(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Was sich Brüssel sparen kann, Kommentar zur Nettozahlerposition Deutschlands in der EU, von Detlef Fechtner.

Geschrieben am 03-10-2011

Frankfurt (ots) - Deutschland zahlt wieder am meisten in den
gemeinsamen Topf, und zwar auch nach Abzug aller Rückflüsse an
Bauern, Forschungsinstitute und Gemeinden. Hand aufs Herz, darüber
kann nun wirklich niemand in Schnappatmung fallen. Immerhin ist
Deutschland die größte Volkswirtschaft der EU und seine Bürger sind
wohlhabender als Polen oder Spanier. Auch dass der deutsche
Nettobeitrag noch steigt, taugt nicht wirklich als Aufregerthema.
Denn darin spiegelt sich die erfreuliche Tatsache wider, dass die
deutsche Wirtschaft 2010 schwungvoll gewachsen ist.

Bemerkenswerter als der überschaubare Anstieg der deutschen
Nettoposition sind die stärkeren Zuwachsraten anderer Zahlmeister,
insbesondere der Schweden und Briten. Denn diese Trends führen dazu,
dass eine große und politisch wichtige Gruppe von EU-Staaten ähnlich
stark mit Nettobeiträgen belastet wird: Belgier, Deutsche, Schweden,
Briten, Niederländer - und mit geringem Abstand sogar Italiener,
Franzosen, Dänen und Österreicher. Es ist aus deutscher Sicht
beruhigend, dass die Lasten der EU-Finanzierung ausgeglichener
verteilt werden. Denn bald geht der Billionen-Poker über die künftige
Ausstattung des EU-Haushalts bis 2020 in die heiße Phase. Gut, wenn
sich dann mehrere Schwergewichte in vergleichbarer Lage wie
Deutschland befinden.

Denn dieses Mal steht viel auf dem Spiel. Bei den Strukturfonds
wird richtigerweise die EU-Erweiterung zu einer Verschiebung der
Hilfen nach Osten führen. Gleichzeitig wird in der Agrarpolitik wohl
besonders stark bei großen Höfen gekürzt. Das trifft vor allem
Ostdeutschland. Da diese zusätzlichen Einbußen für Staaten, die
bereits jetzt große Nettozahler sind, kaum zu verhindern sein werden,
kommt es darauf an, dass die EU-Zentrale im Gegenzug die Ausgaben
generell möglichst klein hält. Was sich Brüssel sparen kann, muss
sich Brüssel sparen. Für "nice to have"-Ideen fehlt das Geld - und
die Akzeptanz. Denn niemand würde verstehen, wenn der EU-Haushalt
spürbar erhöht würde, während EU-Beamte von nationalen
Finanzministern eiserne Sparbemühungen verlangen.

Die Botschaft der jüngsten Nettozahler-Daten heißt deshalb nicht,
dass Estland oder Portugal doch bitte schön demnächst mehr zahlen
sollen als Deutschland oder Belgien. Aber die hohen Belastungen der
nationalen Budgets in Berlin, London oder Stockholm sind ein weiteres
Argument für die Forderung der großen Zahler, den EU-Haushalt
dauerhaft bei einem Prozent der Wirtschaftsleistung zu deckeln.

(Börsen-Zeitung, 4.10.2011)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

355729

weitere Artikel:
  • NTT Europe Expands Global IP Network London and Brussels (ots/PRNewswire) - NTT Europe, a wholly owned subsidiary of NTT Communications Corporation [http://www.ntt.com/index-e.html ] (NTT Com), today announced that it has expanded the reach of NTT Communications' Tier 1 Global IP Network in Europe with a new Point of Presence (PoP) location in Brussels, Belgium. The new global IP network PoP enables NTT Europe to better enable service providers and content networks to gain access to its high-capacity, reliable and efficient network. "We're excited to announce the mehr...

  • Der Tagesspiegel: Rifkin warnt vor neuer globaler Krise Berlin (ots) - Berlin - Der amerikanische Publizist, Soziologe und Regierungsberater Jeremy Rifkin warnt vor einer neuen Krise für die globale Ökonomie. "Kehrt die Weltwirtschaft zum Wachstumsmodell und -tempo von 2008 zurück, kommt der nächste Zusammenbruch", sagte er dem "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe). Denn der Ölpreis werde in diesem Fall wieder "dramatisch steigen". Ölpreise von mehr als 100 Dollar seien "gefährlich" und führten zu steigenden Lebensmittelpreisen. Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, mehr...

  • WAZ: Beinharter Kampf um Marktanteile - Kommentar von Tobias Bolsmann Essen (ots) - Die großen Technologiekonzerne verfügen nicht nur über umfangreiche Entwicklungsabteilungen, sie beschäftigen auch immer größere Heerscharen von Anwälten. Beinahe kommt einem die Frage in den Sinn, was wichtiger ist. Denn fest steht: Der Kampf um Marktanteile, sei es bei Mobiltelefonen oder bei Computern aller Art, wird mit beinharten Bandagen geführt. Und dazu gehören immer öfter Klagen. Der Grund ist offensichtlich: Wer beim unglaublich schnellen Innovationsrennen in der Branche auch nur eine Winzigkeit ins Hintertreffen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / Proteste Osnabrück (ots) - Funke oder Feuer? Der Gier haben die Demonstranten aus dem New Yorker Zuccotti-Park unweit der Wall Street den Kampf angesagt. Darunter verstehen sie ein ganzes Potpourri von Dingen, die sie abgeschafft sehen wollen: Zwangsversteigerungen, Banker-Boni, Armut, Arbeitslosigkeit, hinhaltende Klimapolitik, Obrigkeit als solche . . . Die Liste ließe sich fortsetzen. Die "Occupy-Wall-Street"-Bewegung ist eine bunt zusammengewürfelte Schar aus Alternativen und Kreativen. Ihre Botschaften sind vage. Man mag kaum glauben, mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kurs halten - Kommentar Leutkirch (ots) - In der Griechen-Krise braut sich ganz schön was zusammen. Selbst der Euro, der sich monatelang sehr robust in der Krise gezeigt hat, ist nun angeschlagen und auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gefallen, von Aktien reden wir lieber erst gar nicht. Vor diesem Hintergrund trifft sich am Donnerstag das EZB-Direktorium, um über die Höhe der Leitzinsen zu befinden. In den vergangenen Tagen ist viel darüber spekuliert worden, ob die Währungshüter nicht besser ihre Zinserhöhungen der vergangenen Monate zurücknehmen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht