Lausitzer Rundschau: Wird alles gut?
Zwischen Hoffen und Bangen: 2012 ist ein Schicksalsjahr für Europa
Geschrieben am 30-12-2011 |
Cottbus (ots) - Die meisten Jahresrückblicke, die in den
vergangenen Tagen angeboten worden sind, machen Angst: Es war wohl
ein schreckliches Jahr zwischen Atom-Katastrophe und Neonazi-Terror
in Deutschland. Und 2012? Drohend über allem die Europa-, Euro- und
Finanzkrise, die auch 2012 für viele - und nicht nur gute -
Schlagzeilen sorgen wird. Also haben wir wohl allen Grund,
pessimistisch zu sein. Andererseits: In der Krise liegt die Chance.
Gewiss, so eine Binsenweisheit klingt ein wenig lächerlich. Aber
lächerlich ist noch nicht falsch. Wäre die Finanzkrise eine schlimme
Krankheit, müsste Europa gestärkt daraus hervorgehen - oder ihr
erliegen. Fest steht: Europa steht an einem Scheideweg. Es muss sich
jetzt von einer ökonomischen Zweck- und Geldgemeinschaft zu einer
starken politischen Union mit einer gemeinsamen Finanz- und
Wirtschaftspolitik weiterentwickeln, oder es zerfällt in zahlreiche
nationale Einzelinteressen. Kurz gedacht erscheint der zweite Weg
gerade für stärkere Volkswirtschaften durchaus attraktiv. Nach dem
Motto: Mir ist das Hemd näher als der Rock. Langfristig wird sich
aber ein europäischer Einzelstaat gegen die bestehenden und
emporkommenden Machtzentren der Welt - USA, China, Indien - nicht
behaupten können. Nur Europa als große Volkswirtschaft und
politische Union kann sich als Gegengewicht zu den anderen
Machtzentren der Welt behaupten - und mit seiner langen
demokratischen Tradition ist es sogar ein äußerst wichtiges
Gegengewicht, um die politische Großwetterlage in einem gesunden
Gleichgewicht zu halten. Macht und Geld gehören zusammen. Von der
Ebenbürtigkeit des Euros gegenüber dem Dollar wurde in der
Vergangenheit viel gesprochen, manch ein Europäer träumte gar davon,
der Euro könne den Dollar als Weltleitwährung ablösen. Darüber wird
inzwischen nicht mehr gesprochen, was vielleicht auch ganz gut ist.
Dennoch braucht Europa eine starke Währung, weil dies die
Eintrittskarte für die Teilnahme am Spiel der großen Akteure ist.
Darauf zu verzichten, würde bedeuten, auf politischen Einfluss zu
verzichten. Der Verzicht auf Einfluss engt politische
Handlungsmöglichkeiten ein und kann sich auch sehr schnell zu einem
wirtschaftlichen Nachteil entwickeln. Eine starke politische Einheit
braucht eine starke Währung - und umgekehrt. Diese Wahrheit muss
Europa schlucken. Europa steht insofern am Scheideweg, als es jetzt
den entscheidenden Schritt zu einem einigen politischen Europa machen
muss. Doch jede Medaille hat eine Kehrseite: Sollte dies tatsächlich
gelingen, bedeutet dies gleichzeitig, dass die europäischen Nationen
mehr Macht an ein größeres Ganzes abgeben müssen. Europäische
Politik, die heute schon als schwer begreifbar und bürgerfern
wahrgenommen wird, könnte noch undeutlicher werden und noch mehr
Misstrauen erzeugen. Mehr Macht für ein Super-Europa und weniger für
die nationale Einheit kann also nur gelingen, wenn die politischen
und wirtschaftlichen Entscheidungen transparent gemacht werden. Davon
ist Brüssel leider heute so entfernt wie der Euro von seiner
einstigen weltweiten Akzeptanz. Haben wir also überhaupt Grund,
optimistisch zu sein? Ja, haben wir, denn die Bemühungen, Europa
weiterzuentwickeln, waren noch nie so intensiv wie jetzt in der
Krise. Es scheint, als seien in den meisten Ländern Europas die
Zeichen der Zeit erkannt worden. Für Europa wird es ein spannendes
und ein schwieriges, aber nicht unbedingt ein schlechtes Jahr.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
370977
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Castor-Trickserei Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gerhard Voogt:
Das Forschungszentrum Jülich will seinen Atommüll mit etlichen
Castor-Transporten ins Zwischenlager Ahaus entsorgen. Die Genehmigung
für das Lager in Jülich läuft im Jahr 2013 aus und könne nicht
verlängert werden, weil deutlich höhere Sicherheitsstandards
erforderlich seien, heißt es in Jülich. So weit, so nachvollziehbar.
