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NDR Info und "Panorama": AWD drohen Rückzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe

Geschrieben am 07-12-2011

Hamburg (ots) - NDR Info und "Panorama": AWD drohen Rückzahlungen
in dreistelliger Millionenhöhe

Dem Finanzdienstleister AWD drohen Kunden-Rückforderungen in
dreistelliger Millionenhöhe, weil er über eine Tochterfirma überhöhte
Provisionen für Fondsgeschäfte kassiert haben soll. Die Vorwürfe
beziehen sich nach Informationen des NDR-Magazins im Ersten
"Panorama" und von NDR Info auf den Vertrieb von geschlossenen Fonds
rund um den Börsengang im Jahr 2000. Dokumente aus der damaligen Zeit
belegen, dass in vielen Fällen offenbar mehr als 15 Prozent Provision
geflossen sind. Laut geltender Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs
hätte der AWD seine Kunden damals darüber aufklären müssen.

Diese Provisionen wurden den Recherchen zufolge über eine bisher
weitgehend unbekannte Tochterfirma des AWD-Konzerns mit Namen
Allgemeine Immobilien, Makler & Service GmbH (AIMS) abgewickelt.
Zwischen dieser Tochterfirma und dem eigentlichen Finanzvertrieb des
AWD wurden die Provisionen anschließend aufgeteilt.

Der ehemalige Geschäftsführer der AIMS, Hermann J. Winkler,
bestätigte gegenüber NDR Info und "Panorama" diese Praxis. Er sagte:
"... dass für mehr als 75 Prozent der Produkte eine Vergütung von
mehr als 15 Prozent gezahlt wurde. Der Vertriebsvertrag zwischen AIMS
und AWD sah vor, dass maximal 11 Prozent Provision von der AIMS
weitergegeben wurde." Der Rest sei bei AIMS verblieben. Da jedoch
beide Unternehmen dem AWD-Konzern gehörten, seien die gesamten
Provisionen von über 15 Prozent die Konzernbilanz eingeflossen, so
Winkler weiter. "Das hat letztendlich auch zum erfolgreichen
Börsengang des AWD beigetragen." Das Umsatzvolumen im Geschäft mit
den geschlossenen Fonds habe schätzungsweise zwischen 500 und 700
Millionen Euro gelegen.

Der frühere Geschäftsführer AWD-Vertrieb, Jörg Jacob, bestätigte
die Angaben Winklers. In den Beratungsgesprächen mit AWD-Kunden seien
hohe Provisionen von mehr als 15 Prozent damals nicht angesprochen
worden, "weil es auch kein Bestandteil der Beratungsgespräche sein
musste". Der Bundesgerichtshof hatte 2004 erstmals klargestellt, dass
Finanzberater wie der AWD die Kunden aufklären müssen, wenn mehr als
15 Prozent Provision fließen. Das Urteil gilt auch rückwirkend.

Der AWD bestreitet die Vorwürfe, Provisionszahlungen von mehr als
15 Prozent erhalten zu haben. Die Provisionspraxis habe immer im
Einklang mit der geltenden Rechtsprechung gestanden, betonte ein
Sprecher des Konzerns.

Derzeit reichen rund zweitausend AWD-Kunden an verschiedenen
Landgerichten Klagen ein. Da die meisten Fälle Ende des Jahres
verjähren, könnte diese Zahl kurzfristig noch einmal deutlich
steigen. Nach "Panorama" und NDR Info vorliegenden Dokumenten hatten
sich allein an zwei Medienfonds mehrere Tausend Kunden beteiligt. Für
den Vertrieb dieser Fonds hatte der AWD-Konzern den Ex-Managern
zufolge ebenfalls insgesamt mehr als 15 Prozent Provision kassiert.
Auch diesen Sachverhalt bestreiten der AWD und der betroffene
Fondsemittent.

Der Hamburger Finanzrechtler Rüdiger Veil bezeichnet die neuen
Erkenntnisse als "Paukenschlag": "Das kann ein Durchbruch sein für
Anleger. Es geht da ja um beträchtliche Summen." Die Klagen hätten
deshalb wohl auch gravierende Auswirkungen auf die Bilanz des AWD,
weil das Unternehmen voraussichtlich Rückstellungen vornehmen müsse.
Angesichts des hohen Umsatzvolumens könnte es sich dabei um einen
dreistelligen Millionenbetrag handeln.

Der AWD war 2008 an den schweizerischen Versicherungskonzern Swiss
Life verkauft worden. Inzwischen ist bekannt geworden, dass Swiss
Life die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten erhöht haben soll.
Der langjährige AWD-Chef und Swiss-Life-Großaktionär Carsten
Maschmeyer will sich Medienberichten zufolge zudem aus dem Konzern
zurückziehen. Er soll unzufrieden sein mit der Art, wie AWD mit den
Rechtsstreitigkeiten umgehe.

Rückfragen bitte an: NDR Info Reporterpool, 040/4156-2284; und
Panorama,040/4156-4838.

7. Dezember 2011/RC



Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de


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