Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Kriminalität / Kunstfälscher
Geschrieben am 27-10-2011 |
Osnabrück (ots) - Hauptfrage nicht gestellt
Nichts gegen eine Justiz, die zügig arbeitet. Der Prozess gegen
Wolfgang Beltracchi und seine Fälscherfreunde hätte hingegen gern
noch etwas länger dauern dürfen. Dabei steht nicht einmal der Wunsch
im Vordergrund, dem begnadeten Selbstdarsteller Beltracchi noch
ausführlicher dabei zusehen zu dürfen, wie er sein Leben zwischen
Prunk und Pleite, Kunst und Klamotte weiter ausbreitet. Das kommt
ohnehin früh genug. Wetten, dass diese Vita alsbald verfilmt wird?
Der Prozess hätte vor allem länger dauern dürfen, ja müssen, um
all die Zeugen zu hören, die etwas zu der Hauptfrage dieser Affaire
um gefälschte Meisterwerke hätten beitragen können: Wie geht es in
einem Kunstmarkt zu, der auf derart dreist nachgemachte Ware
hereinfällt? Erschreckend leichtgläubig waren sie alle, jene
Kunsthändler, Gutachter und Käufer, die jede Sorgfalt hintanstellten,
als sich die Möglichkeit bot, mit Kunst der Moderne gutes Geld zu
machen. Alle haben sich bedient, keiner hat kritisch genug
nachgefragt. Nicht nur Geld ging verloren. Vor allem das Vertrauen in
den Kunsthandel hat arg gelitten.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
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