Jemen: Dritter Journalist seit Beginn der Aufstände getötet / ROG plädiert für Entsendung von UN-Sonderberichterstatter
Geschrieben am 27-09-2011 |
Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den
Tod des Journalisten Hassan Al-Wadhaf. Der Kameramann erlag am 24.
September 2011 in einem Krankenhaus der jemenitischen Hauptstadt
Sanaa seinen Schussverletzungen am Kopf. Al-Wadhaf war am 18.
September von Schüssen getroffen worden, als er eine
Anti-Regierungsdemonstration in Sanaa verfolgte.
Heckenschützen auf Dächern hatten Augenzeugen zufolge wahllos in
die Menge gefeuert. Zugehörigkeit und Identität der Täter sind
unbekannt. Mindestens 26 weitere Personen wurden an diesem Tag
getötet. Sicherheitskräfte waren unterstützt von Milizen gewaltsam
gegen Demonstranten vorgegangen.
Al-Wadhaf arbeitete unter anderem für den US-finanzierten
arabisch-sprachigen Satelliten-Fernsehsender "Al-Hurra". Der
Kameramann ist bereits der dritte Reporter, der seit Beginn der
Proteste Anfang Februar im Jemen getötet wurde. Am 18. März waren
Jamal Al-Scharabi, Fotojournalist bei der unabhängigen Wochenzeitung
"Al-Masdar", sowie Mohammed Jahia Al-Malajia, Korrespondent der
Zeitung "Al-Salam", bei Demonstrationen in Sanaa in die Schusslinie
geraten und getötet worden.
Angesichts der weiter andauernden Gewalt in dem vorderasiatischen
Land appelliert ROG an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen,
einen Sonderberichterstatter in den Jemen zu schicken. Die
Menschenrechtsverletzungen gegen Medienschaffende und andere
Zivilisten müssten dringend untersucht werden, so ROG.
Insbesondere seit der Rückkehr von Präsident Ali Abdallah Saleh
aus Saudi-Arabien am 23. September haben Repressionen gegen
Medienschaffende und Zensur wieder merklich zugenommen: Ein
Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur entkam nur knapp einem
Mordattentat durch einen Scharfschützen. Ein Fernsehjournalist wurde
von einer Kugel getroffen und verletzt, als er von einem
Versammlungsort von Oppositionellen kam. Zudem gerieten die Häuser
von zwei Journalisten unter Beschuss. Auch auf den Sitz der
Journalistengewerkschaft wurden gezielt Schüsse abgefeuert. Darüber
hinaus wurde am 25. September die unabhängige Nachrichtenseite
"Jemen-Nation" gesperrt.
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
F: +49 (0)30 202 15 10 - 29
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