Hermann Nitsch im Leopold Museum: "Angekommen im Vatikan" - BILD
Geschrieben am 04-11-2011 |
Bisher größte Schau zu zeichnerischem und graphischem Werk
Wien (ots) - Zum ersten Mal in Österreich zeigt das Leopold Museum
in Kooperation mit der Nitsch Foundation eine umfassende museale
Auseinandersetzung mit dem zeichnerischen und grafischen Werk von
Hermann Nitsch (*1938). Carl Aigner, Mitglied des Vorstandes der
Leopold Museum-Privatstiftung, Direktor des Landesmuseum
Niederösterreich und Kurator der Ausstellung "Hermann Nitsch.
Strukturen" schuf für Wien - gemeinsam mit Prof. Hermann Nitsch -
eine Präsentation die laut Aigner weit mehr als eine Ausstellung ist.
Nitsch versuche jede Ausstellung immer in ein kleines oder großes
Orgien Mysterien Theater zu verwandeln, so Aigner.
Insgesamt sind in der Schau mehr als 300 Objekte zu sehen. Ein am
Friedrichshof erworbenes Nitsch-Gemälde des legendären "Asolo Raumes"
(1973) stammt aus der Sammlung von Prof. Rudolf Leopold. Für Hermann
Nitsch war Leopold, den er "nur von der Ferne" kannte, bereits
während seines Studiums ein Begriff, als "der, der die Schieles
sammelt". Als begeisterter Verehrer der im Leopold Museum umfassend
präsenten Künstler Richard Gerstl und Egon Schiele sowie des
Komponisten Arnold Schönberg, sieht er sein Werk im Leopold Museum
gut aufgehoben. Die österreichische Spielart des Expressionismus sei
"vollgepfercht mit Erotik, Sadomasochismus und Exzessivem", stehe dem
Aktionismus sehr nahe. In der Jugend sei er an den freien Wochenenden
entweder ins Kunsthistorische Museum oder in das Obere Belvedere
gepilgert. Nun sei er - im Leopold Museum - direkt im Vatikan
angekommen.
Leopold Museum Managing Director Peter Weinhäupl freute sich die
große Nitsch-Schau als dritte Ausstellung zum 10-Jahres-Jubiläum
präsentieren zu können. "Wir sind stolz darauf" ein solches Projekt
zu beherbergen, hielt Weinhäupl fest. Diethard Leopold, der das
Projekt sehr unterstützte, wies auf die "dialogischen Linien"
zwischen Aktionismus und Expressionismus hin. Die Ausstellung sei für
Leopold "der 7. Raum der Schiele-Schau Melancholie und Provokation",
in der u.a. Arbeiten der Aktionisten Günter Brus und Rudolf
Schwarzkogler Werken Schieles gegenübergestellt werden. Aigner
zitierte aus einer aktuellen "Nitsch-Bibel", der Zitatensammlung
"Blut in den Mund". Nitsch hielt vor rund 15 Jahren fest: "Egon
Schiele hat mich zu meinen besten und äußersten
Ausdrucksmöglichkeiten gebracht." Diethard Leopold zeigte sich
begeistert, dass ein großer Teil des bisher zu Unrecht weniger im
Mittelpunkt stehenden grafischen Werkes von Nitsch gezeigt wird. Auch
habe er sich speziell dafür eingesetzt, dass der "Asolo Raum"
rekonstruiert wird.
Ausstellungskurator Carl Aigner wies auf die große Bedeutung
Hermann Nitschs für die österreichische Kunst hin. Für ihn sei das
druckgraphische Werk Nitschs, zu dem er schon mehrere Ausstellungen
kuratiert habe, ebenso wie das zeichnerische Oeuvre "bildnerische
Grundlage des o.m. theater." Entstanden aus dem Groll gegenüber der
Architektur der 60er Jahre sei das o.m.theater "der große Rahmen",
dem sich alles unterordnet." Aigner würdigte Nitsch auch als
bedeutendsten österreichischen Theatermacher nach 1945, radikaler als
Brecht und mit einer "unvergleichlichen Authentizität des realen
Ablaufs."
Leopold Museum Direktor Tobias G. Natter verwies grundsätzlich auf
das Leopold Museum als eine "geeignete Plattform um die Folgen und
die Verbindungen zwischen dem frühen Expressionismus der Schielezeit
und des Wiener Aktionismus der 1960er Jahre und dessen Folgen
umfassend zu beleuchten." Ein Anspruch wäre die Erarbeitung einer
umfassenden Ausstellung, die auch international, etwa in den USA und
Japan präsentiert wird.
Die Ausstellung "Hermann Nitsch. Strukturen.
Architekturzeichnungen, partituren und realisationen des o.m.
theaters" ist bis 30. Jänner im Leopold Museum zu sehen.
http://www.nitsch-foundation.com/
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/2434/
Rückfragehinweis:
Mag. Klaus Pokorny
Leopold Museum-Privatstiftung Presse / Public Relations
MuseumsQuartier Wien
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel +43.1.525 70-1507, Fax +43.1.525 70-1500
www.leopoldmuseum.org presse@leopoldmuseum.org
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