in Afghanistan und Irak vermieden werden können? Doch die
Reaktion der Regierung Bush war so unvermeidlich wie vorhersehbar -
und war von den Drahtziehern des Terrors offenkundig einkalkuliert.
Schließlich war nur zwei Tage vor den Anschlägen der Kopf des
Widerstands gegen die Taliban in Nordafghanistan getötet worden:
Ahmad Schah Massoud. Seine Autorität hätte einem befreiten
Afghanistan weit mehr Stabilität bieten können als die im Land von
Anfang an als Marionettenregime empfundene Regierung Karsai. Hätte,
wäre, könnte. Der 11. September hat in der Realität eine
Kettenreaktion und Gewaltspirale in Gang gesetzt, der Kampf gegen den
Terror hält seither die Welt in Atem, kostet täglich Menschenleben,
deren Zahl längst die Zahl der Opfer des 11. September überstiegen
hat. Der zehnte Jahrestag des Terrorakts ist vielleicht ein Anlass,
sich wieder über die Ursachen dessen klar zu werden, weshalb auch
Bundeswehrsoldaten am Hindukusch ihr Leben aufs Spiel setzen. Und
kritisch Bilanz zu ziehen, ob das noch auf unbestimmte Zeit so
bleiben muss.
Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-447
johannes.heller@fuldaerzeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
351526
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: zur Job-Rede von US-Präsident Obama Berlin (ots) - Es gehe hier nicht um seinen Job, versicherte
Barack Obama gleich am Anfang seines mit Spannung erwarteten
Auftritts im Kongress, sondern um jene zig Tausende im Lande, die
ohne Arbeit sind. Und der Präsident schwang kräftig den rhetorischen
Hammer: Von »nationaler Krise« war angesichts der Wirtschaftslage die
Rede, und an die Konservativen erging der Appell, den »politischen
Zirkus« endlich zu beenden und mitzuziehen beim Kampf gegen die
Arbeitslosigkeit. Und so tauchen in seinem »American Job Act« auch
immer wieder mehr...
- Berliner Zeitung: Pressestimme
Die Berliner Zeitung kommentiert den Wahlkampf in Berlin Berlin (ots) - Eine Woche vor der Wahl hat die Spitzenkandidatin
der Grünen allen Spekulationen um eine mögliche grün-schwarze oder
schwarz-grüne Koalition eine Absage erteilt. Solcherart Festlegung
vor der Wahl ist für eine Partei ungewöhnlich. In diesem Fall aber
strategisch klug. Klug, weil sie offen ausspricht, dass der Platz
eins verloren ist und sich damit die Freiheit schafft, offensiv für
Platz zwei zu kämpfen. Klug, weil sie ihrer Partei, die in Berlin
eine CDU-Phobie hat, die Sorge nimmt, sich doch eventuell in einem
Bündnis mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Was bleibt
Leitartikel zu 9/11 Regensburg (ots) - Es wird immer eine Welt vor und eine nach dem
11. September 2001 geben. Kein anderes Ereignis hat unsere
Wahrnehmung, unsere Gesellschaft und unser Denken so nachhaltig
geprägt wie die Anschläge auf das World Trade Center und das
Pentagon. Der Begriff "Zeitenwende" ist überstrapaziert, ebenso wie
die Aussage, 9/11 sei der Tag, der die Welt verändert hat. Aber
deswegen sind beide nicht weniger treffend. Seit zehn Jahren lebt die
westliche Welt im Ausnahmezustand. Wir sind geprägt von der
permanenten Angst vor einer mehr...
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Streit zwischen der Türkei und Israel Rostock (ots) - Dass ein Nato-Staat das Feuer auf Amerikas engsten
Verbündeten im Nahen Osten eröffnen könnte, ist einfach
unvorstellbar. Das weiß im Grunde auch Erdogan. Der ist mit seiner
anti-isralischen Wortkanonade vor allem auf den Beifall in der
arabischen Welt aus, denen sich die Türkei als neue, selbstbewusste
Ordnungs- und Regionalmacht anbietet. Zugleich geriert er sich als
Nationalist, um Kritiker im eigenen Land zu beruhigen, die in der
radikalen Entmachtung des kemalistischen Militärs eine schleichende
Islamisierung mehr...
- NRZ: Kommentar zum Jahrestag des 11. September 2001: "Nineeleven hat die Welt verändert" - von RÜDIGER OPPERS Essen (ots) - "Nineeleven" hat die Welt nachhaltig verändert. Bis
zum heutigen Tag spüren wir die Nachbeben der Anschläge auf New York
und Washington bis in unseren Alltag hinein: wenn wir mit dem
Flugzeug verreisen, wenn wir der Datengier der Behörden ausgeliefert
sind, wenn wir unseren muslimischen Nachbarn mit Argwohn begegnen.
Aktuell erinnern uns erneute, ernste Terrorwarnungen daran, dass vom
gewaltbereiten Islamismus weiterhin eine tödliche Gefahr ausgeht.
Auch zehn Jahre nach dem Angriff auf Amerika sind die politischen
Folgen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|