Doch die Argumentation hat einen Haken: Das Zwischenlager in Ahaus
ist fast genauso alt wie das in Jülich - und ebenso wenig wie dieses
gegen Flugzeugabstürze mehr...
- Rheinische Post: Rot-Grün gegen den blauen Dunst Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Detlev Hüwel:
Die Erfahrungen mit dem noch relativ jungen Gesetz zum Schutz der
Nichtraucher in Nordrhein-Westfalen zeigen, dass es erhebliche Lücken
zu schließen gilt. Vielerorts haben clevere Gastwirte trickreich auf
die kaum zu kontrollierenden Vorschriften reagiert und ihre Lokale je
nach Tageszeit kurzerhand zu "Raucherclubs" umetikettiert. Nachdem
die Gerichte dieses Vorgehen untersagt hatten, bestand für die
Politik Handlungsdruck. Rot-Grün legt nun einen Gesetzesentwurf vor,
mit dem mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Merkels Neujahrsansprache Stuttgart (ots) - Auf die Kanzlerin kommt es an. Merkel versucht,
die Sorgen und Zukunftsängste der Bundesbürger klein zu halten,
genügsam darauf zu verweisen, Erreichtes verteidigen zu können - in
der Sozial-, der Familien-, der Energiepolitik. Es geht nicht um mehr
Wohlstand, sondern um seine Sicherung. Merkel macht keinen Mut, sie
trotzt der Kleinmütigkeit. Das kann man nüchtern nennen.
Pragmatisch. Oder der Lage angemessen. Typisch Merkel eben. Was
heißen soll: 2012 wird für Europa nicht leicht, aber uns Deutschen
geht es gut. mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Am Ende doch ein Lob für die Kanzlerin - Leitartikel Berlin (ots) - Das ging ziemlich zackig, dieses 2011. Mubarak,
Gaddafi, Berlusconi, Babbel. Der irre Norweger Breivik. Bin Laden.
Guttenberg, Prinz William, Kate, Westerwelle, Nowitzki, Merkel,
Sarkozy. Mundlos, Zschäpe, Böhnhardt. Loriot, Jauch, der Papst,
Wulff, Wowereit. Namen eines Jahres. Hoffnung, Enttäuschung, Wut,
Trauer, Freude. Große Gefühle. Eine Achterbahnfahrt. Ganz unten,
unfassbar: das katastrophale Versagen unseres nicht ganz kleinen
Sicherheitsapparates bei der Verfolgung jener zehn Morde, die man
inzwischen einem mehr...
- RNZ: Merkels Jahr Heidelberg (ots) - Freilich wurde die Wehrpflicht abgeschafft, das
Gesundheitssystem etwas reformiert und der EU eine Schuldenbremse
aufgedrängt, der Atomausstieg beschlossen. Aber die meisten dieser
Entscheidungen traf die Kanzlerin im Alleingang. Für die FDP war da
kein Platz im Wahrnehmungsspektrum. Und die CSU schrieb nie mehr
Schlagzeilen als mit und ohne zu Guttenberg. 2011 war deshalb Angela
Merkels Jahr. Sie ist die starke, präsidial agierende Kanzlerin. Umso
mehr, seit der richtige Präsident nur noch Kreditdetails erklären mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|