Chronische Schmerzen in Deutschland: Viele Patienten bleiben unbehandelt / Repräsentative Umfrage unter Schmerzpatienten bestätigt Versorgungsdefizite
Geschrieben am 19-09-2011 |
Hamburg (ots) - Rund 40 Prozent aller Patienten mit Chronischen
Schmerzen in Deutschland sind nicht in ärztlicher Behandlung. Und nur
die wenigsten werden von ausgebildeten Schmerztherapeuten therapiert.
Dies ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage
unter 1.822 Schmerzpatienten im Auftrag der Initiative "Wege aus dem
Schmerz".
Chronischer Schmerz wird in der Öffentlichkeit häufig nicht als
eigenständiges Krankheitsbild wahrgenommen. Dabei ist Schmerz eine
komplexe Erkrankung, die von Anfang an gezielt behandelt werden muss.
Von rund zwölf Millionen Deutschen, die unter Chronischen Schmerzen
leiden, werden allerdings viele überhaupt nicht therapiert - rund 40
Prozent insgesamt. Frauen befinden sich etwas häufiger in Behandlung
(68 Prozent) als Männer (56 Prozent) und ältere Betroffene (78
Prozent) häufiger als junge (38 Prozent).
Unterversorgt und nicht angemessen therapiert
Mehr als zwei Drittel aller Patienten (68 Prozent), die in
Behandlung sind, gehen zu ihrem Hausarzt. Danach befragt, ob ihr
behandelnder Arzt die Zusatzbezeichnung "Schmerztherapeut" trägt,
antworteten 71 Prozent mit "Nein". Die Ergebnisse bestätigen die
wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Versorgungssituation hierzulande:
Ein Großteil der Patienten ist unter- beziehungsweise fehlversorgt.
Teilweise werden sie jahrelang falsch behandelt, weil die
Fachkenntnis für das komplexe Krankheitsbild Chronischer Schmerz
fehlt. So sind sich 48 Prozent der Allgemeinmediziner nicht sicher,
was zu tun ist, wenn ein Patient trotz Behandlung längere Zeit über
Schmerzen klagt. "Ärzte brauchen eine bessere Ausbildung und einen
vereinfachten Zugang zu Fortbildungsangeboten, um das vielschichtige
Krankheitsbild Chronischer Schmerz therapieren zu können. Dafür muss
Schmerztherapie als Pflichtbestandteil des Medizinstudiums und als
eigenes Fachgebiet definiert werden", sagt Professor Dr. Rolf-Detlef
Treede, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium
des Schmerzes (DGSS) und Professor für Neurophysiologie am Centrum
für Biomedizin und Medizintechnik Mannheim.
Schmerzexperten empfehlen eine sogenannte multimodale Therapie zur
effektiven Behandlung. Sie besteht aus den vier Säulen medizinische
Therapie, medikamentöse Behandlung, Physiotherapie und
Psychotherapie. Aber in der Praxis werden die Patienten nur selten
multimodal behandelt, beispielsweise besuchen lediglich sechs Prozent
der Betroffenen regelmäßig einen Psychiater oder Psychotherapeuten.
Lange Wege zum Arzt und zu wenig Anlaufstellen
Weiterhin zeigt die Umfrage, dass die Anzahl an Schmerztherapeuten
nicht ausreicht, um eine flächendeckend angemessene Behandlung zu
gewährleisten. Häufig müssen die Patienten sehr lange auf den ersten
Termin bei einem Spezialisten warten - 35 Prozent warteten zwischen
einem und sechs Monaten. Hinzu kommen lange Anfahrtswege, besonders
in den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands. Beinahe jeder dritte
Patient (29 Prozent) aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen fährt eine halbe bis zu über einer
Stunde zu seinem behandelnden Arzt. Derzeit stehen den
Schmerzpatienten in Deutschland nur etwa 500 bis 600
schmerztherapeutische Einrichtungen zur Verfügung. Experten der
Fachgesellschaften schätzen den Bedarf hingegen auf rund 3.000
Einrichtungen. "Erschwerend kommt hinzu, dass die Anzahl der
Schmerztherapeuten sogar rückläufig ist, da die notwendigen
Strukturen und Prozesse für eine individuelle, multimodale Therapie
in unserem Gesundheitssystem derzeit weder gegeben sind noch vergütet
werden", sagt Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS).
Zu wenig Verständnis aus dem nahen Umfeld
Neben der schlechten Versorgungssituation kommen für die Patienten
aber auch Probleme am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld hinzu: So
beklagen 41 Prozent aller fest angestellten Patienten mit Chronischen
Schmerzen, dass ihr Arbeitgeber kein oder nur wenig Verständnis für
ihre Erkrankung hat. Und 26 Prozent fühlen sich bei der Therapie und
der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten ihrer Erkrankung von Familie
und Freunden allein gelassen.
Weitere Informationen zur Initiative und regionale Zahlen zur
forsa-Umfrage finden Sie unter: www.wegeausdemschmerz.de .
Über die Initiative "Wege aus dem Schmerz"
"Wege aus dem Schmerz" ist eine Initiative der Deutschen
Schmerzliga (DSL), der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie
(DGS) und der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
(DGSS). Ziel ist es, ein stärkeres Bewusstsein für Chronischen
Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild in Deutschland zu
etablieren. Pfizer unterstützt die Initiative.
Pressekontakt:
Nicola Aschendorf, fischerAppelt, relations
Waterloohain 5, 22769 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 - 899 699 -259
E-Mail: nia@fischerappelt.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
353079
weitere Artikel:
- Kirche zwischen Messehallen und Autoträumen Frankfurt am Main (ots) - Die Kirchen begleiten die Menschen in
allen Lebenslagen, auch im Straßenverkehr. Das ist die Botschaft der
evangelischen und katholischen Kirche auf der IAA. Zwischen
Messehallen und Autoträumen steht auf der IAA auch eine echte Kirche
aus Holz, Stahl und Plexiglas: Die Lichtkirche auf dem Freigelände
vor der Halle 10 lädt im Messetrubel zum Verweilen und zur Einkehr
ein. Dort präsentiert sich die ökumenische Notfallseelsorge mit ihrem
Engagement für Menschen im Straßenverkehr. Die Akademie der
Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge mehr...
- PHOENIX-Sendeplan für Dienstag, 20.09.2011 Tages-Tipps: 20:15 Unterwegs in Amerika (5/5)/22:15 PHOENIX-Runde: Palästina am Scheideweg - Zerreißprobe für den Nahen Osten Bonn (ots) - Sendeablauf für Dienstag, 20. September 2011
05:05
Die Odyssee des Menschen 1/3: Es begann in Afrika Film von Hannes
Schuler, Manfred Baur, ZDF/2001
05:45
Die Odyssee des Menschen 2/3: Das Geheimnis der Drachenknochen
Film von Hannes Schuler, Manfred Baur, ZDF/2001
06:30
Die Odyssee des Menschen 3/3: Die Eroberung der Neuen Welt Film
von Hannes Schuler, Manfred Baur, ZDF/2001
07:15
Gauner, Gold und Geisterstädte In der Mojave-Wüste Film von Peter
M. Kruchten, SR/2002
07:30 mehr...
- Sicher ab dem ersten Schultag / Versicherungsexperten empfehlen private Unfallversicherung für Schulanfänger Schwetzingen (ots) - Der erste Schultag: Für viele Kinder ein
aufregendes Ereignis. Doch für Eltern bedeutet die Einschulung auch,
ihr Kind im neuen Lebensabschnitt optimal zu schützen - vor allem mit
einer passenden Unfallversicherung. Denn was viele nicht wissen: Die
gesetzlichen Versicherungen zahlen im Ernstfall wenig - oder gar
nicht.
"Eltern, deren Kinder jetzt eingeschult werden, sollten sich
dringend Gedanken über eine private Unfallversicherung machen",
empfiehlt Jochen König, Versicherungsexperte von 1blick.de, dem mehr...
- Lob vom Papst / Über die Segnungen des Dokumenten-Managements (mit Bild) Nürnberg (ots) -
Der Papst kommt! Allerorten versetzt die Ankunft von Papst
Benedikt XVI. am 22. September das Land in frohe Erwartung. Die
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Mails, Daten und jede Menge
Papier-Dokumente wandern hin und her, in randvollen Ordner, auf
Mailservern und Festplatten sammeln sich die relevanten
Informationen, es wird kopiert, gedruckt, versendet, archiviert,
damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist. Hinter den Kulissen
geht es hochprofessionell zu - effizientes Dokumenten-Management ist mehr...
- ADAC Tipps für die dunkle Jahreszeit / Der nächste Winter kommt bestimmt / Jetzt Licht, Reifenprofil, Batterie und Frostschutz überprüfen München (ots) - Das Herbst-Schmuddelwetter und der erste Frost
sind nicht mehr weit weg - jetzt ist die richtige Zeit, um das Auto
für die dunkle Jahreszeit vorzubereiten und gegebenenfalls Termine in
den Kfz-Werkstätten zu reservieren. An was alles gedacht werden
sollte, listet der ADAC auf:
Beleuchtung testen: Auf die Beleuchtungsanlage muss gerade in der
dunklen Jahreszeit Verlass sein. Einstellung und Funktion am besten
in einer Fachwerkstatt oder beim ADAC kontrollieren lassen (im
Oktober gratis).
Profil prüfen: Für mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|