Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Karl-Theodor zu Guttenberg
Geschrieben am 30-11-2011 |
Bielefeld (ots) - Erst die Grußadresse aus Halifax, dann die
Breitseite: Karl-Theodor zu Guttenberg hat genug gebüßt - seiner
Meinung nach. Der Angriff auf die politische Klasse im allgemeinen,
die CSU im besonderen und auf CDU-Größen wie Bundestagspräsident
Norbert Lammert und Bundesbildungsministerin Annette Schavan
persönlich beweisen ebenso wie die Abrechnung mit der Universität
Bayreuth nur eines: Zu Guttenberg ist gescheitert, aber kein bisschen
gescheiter geworden. Auch im Interview mit der Wochenzeitung »Die
Zeit« und dem zugehörigen Buch sucht man echte Einsicht sowie eine
neue und vor allem plausible Erklärung für die Entstehung der nach
eigenen Worten immerhin »beschissenen« Doktorarbeit vergeblich. Nein,
hier spricht jemand, der selbstgefällig nach vorn schaut, weil ihm
die eigene äußerliche Veränderung offenbar genügt und ihm die Zeit
der eigenen Untätigkeit eh schon viel zu lang geworden scheint.
Dramatisch wird der Befund an der Stelle, an der zu Guttenberg
verbreiten lässt, wenn er habe betrügen wollen, hätte er das
zielstrebiger getan. Was bitte soll das denn heißen? Dass der Mann,
von dem einmal die halbe Republik geglaubt hat, dass er es zum
Kanzler bringt, im Falle des Falles den perfekten Betrug hinzulegen
gedenkt? Ganz zu schweigen davon, dass ihm dann 80 Millionen Menschen
anvertraut wären, wo ihn doch schon ganze vier Computer und 80
Datenträger vollkommen um den Verstand gebracht haben sollen. Frech
kommt weiter, weiß der Volksmund. Noch frecher kommt noch weiter,
versucht Guttenberg nun zu beweisen. Gelangt er also wieder in Amt
und Würden, sind die Wähler dafür selbst verantwortlich. Es bleibt
dabei: Jede Gesellschaft bekommt die Politiker, die sie auch
verdient. So ist der sorgsam inszenierte Stufenplan der
Guttenbergschen Wiederkehr eben auch ein Lehrstück unserer Medien-
und Aufregungsdemokratie, die nach Moral schreit, aber noch mehr nach
Glamour dürstet. Wie zu Guttenberg angesichts der sorgenfreien
Selbstgerechtigkeit, die er in eitler Eloquenz und in stets
wohlgesetzten Worten an den Tag legt, als Vorbild eines im positiven
Sinne bürgerlich-konservativen, ja wertebewahrenden Milieus dienen
soll, würde dabei jedoch das Geheimnis seiner wohl kleiner werdenden,
aber immer noch treuen Fangemeinde bleiben. Und es gehört auch zum
Phänomen zu Guttenberg, dass der Zorn über den Freiherrn sich im
eigenen politischen Lager noch immer nicht in der Form Bahn bricht,
in der man es nicht nur verstehen könnte, sondern sogar erwarten
müsste. So hat zu Guttenberg mit seiner Kritik in einem Punkt Recht,
wenn auch ganz anders, als er es meint. In der Tat hat vor allem die
Union im Frühjahr schwere Fehler begangen. CDU und CSU hätten viel
eher und viel deutlicher auf Distanz gehen sollen. Dann hätte
Karl-Theodor zu Guttenberg vermutlich nicht so unangemessen vor der
Zeit und vor allem in so tolldreister Art versuchen können, die
politische Bühne wieder für sich in Besitz zu nehmen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
366525
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Schulen / Islam / Justiz Osnabrück (ots) - Keine religionsfreie Zone
Wer gestern vom Bundesverwaltungsgericht eine
Grundsatzentscheidung zur Religionsfreiheit erwartet hat, muss
enttäuscht sein. Denn beim Urteil zum muslimischen Gebet eines
Berliner Schülers sprach der Vorsitzende Richter Werner Neumann
ausdrücklich von einer Entscheidung im Einzelfall. Die Juristen haben
die besondere Situation an dem Gymnasium im Berliner Stadtteil
Wedding berücksichtigt, sind aber verständlicherweise nicht darüber
hinaus gegangen.
Und so wird das immer wieder mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Europa / Finanzkrise Osnabrück (ots) - Tief gesunken
Das macht Mut: Nicht nur im krisengeplagten Europa, sondern rund
um den Globus haben alle Verantwortlichen offenbar den Ernst der Lage
erkannt. Wenn es eines Beweises bedurft hat, die weltweit wichtigsten
Zentralbanken haben ihn mit ihrer gemeinsamen Stützungsaktion
zugunsten europäischer Banken geliefert.
Die gute Nachricht hat freilich auch einen schlechten Kern. Denn
die Hilfe zeigt, wie tief Geldhäuser in der EU bereits gesunken sind.
Viele Investoren haben den Europäern den Geldhahn zugedreht, mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Iran / Konflikte Osnabrück (ots) - Langfristige Wirkung
Sanktionen werden häufig als stumpfe Waffen im Kampf gegen
diktatorische Regime abgetan. An der Zuspitzung der Situation im Iran
kann man nun das Gegenteil beobachten. Offensichtlich liegen die
Nerven der Machthaber in Teheran blank, seit ihnen zahlreiche
Staaten, vor allem aber die USA, Großbritannien und Israel, Zug um
Zug das Regieren erschweren.
Vor wenigen Tagen schnitt London den iranischen Banken den
Geldverkehr ab, um die Finanzierung des umstrittenen Atomprogramms
auszutrocknen. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Missbrauch / Runder Tisch Osnabrück (ots) - Beschämend langwierig
Eine Lobhudelei auf die Empfehlungen des Runden Tisches Missbrauch
ist unangemessen. Was die Beteiligten nach mehr als
anderthalbjähriger Arbeit vorgelegt haben, ist das Mindeste für die
Opfer sexueller Übergriffe. Es ist beschämend, dass es erst der
Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche bedurfte, bis sich
Politik und Gesellschaft ausgiebig mit dem Thema befassten. Natürlich
ist es von unschätzbarer Bedeutung, dass endlich offen über das Thema
sexueller Missbrauch gesprochen wird. mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Iran Stuttgart (ots) - Dass der Westen so gereizt reagiert, hängt auch
mit dem Trauma von 1979 zusammen: Damals stürmten fanatische Anhänger
des Revolutionsführers Ajatollah Khomeini die US-Botschaft und nahmen
Dutzende Amerikaner als Geiseln. Bis die letzten freikamen, dauerte
es 444 Tage. Es liegt jetzt am Iran, die Lage durch eine rasche
Entschuldigung zu entschärfen. Wenn sie nicht kommt, hätte der Westen
neben dem Atomkonflikt ein weiteres Motiv, das Land zu isolieren. Und
er darf darauf hoffen, dass die Hardliner in Teheran geschwächt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|