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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Ratingagenturen

Geschrieben am 29-11-2011

Bielefeld (ots) - Sie sind Fluch und Segen. Sie werden gehasst,
aber gleichwohl gebraucht. Ratingagenturen stehen seit 2008 am
Pranger. Damals haben sie durch gute Noten für Schrottpapiere die
Finanzkrise mit ausgelöst. Heute torpedieren sie durch immer
schlechtere Noten für kriselnde Länder die Rettungsbemühungen der EU.
Mehr noch: Sie befeuern die Krise. Vor allem das Timing ihrer
Abwertungen, das oft nach beschlossenen Spargesetzen verkündet wurde,
hat viele erbost. Ein Fluch, diese Ratingagenturen!

Andererseits haben sie es wie keine andere Institution oder Partei
geschafft, das Hauptaugenmerk der Politik auf den längst überfälligen
Schuldenabbau zu legen. Ein Segen!

Die Frage ist, ob die drei großen, den Markt beherrschenden
Ratingagenturen Moody's, Standard & Poor's sowie Fitch redlich
arbeiten oder ihre Macht missbrauchen. Während sich die Agenturen auf
Meinungsfreiheit berufen, sieht die Politik das fortwährende
Herabstufen der Länder-Bonitäten als Brandbeschleuniger. Auch wenn
das niemand so offiziell sagt. Brüssel will sich das nicht länger
gefallen lassen. Zumal die versehentliche Herabstufung von
Frankreichs Top-Bonität durch S&P weiteres Öl ins Feuer gegossen hat.
»Ratingagenturen sind wichtig, vielleicht zu wichtig«, ärgert sich
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier und holt zu drastischen
Gegenschlägen aus. Sein Plan, die Benotung von Staaten zu verbieten,
geht jedoch zu weit. Das käme nicht nur einer Zensur gleich, es wäre
auch gefährlich. Ein Verbot könnte die Finanzmärkte zusätzlich
verunsichern und würde somit kontraproduktiv auf die Zinshöhe für
Staatsanleihen wirken.

Gut sind indes Vorschläge, die einerseits die gegenseitige
Verflechtung von zwei der großen Agenturen (Moody's und S&P)
beseitigen wollen und andererseits auf einen verstärkten Wettbewerb
der Agenturen untereinander abzielen. Ebenfalls sinnvoll erscheint
der Vorstoß, einheitliche Bewertungsstandards zu entwickeln und die
Noten über die EU-Börsenaufsicht allen Investoren offenzulegen.
Schließlich dürfte auch der Plan, die Ratingagenturen privatrechtlich
für Fehler haften zu lassen, zu mehr Sorgfalt beim Erstellen der
Gutachten sorgen.

Am besten aber wäre es, den Wettbewerb zu beflügeln. Die Idee
einer europäischen Ratingagentur schien da zwar verlockend, wurde
aber schnell wieder verworfen. Auch wenn man so ein Gegengewicht zu
der von den USA beherrschten Branche hätte aufbauen können, die
Gefahr einer Einflussnahme durch die Politik wäre gegeben. Europa
selbst ist an der Macht der Agenturen nicht ganz unschuldig, hat es
doch die großen Drei erst stark gemacht. So verlangt die
Bundesfinanzaufsicht für Finanzanlagen von Versicherungen Benotungen
durch die Ratingagenturen. Und auch die Europäische Zentralbank
fordert für bestimmte Anleihen eine Bonitätsbewertung. Richtig ist,
die Macht der Ratingagenturen zu begrenzen, ohne ihre Existenz zu
gefährden. Das wäre wirklich ein Segen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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