Mittelbayerische Zeitung: Zum Prozess um zwei 22 Jahre alte Pommes frites
Geschrieben am 26-01-2012 |
Regensburg (ots) - Von Thomas Dietz
Ein schöner Prozess - um zwei 22 Jahre alte Fritten. Doch gemach.
Das hämische Gelächter ist vordergründig. Der Künstler Stefan
Bohnenberger, der heute in Brüssel lebt, setzte sich 1990 mit der
Komplexität der belgischen Nationalbeilage - frittierten
Kartoffelstäbchen - auseinander. Seine Münchner Galeristen Erik Mosel
und Andrea Tschechow stellten nicht nur sein Goldkreuz "Pommes d'Or"
sondern auch die Urform für diesen Guss, das "Pommeskreuz" aus. Im
Gerichtsverfahren kann es nicht darum gehen, ob diese Urfritten nun
selber Kunst sind oder nicht: Sie sind es so wie eine Marmorfigur des
19. Jahrhunderts, die später vervielfältigt wird. Geschmacksfragen
haben vor Gericht nichts zu suchen (nicht mal bei Pommes frites),
etwa: Die Kunst des 19. Jahrhunderts ist Kunst, die des 20.
Jahrhunderts Bluff. Jenseits der Tatsache, dass sich Künstler und
Galeristen offenbar gründlich zerstritten haben, dreht sich alles nur
um Aufbewahrungspflicht und konkrete Vereinbarungen über die
Kunstobjekte. Es behauptet ja auch keiner, sobald Rembrandt mehr als
30 Prozent Salatöl in die Farben mischte, seien die Bilder weniger
wert.
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