Westdeutsche Zeitung: Gewaltproblem im Fußball =
von Christoph Fischer
Geschrieben am 04-11-2011 |
Düsseldorf (ots) - Natürlich hat der Deutsche Fußball-Bund die
Zweitliga-Begegnung zwischen Fortuna Düsseldorf und Dynamo Dresden
als "Risikospiel" eingestuft. Weil Dresden das dem Verein zustehende
Kartenkontigent nicht ausschöpfte, blieb es weitestgehend ruhig.
Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrungswerte hatten die Einsatzleiter
auch nicht mit Randale gerechnet.
In der Politik sieht das anders aus. Leute, die bisher öffentlich
noch nicht weiter aufgefallen sind, fühlen sich motiviert,
drakonische Strafen zu fordern. Schleswig-Holsteins Innenminister
Klaus Schlie will ein lebenslanges Stadionverbot für verurteilte
Fußball-Rowdys. Weil die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht
ausreichten. Man weiß nicht, wann Klaus Schlie zuletzt im Stadion
war, auch nicht, was ihn zu dieser Forderung veranlasst hat, aber er
wird nicht der letzte sein, der sie erhebt.
Die Gewaltdiskussion im deutschen Fußball erfolgt aller Erfahrung
nach in Wellen. Vereinfacht betrachtet, fing das in den 80er Jahren
mit der Heysel-Katastrophe und der Europameisterschaft 1988 an,
setzte sich in den 90er Jahren mit der Weltmeisterschaft in Italien
und der Hillsborough-Katastrophe fort. Und lebte auf, als
rechtsradikale Elemente vorwiegend im Osten Deutschlands den Fußball
als ihre Bühne (wieder-) entdeckten.
Vermutlich wird sich daran wenig ändern. Dass Dynamo Dresden wegen
fortgesetzter Gewalttätigkeiten ein Jahr Abstinenz im DFB-Pokal in
Aussicht gestellt wird, ist nachvollziehbar. Das würde den Klub, der
das Problem nicht in den Griff bekommt, finanziell treffen. Und damit
empfindlich. Warum wartet die Politik nicht erst einmal ab, wie sich
das auswirkt? Und denkt vielleicht auch noch einmal darüber nach,
Fanprojekte in Deutschland weiter zu kultivieren und vor allem die
Kontingente der Polizeikräfte nicht ständig zu reduzieren.
Das Gewaltproblem ist ein gesellschaftliches Problem wie das
Dopingproblem. Patentlösungen gibt es für diese Art von Problemen
nicht. Es geht aber um ein Mindestmaß an gesellschaftlichem Konsens.
Politische Forderungen nach neuen Strafenkatalogen sind in diesem
Zusammenhang nur populistisch. Aber nicht zielführend.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
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