Westdeutsche Zeitung: Volksabstimmung der Griechen =
Von Ingo Faust
Geschrieben am 02-11-2011 |
Düsseldorf (ots) - Ministerpräsident Giorgos Papandreou steht mit
dem Rücken zur Wand. Seine noch verbliebenen Freunde in Europa hat er
mit der überraschenden Ankündigung eines Referendums in Griechenland
über das abgesegnete zweite EU-Rettungspaket brüskiert. Seine
Landsleute hassen ihn wegen der drastischen Sparmaßnahmen und gehen
dagegen weiter auf die Straße.
Papandreous Pläne, mit denen der innenpolitische Stillstand mit
dem außenpolitischen Druck aus Brüssel unzulässig verquickt wird,
sind ein Spiel mit dem Feuer. Das ist Kasino pur oder "alles oder
nichts". Dennoch haben schon vor ihm Politiker alles auf eine Karte
gesetzt und gewonnen. Da fällt einem gleich Ex-Bundeskanzler Gerhard
Schröder mit der Vertrauensfrage zum Afghanistan-Einsatz ein.
Schröder war aber immer ein Zocker, von Papandreou war solches bisher
nicht bekannt.
Mit der Volksabstimmung will Papandreou, der sich am Freitag noch
vom Parlament das Vertrauen aussprechen lassen will, für klare
Verhältnisse sorgen. Das ist eigentlich lobenswert. Denn die meisten
übrigen Europäer halten die Griechen, die seit Monaten demonstrieren
und die wirtschaftliche Lage nur verschlimmern, inzwischen für
politisch leicht schizophren. Sie fragen sich, gegen wen und für was
die Erfinder der Demokratie eigentlich kämpfen. Die Suppe haben sie
sich schließlich selbst eingebrockt und müssen sie jetzt auch alleine
auslöffeln.
Die Zustimmung der Griechen zu ihrer eigenen Rettung hängt allein
von der Fragestellung beim Referendum ab. Lautet sie beispielsweise:
Unterstützt ihr die Sparbeschlüsse? - dann gibt es ein klares Nein.
Heißt die Frage aber: Wollt ihr weiter den Euro behalten? - dann
dürften 70 Prozent und mehr mit Ja stimmen.
Da Papandreou Spross einer alteingesessenen Politiker-Familie ist
und sämtliche Tricks kennt, könnte er planen, mit geschickter
Formulierung das vermeintliche Nein noch in ein Ja zu drehen. Bei
einem positiven Ausgang des Referendums hätte er Europa und dem Euro
sogar einen Dienst erwiesen. Dann hätten die Griechen ihrer Rettung
zugestimmt und müssten die Blockadehaltung aufgeben. Selbst bei einer
Ablehnung wären sie an den Folgen dann selbst schuld. Letzteres wird
aber nicht kommen, Europa neigt zum Schwarzsehen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
361235
weitere Artikel:
- "DER STANDARD"-Kommentar: "Ein Appell als Verzweiflungsakt"
von Michael Völker Angesichts der Verflachung des Heute gewinnt das Früher an
Tiefe und Schärfe - Ausgabe vom 3.11.2011
Wien (ots) - Früher war alles besser. Das sagen vor allem jene,
die noch im Früher verwurzelt sind, die das Früher selbst erlebt
haben. Das sagen aber auch viele Jüngere. Weil sie es von den Älteren
so hören und weil sie selbst Zeugen eines unbefriedigenden
Ist-Zustands sind. Auf die Politik umgelegt: Wer das jetzt hautnah
miterlebt, muss zwangsweise zur Ansicht geraten: Früher war alles
besser.
Diese Verklärung der Vergangenheit ist mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Erdogans Äußerungen beim Berlin-Besuch
Schlag gegen die Integration
NICO BUCHHOLZ Bielefeld (ots) - Man kann die Uhr danach stellen: Wenn der
türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Deutschland ist,
zieht er über die Integration vom Leder. So war es auch bei seinem
Besuch anlässlich des 50-jährigen Bestehens des deutsch-türkischen
Anwerbeabkommens. "Wer Deutschkenntnisse zur wichtigsten
Voraussetzung erklärt, verletzt die Menschenrechte", sagt er. Doch
die Verpflichtung, die Landessprache zu lernen, ist keine
Beschneidung der Menschenrechte. Die Beherrschung der Sprache
ermöglicht erst, diese wahrzunehmen. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Neuer Vorfall in Fukushima
Nicht die letzte Hiobsbotschaft
THOMAS SCHÖNEICH Bielefeld (ots) - Viele Monate war es ruhig um den japanischen
Unglücksreaktor Fukushima. Doch wer Ruhe mit Sicherheit gleichsetzte,
wurde spätestens Mittwochmorgen enttäuscht. In dem vom Erdbeben im
März schwer beschädigten Atomkraftwerk gibt es Hinweise, dass eine
unkontrollierte Kernspaltung stattgefunden hat. Natürlich
beschwichtigt der Betreiber Tepco: Alles nicht so schlimm, erhöhte
Radioaktivität sei außerhalb des Reaktors auch nicht festgestellt
worden. Aber es ist schwer zu glauben, dass dies die letzte
Hiobsbotschaft gewesen mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Geplantes Referendum in Griechenland über Rettungspaket
Am Anfang stand das Chaos
MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Zum Chaos haben viele Griechen ein besonderes
Verhältnis. Denn Chaos war der Ursprung der heutigen Welt, aus ihm
heraus entstand nach der Mythologie des 700 vor Christus geborenen
griechischen Dichters Hesiod die ganze Welt mit ihren Göttern. So
schrieb es Hesiod in seiner Theogonie nieder. Will man es wohlmeinend
formulieren, sind die Griechen also nun wieder an den Wurzeln ihrer
Entstehungsgeschichte angekommen. Das vom griechischen
Ministerpräsidenten Georgios Papandreou in einer
Nacht-und-Nebel-Aktion lancierte mehr...
- RNZ: "Kleiner Preis?" - Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Vattenfall-Klage Heidelberg (ots) - Von Sören Sgries
Die Atomkonzerne machen ernst mit ihrer Klage-Drohung. Das darf
nicht überraschen. Es sollte ihnen auch nicht verübelt werden -
schließlich müssen sich die Energieriesen wie jeder andere
Unternehmer auch darauf verlassen können, dass ihre
Geschäftsgrundlagen nicht durch willkürliche staatliche Eingriffe
gefährdet sind. Und willkürlich kann man die Entscheidung zum
Atomausstieg durchaus nennen, fiel sie doch nur wenige Monate nach
Verkündung der Laufzeitverlängerungen. Der Ausstieg war aber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|