Westfalenpost: Ein Armutszeugnis nicht nur für Politiker
Auch deutsche Kinder leiden Hunger
Geschrieben am 14-10-2011 |
Hagen (ots) - Von Rudi Pistilli
Immer mehr Kinder drücken in Deutschland mit leerem Magen die
Schulbank. Das bestätigt der Bundesverband der Kinder- und
Jugendärzte mit Hinweis auf zwei Millionen Betroffene, die unter
Mangelernährung leiden. Die reflexartige Ausrede, dass es nicht am
fehlenden Geld, sondern am allseits beliebten Fast Food liegt, wird
in Zukunft - hoffentlich - nicht mehr das Gewissen beruhigen. Die
finanziellen und gesellschaftlichen Aspekte sind ausschlaggebend!
Angesichts der niedrigen Leistungsbezüge für Hartz-IV-Empfänger
ist das keine Überraschung. Medizinern zufolge sind selbst bei einem
Lebensmitteldiscounter Ausgaben von mindestens fünf Euro am Tag für
jedes Kind notwendig, um eine gesunde Ernährung sicherzustellen. Der
Regelsatz für ein Kind zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr
liegt jedoch nur bei 2,62 Euro. Zwischen dem 7. und
14. Lebensjahr beträgt der Tagessatz fürs Essen 3,22 Euro.
Es ist nicht hilfreich, wenn von verschiedenster politischer Seite
unablässig wiederholt wird, sich des Themas anzunehmen. Bisher hat
man sich nur darüber gestritten, welcher Armutsindex gerechter ist.
Gefordert aber ist eine zeitnahe Hilfe, die ankommt.
Bereits 2007 kam eine Untersuchung des Forschungsinstitutes für
Kinderernährung der Universität Bonn zu einem vergleichbaren
Ergebnis. Viele Initiativen sind gestartet worden - die meisten
blieben wirkungslos. Ein Armutszeugnis für ein so reiches Land wie
Deutschland, dessen Export brummt, dessen Kassen klingeln und dessen
glitzernde Einkaufswelten bald wieder ihre Tore ganz weit öffnen.
Es ist unumgänglich den Betroffenen nun endlich ein Gesicht zu
geben. Aller Scheu zum Trotz. Erst wenn sie als Nachbarn wahrgenommen
werden, wird Hilfe zur moralischen Verpflichtung. Nicht nur für die
caritativen Einrichtungen, die Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften,
sondern für alle, die es tragen können.
Es gibt aber auch eine ganz einfache und schnelle Teil-Lösung des
Problems: Die Einführung gesunder Verköstigung in Kitas und
Ganztagsschulen. Und zwar kostenlos! Arm zu sein, ist keine Schande,
Kindern hierzulande Chancengleichheit zu nehmen schon.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
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