Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Papst zur Ökumene
Geschrieben am 23-09-2011 |
Bielefeld (ots) - Der zweite Tag des Papstbesuches war geprägt von
großen Gesten und Symbolik, nicht aber von großen Worten. Und auch
wenn am »Tag der Ökumene« einige drängende Fragen unbeantwortet
geblieben sind, war Benedikts Auftritt im Augustinerkloster zu Erfurt
historisch und zugleich ein starkes Signal. Der Freitag endete mit
bewegenden Bildern und einer regelrechten Euphorie im erzkatholischen
Eichsfeld - fast 90 000 Pilger jubelten dem Heiligen Vater zu.
Es war keine Überraschung, dass das Oberhaupt der Katholischen
Kirche in Erfurt nicht zu den großen Reformen aufgerufen hat. Der
Papst ging nicht auf den Wunsch nach gemeinsamer Eucharistiefeiern
von Katholiken und Protestanten ein. Und auch die Themen
Erleichterungen für gemischt-konfessionelle Paare oder die Aufhebung
des Banns gegen Luther ließ er aus. Warum?
Für Benedikt XVI. ist die Annäherung der christlichen Kirchen
nicht etwas, das in Form eines Vertrages ausgehandelt werden könnte.
Wörtlich sagte er: »Der Glaube der Christen beruht nicht auf einer
Abwägung unserer Vor- und Nachteile. Ein selbst gemachter Glaube ist
wertlos.« Übersetzt heißt das: Wir sind noch nicht so weit. Die
Kirchen sind es nicht, und die Gesellschaft ist es auch nicht.
Richtige Einheit funktioniert nur durch tieferes Hineindenken und
Hineinleben in den Glauben.
Der Papst ist ein Meister des diplomatischen Wortes. Man muss
schon zwischen den Zeilen lesen, um zu erahnen, wie sich der Papst
die Zukunft der christlichen Kirchen vorstellt. Obwohl Benedikt XVI.
das starke Vorankommen der Ökumene betont hat, sind die Trennlinien
zwischen beiden Kirchen nach wie vor spürbar. Heißt im Klartext:
Ökumene ist gut und sinnvoll, zu viel Ökumene und zu schnelle
Reformen sind (noch) nicht gewünscht. Dazu passt die These des
Philosophen Richard David Precht: Je liberaler die katholische Kirche
wird, desto mehr muss sie den Verfall fürchten.
Aber so sehr die Gläubigen der evangelischen Kirche auch
enttäuscht sein mögen, so sehr haben sie auch Grund zur Freude: Der
Papst hat das Kloster besucht, in dem Martin Luther vor 500 Jahren
als katholischer Mönch lebte, danach seine reformatorischen
Einsichten hatte und die Spaltung der abendländischen Kirchen begann.
In Erfurt begegneten 20 Vertreter der katholischen Kirche 20
Gesandten der evangelischen. Somit gilt das ökumenische Gespräch
kirchenpolitisch als Höhepunkt der Reise. Die Bereitschaft des
Vatikans zum Treffen an diesem Ort ist eine große Geste.
Präses Nikolaus Schneider hat den Papst nach Erfurt eingeladen und
er ist gekommen. Auch wenn sich manche mehr versprochen haben:
Protestanten und Katholiken sind wieder ein bisschen näher gerückt -
nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
354227
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu UN / Vollversammlung Osnabrück (ots) - Gegen alle Hindernisse
Ein denkwürdiger Tag liegt hinter den Vereinten Nationen. Zum
einen, weil Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gegen alle
Widerstände aus den USA und Europa tatsächlich den Antrag zur vollen
Anerkennung Palästinas in der Staatengemeinschaft an
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon überreicht hat. Zum anderen, weil
Abbas eine flammende Rede für die Unabhängigkeit und Freiheit seiner
Landsleute gehalten hat. Für seine couragierte Haltung erhielt er zu
Recht tosenden Beifall in der New Yorker Vollversammlung mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Justiz / Generalbundesanwalt / Schmalzl Osnabrück (ots) - Ohne Fingerspitzengefühl
Die politische Posse um den verhinderten Generalbundesanwalt
hinterlässt zwei große Verlierer. Johannes Schmalzl und seine
Parteifreundin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Schmalzl ist die
tragische Figur eines Postengeschachers, in das er ohne eigenes Zutun
geriet. Der 46-Jährige hat als Stuttgarter Regierungspräsident und
Chef des Landesverfassungsschutzes bewiesen, dass er Behörden
erfolgreich leiten kann. Ihm mag eine langjährige Karriere in der
Justiz fehlen, entscheidend für mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Bundesrat / Energie / Klima Osnabrück (ots) - Einsparen, nicht einlagern
Gemessen an den technischen Unwägbarkeiten und Risiken der
CCS-Technologie, hat der Bundesrat mit seiner Ablehnung die einzig
richtige Entscheidung getroffen: Nicht einmal ein befristeter Test
der unterirdischen CO2-Speicherung ist nach jetzigem Stand möglich.
Bleibt es bei diesem Nein, müsste die Energieversorgung in
Deutschland noch revolutionärer erneuert werden als ohnehin
erforderlich, denn faktisch ist den hochgradig umweltschädlichen
Kohlekraftwerken ohne CCS die Grundlage mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Kirchen / Papst Osnabrück (ots) - Von Gott und Teufel
Wer Gott reden hören will, der lese die Heilige Schrift, wer den
Teufel reden hören will, der lese des Papstes Dekrete und Bullen",
das meinte Martin Luther 1545 in seiner Schrift wider das Papsttum zu
Rom. Wenn Benedikt XVI. nun in genau jenem Kapitelsaal mit der
EKD-Spitze spricht, in dem Luther seinerzeit als Mönch verkehrte,
sollte dies als Geste der Ökumene nicht unterschätzt werden. Dass der
Papst eine allzu weite Annäherung ablehnt, aus Gemeinsamkeit keine
Gleichheit folgert, widerspricht mehr...
- Schwäbische Zeitung: Schmalzl war der falsche Mann - Kommentar Leutkirch (ots) - Vermutlich war es ein Blackout, aber in dieser
Situation durfte eben kein Blackout passieren. Der FDP-Jurist
Johannes Schmalzl, der neuer Generalbundesanwalt werden sollte, hatte
an seinen härtesten Kritiker eine böse Wutmail geschrieben. Das zeugt
nicht gerade von Souveränität - und eben die bräuchte er dringend für
seinen neuen Job. Als Generalbundesanwalt müsste er über solchen
Dingen stehen.
Schmalzl konnte bisher damit punkten, dass er als erfahrener
Behördenchef galt, der überlegt und strukturiert agiert. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|