"Deutsche, britische und französische Banken werden noch große Verluste erleiden" / Doubleline-Chef hält Euro-Zone zu riskant für Dollar-Investoren / "Das Bankensystem ist weltweit kaputt"
Geschrieben am 19-10-2011 |
Hamburg (ots) - 'Capital'-Interview mit Jeffrey Gundlach, Chef der
US-Investmentfirma Doubleline: Neue Banken und mehr Wettbewerb nötig
/ Rezession in den USA nicht überwunden / US-Hypothekenmarkt bietet
Möglichkeiten zu investieren / Gerüchte über Nachfolge von Pimco-Chef
Bill Gross haltlos
Hamburg, 19. Oktober 2011 - Der in Amerika als neuer Bond-König
gefeierte US-Fondsmanager Jeffrey Gundlach rät Investoren auf
Dollar-Basis dringend davon ab, derzeit in die Euro-Zone zu
investieren. "Es ist vollkommen unvorhersehbar, wie sich der Euro
entwickelt", sagte der Gründer der US-Investmentfirma Doubleline im
Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 11/2011, EVT
20. Oktober). Sicher sei nur, dass vor allem deutsche, britische und
französische Banken künftig noch große Verluste hinnehmen müssten.
Insgesamt sei das globale Bankensystem kaputt und müsse umfassend
restrukturiert werden. "Wir brauchen neue Banken und mehr Wettbewerb.
Die Institute dürfen nicht immer größer werden, [...] sie müssen
schrumpfen", forderte Gundlach gegenüber 'Capital'.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage im eigenen Land sieht
Gundlach die USA nach wie vor in einer Rezession: "Nur weil die
Regierung zeitweise mehr Geld leiht, um es den Menschen zu geben,
damit sie Produkte aus China kaufen, nenne ich das noch lange nicht
Wachstum." Dabei verdient Doubleline seit Jahren gut an der Krise auf
dem US-Immobilienmarkt, die nach Gundlachs Einschätzung noch nicht
überstanden ist: Sein Anleihenfonds Doubleline Core Fixed Income, der
zu 40 Prozent in hypothekenbesicherte US-Anleihen investiert, legte
seit Jahresbeginn um 9,5 Prozent zu. Mit Ausnahme des Währungsrisikos
berge der US-Hypothekenmarkt zwar alle Risiken, "aber man findet
immer eine Möglichkeit, zu investieren und umzuschichten."
Seinen persönlichen Erfolg als Fondsmanager begründet Gundlach
gegenüber 'Capital' vor allem damit, unabhängige Ansichten verfolgen
und konventionellen Weisheiten widersprechen zu können. "Die meisten
Investoren fühlen sich wohler, gemeinsam falsch zu liegen und Geld zu
verlieren, als allein etwas zu riskieren und womöglich zu gewinnen.
Ich habe keine Angst, allein zu stehen." So habe er auch die
Finanzkrise kommen sehen und Risiken vermeiden können. Auf die
Spekulation angesprochen, er solle die Investoren-Legende Bill Gross
bei Pimco ablösen, sagt Gundlach: "Das wäre nichts für mich. So lange
ich nicht die gesamte Firma leite, wäre ich immer untergeordnet. Das
wird sehr schnell frustrierend."
Pressekontakt:
Paul Prandl, Chefredaktion 'Capital',
Tel.: 069/15 30 97-728, E-Mail: prandl.paul@guj.de
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