Börsen-Zeitung: Keiner ist schuld, Kommentar zum Bilanzierungsskandal bei der Bad Bank der Hypo Real Estate von Ulli Gericke
Geschrieben am 02-11-2011 |
Frankfurt (ots) - Nein, Peanuts sind 55,5 Mrd. Euro wahrlich
nicht, auch wenn es sich dabei nicht um offene Handwerkerrechnungen,
sondern um Staatsschulden oder Nichtschulden handelt. Als vor wenigen
Tagen ein "Rechenfehler" in dem beeindruckenden Ausmaß besagter 55,5
Mrd. bei der Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate HRE
offenkundig wurde, war die Empörung groß. Können denn diese
übergeschnappten Banker, die ihr Institut mit 180 Sachen krachend an
die Wand gesetzt haben, nicht einmal rechnen, fragte sich das
verblüffte Volk.
Und bekam als Antwort das vielstimmige Schauspiel der verfolgten
Unschuld vorgeführt. Keiner der Beteiligten sah irgendwelche Schuld
bei sich - weder die HRE als Dienstleister noch die FMS
Wertmanagement als Bad Bank, bei der die Bilanzfehler offenkundig
geworden waren. Auch die Wirtschaftsprüfer von PwC haben nach eigenem
Bekunden "sachgerecht" testiert. Keiner Schuld ist sich auch die
Finanzmarktstabilisierungsanstalt als Aufsichtsbehörde bewusst - und
noch weniger Verantwortlichkeit kann das Finanzministerium als
Eigentümer des Ganzen bei sich erkennen.
Das alles ist zwar verständlich, aber mindestens genauso absurd
wie das Unvermögen, saldierte Berechnungen von nicht-saldierten zu
unterscheiden. Noch absurder ist der Versuch von Finanzminister
Wolfgang Schäuble, diese satte Milliardendifferenz, die die
Schuldenquote Deutschlands in diesem Jahr um 2,6 Punkte auf 81,1%
senkt, als reines Kommunikationsproblem kleinzureden. Garniert mit
dem Sahnehäubchen, er wolle keine Schuldzuschreibungen vornehmen.
Keiner hat also Schuld, ist nunmehr regierungsamtlich.
Abgesehen davon, dass Kommunikationsprobleme, wie etwa die Emser
Depesche, schon Kriege zur Folge hatten, kann Schäuble doch nicht
ignorieren, dass der FMS-Vorstand auf Basis offenkundig nicht
überprüfter Zahlen - weder vom ihm, noch von PwC - einen Abschluss
unterzeichnet hat. Und dafür haften muss. Da die FMS ein Wahlrecht
hat zwischen einer saldierten und unsaldierten Bilanz, muss der
Vorstand nachfragen, welche Zahlen er geliefert bekommt - netto oder
brutto. Und ist es nicht vornehmste Aufgabe der Wirtschaftsprüfer,
alles sorgfältigst zu begutachten? Solche Großzügigkeiten bei einer
Bank, die ein faules Portfolio von reichlich 160 Mrd. Euro abwickeln
soll, kann sich dieses Land nicht leisten. Und einen
Verantwortlichen, der das alles nonchalant absegnet, auch nicht. Das
muss anders werden, wenn die letzten Bande zwischen HRE und FMS in
zwei Jahren gekappt werden.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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