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Schwäbische Zeitung: Die Schande der Schweiger - Leitartikel

Geschrieben am 26-12-2011

Leutkirch (ots) - Der Vorsitzende der Katholischen Deutschen
Bischofskonferenz hat das Drama in einem schlichten Satz auf den
Punkt gebracht: Noch nie wurden Christen wegen ihres Glaubens so
zahlreich verfolgt wie heute. Die islamistische Mörderbande, die am
ersten Weihnachtsfeiertag in Nigeria zugeschlagen hat, stellt -
global betrachtet - leider kein Einzelphänomen dar. Viele koptische
Christen in Ägypten werden ihrem Weihnachtsfest am 7. Januar mit
Angst entgegensehen.

Während es Christen in den letzten kommunistischen Diktaturen der
Welt - etwa China, Nordkorea oder Kuba - traditionell schwer haben,
ist jüngst in vielen mehrheitlich islamischen Ländern eine
Entwicklung zu beobachten, die als buchstäblich himmelschreiend
bezeichnet werden muss. Diskriminierung, Verfolgung bis hin zum Mord
und letztendlich Vertreibung prägen den Alltag christlicher
Gemeinden. Ob Irak, Iran, Pakistan, Saudi-Arabien, Ägypten,
Afghanistan: Mehr oder weniger systematische Christenverfolgung ist
zur Normalität geworden. Nebenbei: Auch die Türkei ist von echter
Religionsfreiheit weit entfernt.

Es liegt im Wesen des Skandals, dass er das Skandalöse zu
verlieren scheint, wenn er permanent - eben eine Normalität -
geworden ist. Anders formuliert: Die ritualisiert wirkenden
Empörungsäußerungen, die von Fall zu Fall pflichtschuldig
hinausposaunt werden, sind bereits verhallt, wenn die nächste Untat
zu beklagen ist. Es mutet schon eigenartig an: Die Staaten der
zivilisierten Welt sind schnell mit Sanktionen bei der Hand, wenn sie
ihre Kerninteressen bedroht sehen. Solidarisches Vorgehen gegen
zunehmende Christenverfolgung scheint nicht zu diesen Kerninteressen
zu zählen.

Vielleicht liegt es daran, dass der Begriff Glaubensbrüder im
weitgehend säkularisierten Westen einen anachronistischen Beiklang
hat. Vielleicht überwiegen auch einfach wirtschaftliche oder
strategische Interessen. Aber damit werden die Christenverfolgungen
nicht nur zur Schande der Täter, sondern auch zur Schande derer, die
dazu schweigen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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