Neue OZ: Kommentar zu Ägypten / Konflikte
Geschrieben am 30-12-2011 |
Osnabrück (ots) - Ein stärkerer Wille
Fast ein Jahr ist es her, dass die Menschen in Ägypten sich
aufmachten, das Schicksal ihres Landes zu verändern. Friedlich
brachen sie alte, despotische Machtstrukturen auf, und zeigten
eindrucksvoll, wie sehr die Hoffnung auf Demokratie, auf mehr
Gerechtigkeit und Menschlichkeit beflügeln kann. Unermüdlich gingen
die Männer und Frauen für das kostbare Gut der Freiheit auf die
Straßen, und spätestens seit dem Sturz Husni Mubaraks verneigte sich
die westliche Welt vor dem, was sie erreicht hatten.
Wie aber geht diese Geschichte weiter, die so vielversprechend
begann? Der ägyptische Militärrat, als bloße politische
Zwischenlösung gedacht, scheint sich nicht nur im Machtgefüge
festsetzen zu wollen. Er geht auch offensiv gegen die Arbeit
internationaler Nichtregierungsorganisationen vor, die auf dem Weg zu
einer neuen Rechtsstaatlichkeit in Ägypten unentbehrlich sind.
Fadenscheinige Argumente, offensive Behinderung von Gruppen, die
sich für Menschenrechte einsetzen, kennt Ägypten das nicht zur
Genüge? So stark und geschlossen die Demonstranten auf dem Kairoer
Tahrir-Platz auftraten, so zerbrechlich ist die Grundlage, auf der
Ägypten seine neue Demokratie aufbauen könnte. Die Menschen
vertrauten dem Militär, das sich während der Revolution auf ihre
Seite stellte, wohl vorschnell. Der Westen verurteilt das Vorgehen
des Militärrates zu Recht. Ob der Druck aber reicht, um die alte
Garde zu vertreiben, muss sich erst zeigen. Bislang sind die Generäle
hartnäckig. Der Wille zu einem neuen Ägypten muss aber stärker sein,
von innen und von außen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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