Börsen-Zeitung: Unruhe vor dem Sturm, Kommentar zur Debatte über einen früheren Start des Euro-Rettungsschirms ESM, von Detlef Fechtner.
Geschrieben am 26-09-2011 |
Frankfurt (ots) - Wenn Finanzpolitiker tatsächlich darauf zielen,
Menschen und Märkte zu beruhigen, dann gelingt ihnen das derzeit
denkbar schlecht. Denn als wären die Probleme in Zeiten steigender
Schuldenquoten und sinkender Wachstumsraten nicht bereits groß genug,
sorgen die Regierungen für stetig neue Irrungen und Wirrungen.
Aktuelles Beispiel ist der Fahrplan für die Euro-Rettungsschirme.
Bisher ist geplant, dass der dauerhafte Notfonds ESM von Mitte 2013
an die Stabilität in Euroland schützen soll und bis dahin das
Provisorium EFSF in Kraft bleibt. Nun aber ist eine Debatte über
einen früheren Start des ESM entbrannt - auch durch Äußerungen von
Bundesfinanzminister Schäuble.
Gewiss, es lassen sich einige Argumente finden, die für ein
möglichst frühzeitiges Inkrafttreten des ESM sprechen. Erstens
besitzt der Dauer-Schirm eine robustere Grundlage, weil er auf
internationalem Recht fußt, nicht bloß auf luxemburgischem
Privatrecht. Zweitens ist sein organisatorisches Format näher an
einer Bank, da die Euro-Länder nicht bloß Garantien für den ESM
stellen, sondern auch "echtes Geld" als Bareinlage. Deshalb könnte
der ESM vieles tun, was mit der EFSF verdammt schwierig werden dürfte
- gerade mit Blick auf die aktuellen Überlegungen, mehr Kapital zu
mobilisieren, indem der Fonds gehebelt wird. Drittens sieht der
Dauer-Schirm die berühmten CAC-Klauseln vor, die eine geordnete
Insolvenz eines Staats durch klare Regeln für die Gläubiger zumindest
vereinfachen.
Einem früheren Übergang auf den ESM stehen indes auch Hindernisse
im Weg. Die nötige Mini-Vertragsänderung müsste durch alle 27
nationalen Parlamente gepeitscht werden. Und die Regierungen müssten
bereits im Jahr 2012 Milliarden an den ESM überweisen. Vor allem aber
provoziert die Diskussion über den ESM-Fahrplan gerade jetzt
Irritationen, weil derzeit europaweit die umstrittene EFSF-Ausweitung
ratifiziert wird. Sie erweist sich als Debatte zur Unzeit, denn in
Brüssel und Berlin entsteht neue Unsicherheit. Ist, so fragen die
Kritiker, der Vorschlag nicht Beleg dafür, dass nicht einmal die
Verfechter einer erweiterten EFSF daran glauben, dass der Schirm groß
und stark genug ist, um drohenden Unwettern zu trotzen. Die
Kontroverse verstärkt die Ängste vor einem bevorstehenden Sturm und
sorgt für Unruhe. Eine Unruhe, die endgültig in Unverständnis
umschlägt, wenn es nun heißt, es gehe ja ohnehin nur um das Vorziehen
des ESM um einige Wochen. Wenn dem wirklich so ist, hätte sich die
Politik diese Diskussion sparen können.
(Börsen-Zeitung, 27.9.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
354533
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur / Ifo / September Osnabrück (ots) - Neue Wirklichkeit
Die europäische Staatsschuldenkrise führt in Griechenland bereits
zu Unruhen, Brüchen in Lebenswegen und persönlichen Tragödien bis hin
zum Suizid. Allmählich legt sie sich auch auf die Gemüter im bisher
verschonten Deutschland.
Viele Griechen haben Angst, in die Armut zu stürzen. So weit gehen
die Gedanken deutscher Manager wohl noch nicht. Aber der aktuelle
Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, dass die hohe Staatsverschuldung
vieler europäischer Länder, auch Deutschlands, als großes Risiko für mehr...
- Neues BSkyB-Unternehmen The Cloud führt im Zuge umfangreicher Hotspot-Expansion Standards für neues WLAN-Zubehör von Ruckus Wireless ein Paris (ots/PRNewswire) -
- Tausende 802.11n Dualband-WLAN-Zugangspunkte für
Vertragskunden eingeführt - Verbesserung der Leistung und Zuverlässigkeit
von WLAN und Unterstützung mobiler Datendienste als Ziel
BROADBAND WORLD FORUM -- Ruckus Wireless
[http://www.ruckuswireless.com ](TM) gab heute bekannt, dass sich The
Cloud, der grösste Anbieter von öffentlichen WLAN-Zugängen im
Vereinigten Königreich, dazu entschieden habe, auf die hochmodernen
Drahtlosprodukte und Technologien für Innenbereiche mehr...
- Schwäbische Zeitung: In raueren Zeiten - Kommentar Leutkirch (ots) - Es gibt Länder, die mehr Grund zum Klagen haben
als Deutschland. Doch auch wenn der Ifo-Geschäftsklimaindex noch eine
recht freundliche aktuelle Lage verheißt, auch wenn die
Auftragsbücher noch voll sind, die Unternehmen noch Arbeitskräfte
einstellen wollen und die Krise sich "nur" auf den Finanzmärkten
abzuspielen scheint - eine Insel der Seligen ist Deutschland nicht.
Dazu ist die hiesige Volkswirtschaft zu stark in die Weltwirtschaft
eingebunden.
Die stark gesunkene Erwartungskomponente des Ifo-Indexes zeigt mehr...
- Delcath kündigt weitere Ergebnisse aus neuroendokrinen Tumor-Kohortenstudien an, die anlässlich des European Multidisciplinary Cancer Congress vorgestellt werden New York und Stockholm (ots/PRNewswire) -
Delcath Systems hat bekannt gegeben, dass James F. Pingpank, MD,
FACS und ausserordentlicher Professor der Chirurgie an der University
of Pittsburgh School of Medicine, heute ein Poster präsentieren wird,
das zusätzliche Daten aus der Kohortenstudie zu metastasierenden
neuroendokrinen Tumoren (mNET) der kürzlich durch Delcath
abgeschlossenen klinischen Phase-2-Studie zu dem
Chemosättigungssystem enthält. Das Poster wird anlässlich des
European Multidisciplinary Cancer Congress in Stockholm mehr...
- Occlutech-Geschäftsführer gewinnt Patentrechtsstreit gegen St Jude-AGA Medical Jena, Deutschland (ots/PRNewswire) -
Occlutech, ein führender europäischer Entwickler von Implantaten
zur Behandlung struktureller Herzerkrankungen, gab heute bekannt,
dass das Landgericht Düsseldorf die Patentverletzungsklage, die von
der St Jude AGA Medical gegen Herrn Tor Peters persönlich eingelegt
wurde, abgewiesen und damit zugunsten des Geschäftsführers der
Occlutech GmbH entschieden hat.
Am 10. Mai 2011 gewann die Occlutech GmbH am Bundesgerichtshof in
Karlsruhe nach mehr als 5 Jahren eine Patentrechtsstreitigkeit wegen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|