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BERLINER MORGENPOST: Der richtige Preisschock kommt erst noch - Leitartikel

Geschrieben am 17-11-2011

Berlin (ots) - Es ist fast schon ein ärgerliches Ritual, das einem
kurz vor Weihnachten die Laune verdirbt. Sechs Wochen vor dem
Jahreswechsel kündigt Vattenfall höhere Strompreise an. So war es
2010, so ist es auch in diesem Jahr. Die Strompreise kletterten im
Januar 2011 um neun Prozent, und im ersten Monat des kommenden Jahres
werden noch einmal sieben Prozent raufgepackt. Mal muss der Ausbau
der erneuerbaren Energien als Erklärung herhalten - in diesem Jahr
sind es höhere Gebühren für die Nutzung der Stromleitungen in der
Stadt. Völlig verständlich, wenn die rund 1,5 Millionen
Vattenfall-Kunden in Berlin verärgert sind. Allerdings greift es zu
kurz, sich nun über "Abzocke" zu ärgern und das Unternehmen zu
verdammen. Zunächst werden weitere Anbieter ebenfalls die Preise
erhöhen. Das ist kein Trost, zeigt aber, dass die Kosten für die
Anbieter flächendeckend gestiegen sind. Viel entscheidender aber ist,
sich klarzumachen, was da in den nächsten Jahren noch kommen wird.
Die Verbraucher, wir alle, müssen über die Stromrechnung einen
epochalen Wandel in Deutschland finanzieren. Bei aller Ablehnung von
Atomstrom und dem begrüßenswerten Ausbau von Wind- und Sonnenenergie
wird das gern ausgeblendet. Seit dem Beginn der Industrialisierung
wurde in Deutschland eine Energie-Infrastruktur errichtet, die - kurz
skizziert - wie folgt aussieht: Mächtige Kraftwerke, kohlebefeuert
oder Kernspaltung nutzend, erzeugen jene Energie, die Verbraucher und
Betriebe benötigen. Die Zukunft soll so aussehen: Viel weniger
Großkraftwerke und viel mehr kleine Einheiten, vor allem viele
Windkraftanlagen, produzieren die Elektrizität. Dieses Vorhaben
verschlingt Milliarden. In Nord- und Ostsee werden gigantische
Windmühlen aufgestellt. In Metropolen entstehen überall
Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen. Das alles muss bezahlt werden und dazu
Tausende Kilometer neue Stromleitungen, Umspannwerke. Zudem sollen
"intelligente Stromzähler" in die Haushalte kommen und dabei helfen,
den Verbrauch zu reduzieren. Ein solcher Prozess pflügt die
Energiebranche um, verlangt horrende Investitionen, viel Forschung
und gemeinsamen Willen von Politik, Unternehmen und Verbrauchern.
Alles zusammen ist im wahrsten Sinne des Wortes der Preis, den wir
für den Atomausstieg zahlen. Dieser ist politisch gewollt und mit
deutlicher Mehrheit demokratisch legitimiert. Es ist also selbst
gewählt. Daran muss immer erinnert werden, wenn der
Ausstiegsbeschluss angezweifelt wird. Nur muss allen bewusst werden,
welcher Mammutaufgabe sich Deutschland verschrieben hat. Deren Lösung
wird, wenn sie gelingt, weltweit Bewunderung ernten. Aber das wird
dauern, Konflikte aufbrechen lassen - und vor allem wird es verdammt
teuer. Ja, man darf sich über Preiserhöhungen ärgern. Und die
jüngsten Anhebungen haben mit dem Projekt Energieumbau noch gar
nichts zu tun. Aber die Ankündigungen der Energieversorger werden die
Haushalte in schöner Regelmäßigkeit erreichen. Die Preissprünge
werden happig ausfallen. Es werden Schreiben sein, die daran
erinnern, dass ein radikaler Wechsel in Deutschland eingeläutet
wurde.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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