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Facebooks Börsengang gibt der Branche einen Schubund kann sogar Datenschützern Freude machen. Leitartikel von Holger Schellkopf
Geschrieben am 02-02-2012 |
Regensburg (ots) - Wenn es um Facebook geht, sind die Rekorde
nicht weit. Nach Jahren des sprunghaften Nutzerwachstums steht der
nächste Superlativ ins Haus. Auch wenn es noch nicht einmal einen
konkreten Termin gibt, steht bereits jetzt fest, das es sich um den
bisher größten Börsengang eines Internet-Unternehmens handeln wird.
Selbst wenn es beim recht defensiven Volumen von fünf Milliarden
Dollar bleibt, werden die Facebook-Aktien eine ganze Reihe von Leuten
ziemlich schnell ziemlich reich machen. Der gerade mal 27 Jahre alte
Mark Zuckerberg wird dann rund 28 Milliarden Dollar schwer sein, eine
beachtliche Zahl seiner Mitarbeiter und Partner werden in den Kreis
der Multimillionäre einziehen. Im Netz macht zum Beispiel die
Geschichte eines Grafikers die Runde, der für seine Arbeit lieber mit
Aktienoptionen als mit Geld bezahlt werden wollte - der Börsengang
wird ihn für seine Weitsicht mit rund 200 Millionen Dollar belohnen.
Neben solchen persönlichen Erfolgsgeschichten wird aber vor allem
eine ganze Menge Geld in die digitale Wirtschaft gespült werden.
Facebook selbst braucht für seine weitere Entwicklung viele gute
Mitarbeiter. Gerade im Entwickler-Bereich handelt es sich da jedoch
um seine sehr rare Ressource. Die branchenübliche Vorgehensweise, zur
Beschaffung guter Leute einfache ganze Firmen zu kaufen wird
Zuckerberg mit dem Börsengang wesentlich leichter fallen. Besonders
im Kampf der Giganten mit Google und Apple wird da jeder Dollar
gebraucht. Zuckerberg selbst beschreibt den Wettbewerb um die Nutzer
im Börsenprospekt ein wenig zu idealistisch. Es gehe nicht darum,
Dienste zu entwickeln, um Geld zu verdienen. Man wollen stattdessen
Geld verdienen, um bessere Dienste zu entwickeln. Auch wenn dieser
caritative Ansatz nicht sonderlich glaubhaft erscheint, bleibt am
Ende: Das Unternehmen wird Innovation vorantreiben. Hinzu kommt, dass
die frisch gebackenen Multimillionäre aus dem Kreise der Angestellten
selbst auf dem Markt aktiv werden. Neue Projekte, neue Firmen werden
aufgebaut, zusätzliche Jobs entstehen. Der Weg des Unternehmens von
der Studenten-Idee zum Milliarden-Unternehmen sorgt gleichzeitig
dafür, dass soziale Netzwerke endgültig als Geschäftsmodell etabliert
sind. Das Web 2.0 wird nun auch von der Börse ernst genommen, die
gesamte digitale Branche wird dadurch einen Schub erhalten. Facebook
ist aber trotz seiner Erfolgsgeschichte auch ein gutes Beispiel für
die Unsicherheit des Geschäfts. Eine Milliarde Dollar hat das
Unternehmen 2011 an Gewinn eingespielt - das ist viel, entspricht
aber dennoch gerade mal dem Verdienst von Apple im
Weihnachtsgeschäft. Um den Börsenerwartungen gerecht zu werden, muss
das Netzwerk mit seinen weit über 800 Millionen Nutzern schon
wesentlich mehr Geld verdienen. Dabei gilt es künftig vorsichtiger
vorzugehen als dies bisher geschehen ist. Die Nutzer sind das höchste
Gut des Unternehmens, die Kommunikation unter ihnen das zentrale
Funktionsmodell. Wird diese Kommunikation durch zu viel oder zu
platten Kommerz unterbrochen, werden die Nutzer ganz schnell
unerfreut reagieren. Gleichzeitig werden Anleger die ständigen
Streitereien um (vermeintlich oder tatsächlich) mangelhaften
Datenschutz kaum goutieren. Auch an dieser Stelle wird Facebook
künftig vorsichtiger agieren müssen. So gesehen ist der Börsengang
sogar für die fast schon hysterischen Mahner aus der
Datenschützer-Ecke ein Grund, den "Gefällt mir"-Button zu drücken.
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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
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