Neues Deutschland: Ratingagenturen
Geschrieben am 15-01-2012 |
Berlin (ots) - Ähnlich wie Schülerinnen und Schüler vor dem großen
Tag der Notenvergabe warten mittlerweile Europas Regierungen auf den
Auftritt der Ratingagenturen - da können sie im Anschluss noch so
sehr verharmlosen, deren Macht sei gar nicht so groß. Schließlich
hängt ihre eigene Macht immer mehr von dieser Bewertung ab. In der
Schule haben auch immer diejenigen, die mit guten Noten nach Hause
gehen konnten, lässig argumentiert, Noten seien doch eh unwichtig.
Für andere entscheiden sie aber über die Zukunft. Angela Merkel
scheint in dem ganzen Setting zur einzigen »Musterschülerin«
aufgestiegen. Wenngleich es kein Lob gab, so gab es auch keine
Schelte; das ist heutzutage schon viel wert. Doch Europas Streberin
muss sich vorsehen. Wenn sie diese Rolle nutzt, um ihre Position noch
konsequenter zu verfolgen, kann das umschlagen. Schon heute steht
Deutschland wegen seiner verstärkten Vormachtstellung zu Recht in der
Kritik. Und jetzt, da sich ihr bisheriger Partner Nicolas Sarkozy
nach der Herabstufung in den Wahlkampf stürzen muss, wird diese
Kritik noch lauter werden. Wer will sich schon gerne von einer
Streberin sagen lassen, dass er seine Hausaufgaben doch in Zukunft
einfach sorgfältiger machen soll? Dabei sind ebenso wie in der Schule
die Noten der Ratingagenturen nicht objektiv. Sie verfolgen
politische Ziele. Und die macht sich die Regierungschefin zu eigen.
Nur ist sie längst keine Schülerin mehr. Deshalb ist es Zeit, diese
Rolle zu verlassen.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715
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