(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Realsatire, Kommentar zu Bankenhilfen von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 06-10-2011

Frankfurt (ots) - Mehr Realsatire geht kaum. An der Börse wird die
bevorstehende (Teil-)Verstaatlichung von Banken mit einem
Kursfeuerwerk begrüßt. Nichts anderes als die - sicher gut gemeinte -
Absicht, neue Bankenkombinate zu schaffen, verbirgt sich hinter der
von Berlin bis Brüssel hinausposaunten Bereitschaft, bei allfälligen
Rekapitalisierungen behilflich zu sein. Das wird so laufen wie in den
USA, wo die Regierung vor drei Jahren 250 Mrd. Dollar unters
Bankenvolk brachte: "Ihr nehmt 20 Mrd. Dollar, Ihr kriegt 10 und Ihr
5, keine Widerrede, hier unterschreiben!" Wetten, dass am Ende noch
diejenigen Geld vom Steuerzahler werden nehmen dürfen, die das
erklärtermaßen als Schande empfinden? Volkseigener Betrieb Deutsche
Bank, das hat was! Dass Investoren am gemeinhin unter Kapitalismus zu
subsumierenden Aktienmarkt auf solchen Staatsinterventionismus, zu
dem im weiteren Sinne ja auch die neuerlichen Hilfen der EZB gehören,
euphorisch reagieren, zeigt einmal mehr beispielhaft, in welcher
verrückten Welt wir leben.

Bei den demnächst rekapitalisierten Banken selbst wird sich die
Begeisterung vergleichsweise in Grenzen halten. Staatsknete, selbst
beantragt oder von der nationalen Regierung oktroyiert, heißt nämlich
EU-Beihilfeverfahren, Auflagen, Restrukturierung et cetera.

Die Realsatire wäre nicht vollkommen, gäbe es bei der neuen
Rettungsaktion nicht eine weitere Absurdität: Während den Banken das
Kapital in die eine Tasche reingesteckt wird, will man ihnen das Geld
aus der anderen in Form einer höheren Beteiligung an der
Griechenland-Umschuldung herausziehen - zulasten des Eigenkapitals.
Hier soll mitnichten behauptet werden, dass die Banken keinen
Kapitalbedarf hätten. Den hatten sie bisher nur deshalb nicht, weil
sie es sich gemeinsam mit Regierungen und Aufsehern in einer
Scheinwelt gemütlich gemacht haben. In einer Scheinwelt, in der
Staaten nicht pleitegehen können, deren Anleihen daher nicht mit
Kapital zu unterlegen und unter gewissen Bedingungen nicht auf den
Marktwert abzuschreiben sind.

Die Zeche zahlt nun wieder die Allgemeinheit. Seit drei Jahren
haben Politik und Regulatoren an Konzepten getüftelt, mit denen genau
das verhindert werden sollte. Folgerichtig hat man hierzulande denn
auch den Bankenrettungsfonds Soffin tatsächlich Ende 2010 geschlossen
und durch ein Restrukturierungsvehikel ersetzt, mit dessen Hilfe
systemrelevante Banken in Not auch unter Zwang saniert und
umgekrempelt werden können. Neun Monate später betreibt Berlin die
Reaktivierung des Soffin. Auch das: Realsatire.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

356493

weitere Artikel:
  • Avista Capital Partners ernennt Hakan Bjorklund zum Healthcare Operating Executive New York (ots/PRNewswire) - - Bei Nycomed ausscheidender CEO unterstützt führendes Private Equity-Unternehmen im Bereich Gesundheitsmarkt Avista Capital Partners, ein führendes Private Equity-Unternehmen, hat heute bekanntgegeben, dass es Hakan Bjorklund, den von Nycomed ausscheidenden Chief Executive Officer, als Healthcare Operating Executive eingestellt hat. Herr Bjorklund hat mit Avista eng an der Weiterentwicklung von Nycomed zusammengearbeitet, als Avista Eigentümer des Unternehmens war, das kürzlich mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Steve Jobs = von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Nein, da ist kein Staatsmann gestorben, auch wenn die weltweiten Reaktionen das glauben machen könnten. Steve Jobs war Unternehmer, ein sehr guter sogar. Er hat aus der von ihm mitbegründeten Firma Apple den wertvollsten Konzern der Welt gemacht. Das ist außergewöhnlich, aber es ist nicht das, was Steve Jobs so sehr von anderen Unternehmern unterscheidet. Bei Jobs kam zu einem ausgeprägten Erfindergeist Einfühlungsvermögen. Die Produkte von Apple sind vermutlich deshalb so erfolgreich, weil Jobs vom Ende her gedacht mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Solar Millennium Osnabrück (ots) - Mit Milliarden ins Aus Eine deutsche Zukunftsbranche schwächelt: Die Krise beim Erlanger Kraftwerksentwickler Solar Millennium offenbart das Dilemma eines ganzen Industriestandortes. Deutschland ist dank seiner gesetzlichen Vorgaben Spitzenverbraucher von erneuerbaren Energien. So stammt mehr als jede fünfte Kilowattstunde aus Sonne, Wasser, Wind und Co. In der Bundesrepublik hat der Traum vom sauberen Strom aus der Steckdose seinen Anfang genommen. Der zeitliche Vorsprung für die deutsche Solarindustrie mehr...

  • IGT und Holland Casino unterschreiben Absichtserklärung für MOSAIC Projekt zur Bildung integrierter Casino Management Solution Las Vegas (ots/PRNewswire) - International Game Technology gab heute bekannt, dass seine Tochtergesellschaft IGT eine Absichtserklärung mit Holland Casino für die Entwicklung und Umsetzung des neuen MOSAIC-Projekts von Holland Casino unterschrieben hat. Die Transaktion ist abhängig vom Zustandekommen einer definitive Vereinbarung zwischen den Parteien. Das MOSAIC-Projekt beinhaltet die Modernisierung der Systeme und die Integration der Casino Management-Instrumente von Holland Casino in allen seinen Einrichtungen in den Niederlanden, mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Steve Jobs hat aus Computern Lebensart gemacht - Kommentar Leutkirch (ots) - Der Mac? Das iBook?, iPod, iPad, iTunes oder iPhone? Was hat den Unternehmer Steve Jobs zur Übergröße seiner Branche gemacht? Darüber diskutieren am Tag nach dem Tod des Apple-Gründers mit nur 56 Jahren Milionen Menschen. Einige werden zu dem Schluss kommen: Es war keines dieser weltbekannten Produkte. Steve Jobs hat die offene Bühne geliebt - und in seinen Neuheiten-Shows meist selbst die zweite Hauptrolle gespielt. Dieses Bekenntnis zur Inszenierung ist der Schlüssel zum Erfolg des Kaliforniers, der im Geschäftsleben mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht