ots.Audio: Rap-Duo "Kunstrasen": "Nur mit der Kombination
aus Kompetenz und Sanktion
schützen wir die Kids der digitalen Generation"
Geschrieben am 30-11-2011 |
Mainz (ots) -
Tagung "Quo Vadis Jugendmedienschutz?" beim ZDF in Mainz
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
Anmoderation:
Vor fast genau einem Jahr ist die Reform des Staatsvertrags zum
Jugendmedienschutz gescheitert. Seitdem herrscht Uneinigkeit in der
Medienpolitik, teilweise sogar Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll
mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren aus Filmen,
Computerspielen und im Internet. Neue Impulse soll eine Tagung geben,
die heute (30.11.) und morgen (1.12.) beim ZDF in Mainz stattfindet.
Zum Auftakt betonte ZDF-Intendant Markus Schächter, dass
Jugendmedienschutz ein Verfassungsziel unseres Grundgesetzes ist.
1. O-Ton Markus Schächter
Der mediale Jugendschutz, meine Damen und Herren, ist eine
Ausprägung der Menschenwürde. Hinsichtlich der Menschenwürde hat, so
schreibt es unsere Verfassung vor, alle staatliche Gewalt eine
ausdrückliche Schutzpflicht. Der Staat ist daher verpflichtet, nicht
irgendeinen, sondern einen möglichst effektiven Jugendmedienschutz zu
schaffen. (0:24)
Der Jugendmedienschutz steht aus Schächters Sicht dabei in einer
Wechselwirkung mit der Kommunikationsfreiheit aus Grundgesetz-Artikel
5. Deren inhaltliche Begrenzung sei nur zur konkreten Gefahrenabwehr
legitim, Rasenmäher-Methoden sehe die Verfassung nicht vor, so der
ZDF-Intendant. Wie notwendig Jugendmedienschutz dennoch ist,
unterstrich Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen
Kommission der Deutschen Bischofskonferenz:
2. O-Ton Gebhard Fürst
Kinder und Jugendliche sind im Internet-Zeitalter immer intensiver
- und oft ohne Unterbrechung - in die Medienwelt verstrickt. So
zielen neue technische Möglichkeiten wie zum Beispiel das 3D-Kino,
Soundsysteme und ähnliches, gerade darauf ab, die Wirkung zu
verstärken. Bei Elternabenden und Veranstaltungen zu Medienthemen
sind Berichte, die sich um den unkontrollierten und ausufernden
Medienkonsum sorgen, an der Tagesordnung. (0:31)
Wie sehr sich Eltern Sorgen machen, zeigen auch die Ergebnisse
einer aktuellen Studie, die auf der Tagung in Mainz vorgestellt wird.
An allererster Stelle steht dabei das Internet. Doch allein mit
Verboten und Sperren wird es nicht gehen, glaubt nicht nur Bischof
Fürst. Auch das Kölner Rap-Duo Kunstrasen hat sich im offiziellen
Musikvideo zur Jugendmedienschutztagung ihre Gedanken gemacht.
3. O-Ton Rap-Ausschnitt
Meine Damen und Herren, höchste Zeit, dass ihr dabei seid, denn
Jugendmedienschutz stammt zum Großteil aus der Eiszeit. iPod,
YouTube, Livestream und Smartphone: Klar, dass viele Kids mit dieser
Datenflut nicht klarkommen. Das Problem ist nicht Vielfalt, sondern
wie man was nutzt. Wir brauchen Raum für Vertrauen, aber Freiheit
heißt auch Schutz. Es ist falsch, wenn Kommissionen Inhalte nur
zensieren. Wir sollten Kids zusätzlich im Umgang mit Medien
trainieren. Natürlich könnte man einfach Gesetze erweitern, durch
Beschlüsse alter Männer, die am Doppelklick scheitern. Aber dann wär
die "Jumeta" bloß hohles Geschwätz. - Und wir würden uns
verabschieden, wie ihr so'n Gesetz! - Viele Medien sind gefährlich
und auf jeden Fall komplex. Wie reguliert man Risiken in Film,
Fernsehen und Netz? Nur mit der Kombination aus Kompetenz und
Sanktion schützen wir die Kids der digitalen Generation. (0:37)
Bei der Kombination aus Kompetenz und Sanktion legt Hannah
Pilarczyk, Redakteurin bei SPIEGEL Online, den Schwerpunkt auf die
Stärkung der Kompetenz. Denn Risiken und Chancen der
Medienentwicklung sind aus ihrer Sicht gar nicht klar zu trennen. Bei
der Überlegung, wie und wovor Kinder und Jugendliche geschützt werden
sollen, darf aus ihrer Sicht eine andere Frage nicht vergessen
werden:
4. O-Ton Hannah Pilarczyk
Wissen wir denn schon, worin Kinder und Jugendliche gefördert
werden wollen? Was für Fähigkeiten wollen sie im Internet haben, und
wie können sie die am besten lernen? Das Alter, in dem Kinder das
erste Mal online gehen, sinkt stetig. Das heißt auch, dass sie
verstärkt auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen sind. Wie steht es
also um die Förderung der Eltern? Muss die nicht eigentlich im
Vordergrund stehen? Wo können sich Eltern fit machen, um ihren
Kindern wirklich alle Vorteile des Internets zu zeigen? (0:22)
Zwei Tage lang diskutieren die Experten bei der Tagung auf dem
Mainzer Lerchenberg die grundlegenden Fragen des Jugendmedienschutzes
und stellen die verschiedenen Instrumente auf den Prüfstand - in der
Hoffnung, dass die Tagung neue Impulse für den Jugendmedienschutz
gibt. Für ZDF-Intendant Markus Schächter ist dabei klar: Das Thema
braucht einen breiten Konsens - gerade im Online-Bereich.
5. O-Ton Markus Schächter
Die Blogger, die Netzaktivisten und die Mitglieder der Communities
sind im Bereich des Jugendmedienschutzes relevante medienpolitische
Akteure. Ohne deren Einbeziehung wird es einen gesellschaftlichen
Konsens für einen überarbeiteten, zeitgemäßen Jugendmedienschutz -
insbesondere im Netz - nicht mehr geben. (0:23)
Abmoderation:
Wie geht es weiter mit dem Jugendmedienschutz? Die Tagung beim ZDF
in Mainz dauert noch bis morgen (1.12.).
ACHTUNG REDAKTIONEN:
Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio@newsaktuell.de.
Pressekontakt:
Ansprechpartner:
ZDF-Pressestelle, 06131 70 12120
all4radio, Wolfgang Sigloch, 0711 3277759 0
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