Neue OZ: Kommentar zu Deutscher Buchpreis
Geschrieben am 30-09-2011 |
Osnabrück (ots) - Formal und inhaltlich kühne Kandidaten
Klare, gut begründete Abwägungen sind bei den Juroren gefragt. Was
ist ihnen wichtiger: die kunstvolle Verdichtung von
geschichtlich-sozialer Wirklichkeit oder der nicht minder kunstvolle
Zoom auf intimste Seelenregungen? Beide Erzählperspektiven sind unter
den sechs Kandidaten der Shortlist vertreten. Um dafür exemplarisch
zwei Pole zu benennen: Eugen Ruge hat für seinen geschichtshaltigen
Ost-West-Erstling "In Zeiten des abnehmenden Lichts" gerade den
aspekte-Literaturpreis erhalten. Marlene Streeruwitz begibt sich mit
"Die Schmerzmacherin" so tief in das Innere einer jungen, fast
zerstörten Frau, dass auch deren soziale Umwelt als verschwommen und
fragmentiert erscheint. Mit auffallendem Mut und formaler Kühnheit
stellen sich derzeit Autoren Figuren, denen die Vermittlung zwischen
Ich und Welt kaum gelingt. Dieses vermeintlich "Kranke" in der
Literatur spiegelt oft knallharte Realitäten, gerade in unseren
Zeiten. Darin liegen großes Verdienst und Trost, ganz gleich, wie die
Jury sich entscheidet.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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