Westdeutsche Zeitung: Wechsel in gesetzliche Krankenversicherung - Wie ein Bund fürs Leben
Ein Kommentar von Peter Kurz
Geschrieben am 08-01-2012 |
Düsseldorf (ots) - Es hat durchaus etwas von einem Bund fürs Leben
- die Beziehung eines privat Versicherten zu seiner Krankenkasse.
Nicht nur vom Ende her gesehen, weil eine Trennung und der Weg für
Wechselwillige zurück in die gesetzliche Krankenversicherung höchst
schwierig ist. Auch am Anfang der Beziehung erinnert das
Versicherungsverhältnis an die wunderbaren Seiten einer jungen Ehe.
Die Partner schwelgen im Glück: Der junge Versicherte zahlt
niedrigere Beiträge als der gesetzlich Versicherte. Und das
Versicherungsunternehmen kalkuliert zu Recht damit, dass ein junger
Mensch nicht oft zum Arzt muss. Der Patient bekommt für seinen
relativ geringen Beitrag auch noch Premiumleistungen beim Arzt und
hat meist schneller seinen Termin, weil der Doktor mehr für seine
Behandlung abrechnen darf.
Dass die Beiträge im Alter drastisch ansteigen, weil die privaten
Versicherer für den dann älteren Versicherten höhere Leistungen
erbringen müssen, konnte jeder seit Jahrzehnten wissen.
Verbraucherschützer haben immer wieder gemahnt, sich den Wechsel in
die private Kasse gut zu überlegen. Und gleichzeitig geraten, die
Beitragsersparnis in jungen Jahren auch dafür zu nutzen, privat Geld
für steigende Kosten im Alter zurückzulegen.
Schließlich ist da auch das soziale Argument: Der junge
Gutverdiener verabschiedet sich aus der gesetzlichen
Krankenversicherung und verlässt damit eine Solidargemeinschaft, bei
der Jung für Alt und Gesund für Krank einstehen. Daher hält sich das
Mitleid für diejenigen in Grenzen, die jahrelang die Vorzüge der
privaten Versicherung in Preis und Leistung genossen haben und denen
dann im Alter der Weg unter das Dach der gesetzlichen
Krankenversicherung verbaut ist. Würde man den Wechsel zurück in die
gesetzliche Krankenversicherung vereinfachen, so wären die privaten
Versicherer fein raus: Das mit dem Alter des Versicherten erhöhte
Kostenrisiko wären sie los und würden es der gesetzlichen
Krankenversicherung unterjubeln.
Wollen die privaten Kassen potenzielle Neukunden nicht mit
Nachrichten darüber abschrecken, wie sie die Menschen im Alter zur
Kasse bitten, müssen sie schon im eigenen Interesse auch die Älteren
zu annehmbaren Konditionen versichern.
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Westdeutsche Zeitung
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