Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Schuldenkrise
Geschrieben am 27-09-2011 |
Bielefeld (ots) - Die USA sind im freien Fall: 14 Billionen Dollar
Staatschulden, defizitäre Handelsbilanzen, schwache Konjunkturdaten
und die hohe Arbeitslosigkeit offenbaren die Schwäche eines Landes,
das seinen Zenit überschritten hat. Doch Schadenfreude ist fehl am
Platz. Europa und Amerika sind wirtschaftlich, diplomatisch und
militärisch so eng verzahnt, dass Verluste jenseits des Atlantiks
auch hierzulande Unheil stiften. Noch im Sommer wären die USA fast
pleite gegangen. Das hätte auch Europa beschädigt.
Es erstaunt somit, dass sich ausgerechnet US-Präsident Barack
Obama die Rolle unseres Zuchtmeisters anmaßt. Sein vorlautes Wort,
die »EU-Krise ängstige die Welt«, prallt diesseits des Atlantiks ab.
Längst ist den Europäern klar, dass die weltweite Finanz- und
Wirtschaftskrise von den USA ausging - von der amerikanischen
Bankenkrise und Immobilienblase, die die internationale Finanzkrise
auslöste. Obamas EU-Schelte fällt somit auf ihn selbst zurück:
Amerika, nicht Europa, hat die Welt in Bedrängnis gebracht.
Obendrein hat der US-Präsident das amerikanische Finanzsystem
nicht ausreichend reformiert. Viele Verbesserungen sind gescheitert:
Die Megabanken können im Krisenfall den Steuerzahler weiterhin als
Geisel nehmen, der Eigenhandel bleibt erlaubt, die Banken zahlen
wieder exorbitante Boni, der Derivatenhandel wurde nicht unterbunden,
und ungedeckte Leerverkäufe bleiben zulässig. Wall Street - nicht
»Main Street« - hat obsiegt. Diese traurige Bilanz täuscht keinen
Europäer, der die Zeche für die US-Finanzmisere mitzahlen muss.
Somit wird offenkundig, dass Obama die EU-Attacke als Schachzug im
Präsidentschaftswahlkampf einsetzt. Sein Versuch, Europa als
Sündenbock darzustellen, soll von eigenen Fehlern und Versäumnissen
ablenken und die Kritik entschärfen. Diese pure Wahlkampftaktik wird
höchstens von naiven Wählern geschluckt; hierzulande wird das Manöver
durchschaut. Der US-Präsident entlarvt sich selbst.
Nun wäre es unfair, die Hauptschuld an der US-Misere nur dem
Präsidenten zuzuschieben. Kongress, Medien, Bankenlobby,
»Tea-Party«-Aktivisten und die Blockadepolitik der Republikaner sind
mitverantwortlich. Das jüngste Gezerre um die US-Verschuldungspolitik
hat die Engstirnigkeit und Hartnäckigkeit der amerikanischen
Opposition beängstigend offenbart. Eher schadet man sich und dem
Lande, als mit diesem Präsidenten zusammenzuarbeiten.
Doch egal, ob Präsident oder Kongress hier versagt haben: Europa
und die USA dürfen jetzt nicht streiten. Sie sitzen im gleichen Boot
und sollten gemeinsam die Kuh vom Eis ziehen. Statt die Europäer zu
belehren, die angespannt eine Lösung der Euro-Krise suchen, hätte
Obama seine Kooperation anbieten müssen.
Leider lässt er sich jedoch vom Blockadegeist seiner Gegner
infizieren. Das ist ein fataler Fehler - auch für einen Präsidenten,
der im Wahlkampf nur taktisch lavieren will.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
354808
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Rot-Grün in Berlin Bielefeld (ots) - Na, das kann ja was werden! Eine hanebüchene
Vereinbarung soll zum Grundkonsens der neuen Berliner Landesregierung
werden.
Rot und Grün wollen das Geld für die umstrittene Autobahn 100
lieber für Straßensanierungen und Lärmschutz verwenden, damit sie
bloß nicht innerhalb der Legislaturperiode ähnlich kollidieren wie
die Parteifreunde rund um den Stuttgarter Bahnhof. Mit diesem
juristischen Taschenspielertrick wollten sie den
3,2-Kilometer-Weiterbau der A 100 von Neukölln zum Treptower Park
hinausschieben. mehr...
- Das Erste, Mittwoch, 28. September 2011, 5.30 -9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 8.05 Uhr, Christian Lindner, FDP Generalsekretär,
Thema: Abstimmung EU-Rettungsschirm
8.35 Uhr, Richard Sulik, Slowakischer Parlamentspräsident, Thema:
Abstimmung EU-Rettungsschirm
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Der faule Kompromiss um die Autobahn A 100 - Leitartikel Berlin (ots) - Wenn das der Start zu einer stabilen rot-grünen
Landesregierung sein soll, dann ist er gründlich misslungen: Der
Kompromiss zum geplanten Ausbau der Stadtautobahn A 100 ist nämlich
kein Kompromiss, sondern eine Mogelpackung. Sowohl die Wähler der
Berliner SPD als auch die der Grünen müssen sich getäuscht fühlen. Es
hat im zurückliegenden Wahlkampf wenige Themen gegeben, die die
Gemüter bewegt haben und an denen die Unterschiede zwischen den
Parteien deutlich erkennbar waren. Die A 100, die mit rund 420
Millionen Euro mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Forschung / Ethik Osnabrück (ots) - Erfreulich einig
Mit den Kombinationen von Mensch und Tier experimentieren
Wissenschaftler schon seit einigen Jahren, etwa mit der Übertragung
von Teilen des menschlichen Hirns. Doch Monster wie die aus
Frankensteins Gruselkabinett züchten sie dadurch nicht. Vielmehr
schürt die Forschung große Hoffnungen, dass Tiere als Organspender
dienen können. Oder dass Mediziner Krankheiten besser behandeln
können, etwa Alzheimer, Demenz, Krebs oder Parkinson. Immerhin haben
diese Versuche den Vorteil, dass menschliche mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Missbrauch / Kabinett Osnabrück (ots) - Quälend langsam
Was lange überfällig war, nimmt endlich Gestalt an. Nachdem Anfang
vergangenen Jahres Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen
sowie in Schulen bekannt geworden sind, präsentiert die
Bundesregierung jetzt einen Aktionsplan zum Schutz von Kindern und
Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung. Das deutlich
verschärfte Kinderschutzgesetz lässt freilich weiter auf sich warten;
die Mühlen der Gesetzgebung mahlen quälend langsam.
Das ist umso bedauerlicher, als es massive Versäumnisse mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|