Neues Deutschland: Zur Griechenland-Debatte
Geschrieben am 03-11-2011 |
Berlin (ots) - Alles hätte der griechische Ministerpräsident sich
erlauben dürfen, nur eines nicht: Demokratie. Da sei die EU vor!
Papandreou »verzichtete« auf das erwogene Referendum. Er sei am
eigenen Parlament gescheitert, heißt es. Doch das ist weniger als die
halbe Wahrheit: Er wurde zum Sturz freigegeben - von den Mächtigen
der EU, voran Deutschland und Frankreich, die als Staatsbeauftragte
der Banken und Börsen handeln. Sie haben Griechenland in eine fast
ausweglose Situation getrieben, die griechische Regierung zu einer
Erdrosselung des sozialen Lebens im Land genötigt, die
Komplizenschaft Papandreous bis zur ebenso verzweifelten wie
vernünftigen Konsequenz getestet: das eigene Volk zu befragen, ob es
ihm Rückendeckung gibt. Allein die Möglichkeit, dass es ihm diese
verweigert hätte, brachte die EU in Rage. Mag sein, dass Papandreou
nur der schlauere Komplize sein wollte, um den Protest zu zügeln.
Doch die EU und die Banken wollen kein Volk befragen, sie wollen den
Völkern diktieren. Gestern wurden Nachfolger für Papandreou
gehandelt, deren Namen griechische Politiker »aus EU-Kreisen«
erhielten. Man ahnt, welch' Klartext Brüssel, Berlin und Paris da -
neben öffentlicher Maßregelung - an ihre parlamentarischen Obristen
in Athen telefonierten, um sie auf den Coup zu verpflichten. In einem
Internet-Blog hieß es: »Wie schade, werden die Märkte heimlich
seufzen, dass eine Militärdiktatur in Griechenland schon verbraucht
ist - Brüssel schien ein brauchbarer Ersatz.« Das ist es, was sich
nun vollzieht: eine samtene Diktatur gegen die Gefahr einer samtenen
Revolution.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD
Telefon: 030/2978-1721
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Pressekontakt:
Märkische Oderzeitung
CvD
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