Kölner Stadt-Anzeiger: CHRISTIAN BERKEL FÜR MEHR RELIGION IN DER GESELLSCHAFT - Schauspieler beklagt Generalverdacht gegen Vertreter der Kirche und plädiert für eine Kultur des Vertrauens
Geschrieben am 27-11-2011 |
Köln (ots) - Köln. Der Glaube an Gott sollte nach Ansicht des
Schauspielers Christian Berkel ("Der Kriminalist") wieder eine
stärkere Rolle in der Gesellschaft spielen. "Denn inzwischen glauben
die meisten doch nur noch an eines: den Gott der Wirtschaft", sagte
Berkel dem Kölner Stadt-Anzeiger (Montag-Ausgabe). Im "Fernsehfilm
der Woche" des ZDF spielt Berkel am Montagabend einen Priester, der
in Verdacht gerät, ein Mädchen aus seiner Gemeinde missbraucht und
ermordet zu haben. Berkel wandte sich dagegen, katholische Geistliche
unter Generalverdacht zu stellen. "Die Leute wollen schwierige
Probleme gerne packen und sie dann schnell wegpacken. Um am liebsten
haben sie es, wenn man eine Institution als ganze zur Schuldigen
machen kann: die Schule, die Kirche." So sei Problemen aber nicht
beizukommen, die die ganze Gesellschaft beträfen. Er kenne Lehrer,
die es nicht mehr wagten, mit Schülern allein in einem Raum zu reden.
"Das halte ich für eine fatale Tendenz. In einer Gesellschaft, in der
wir anderen grundsätzlich misstrauen, möchte ich nicht leben." Er
vertraue den Bezugspersonen seiner Kinder, sagte der 54-Jährige, der
zusammen mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki und zwei gemeinsamen
Söhnen in Berlin lebt. "Ich muss es, weil ich meine Kinder sonst zu
ängstlichen und kommunikationsgestörten Menschen erziehen würde." Als
Jugendlicher habe er an einer von Jesuiten geleiteten Schule in
Frankreich zwar Gerüchte über sexuellen Missbrauch durch Lehrer
gehört, aber nichts erlebt, was diesen Gerüchten irgendeine Substanz
hätte geben können. Dagegen sei er selbst "auch mal auf der Straße
angesprochen worden". Weil ihm zu Hause aber genügend
Selbstbewusstsein vermittelt worden sei, habe er gut "nein, danke!"
sagen können.
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Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
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