Durch Deutschland muss ein Ruck gehen / Naturland fordert zur Welt-Leitmesse BioFach 2012 in Nürnberg Politik und Wirtschaft zum Handeln auf
Geschrieben am 13-02-2012 |
Gräfelfing (ots) - Stillstand und Reformblockade waren 1997 der
Hintergrund für die berühmte "Ruck-Rede" des damaligen
Bundespräsidenten Roman Herzog. "Nichts anderes erleben wir 15 Jahre
später in der Landwirtschaftspolitik in Bund und Land", kritisiert
Hans Hohenester, Öko-Bauer und Naturland Präsident zu Beginn der
BioFach in Nürnberg. Der Öko-Markt in Deutschland wächst abermals um
fast zehn Prozent, die Umstellung auf Öko-Landbau verharrt im
niedrigen einstelligen Prozentbereich. "Boden-, Klima-, Wasser- und
Artenschutz werden damit exportiert, Mais-Monokulturen,
Antibiotika-Missbrauch, Lebensmittelskandale und Bodenverluste werden
heimisch in Deutschland", bilanziert Hohenester die
Landwirtschaftspolitik der letzten Jahre. "Es muss ein
Lebensmittel-Ruck durch Deutschland gehen, damit wir gemeinsam an
Lösungen für ein grünes, nachhaltiges Wachstum arbeiten können",
fordert Hohenester. Das derzeitige Trauerspiel in der
Enquetekommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" durch
parteitaktische Interessen zeigt exemplarisch die Blockade in den
Köpfen der Verantwortlichen. Gerade in diesem Gremium könnte
vorausschauende Politik gestaltet werden, schwarz-gelbe Vorstellungen
des "Weiter so" bremsen die Veränderungskräfte aus und führen wieder
zum Stillstand.
"Innovationsfähigkeit fängt im Kopf an"
Dieser Satz aus der Herzog-Rede muss Grundlage der
agrarpolitischen Entscheidungen für 2012 sein. Das aktuelle
Öko-Barometer des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) zeigt die
zentralen Motive für den Kauf von Öko-Lebensmitteln auf: 94 Prozent
der Befragten wünschen sich eine artgerechte Tierhaltung, 89 Prozent
wollen Produkte regionaler Herkunft. Wenn allerdings immer mehr
Öko-Produkte aus dem Ausland kommen, werden nicht nur die
Umweltleistungen exportiert, sondern auch die Wünsche der Bürgerinnen
und Bürgern ignoriert. "Die Weichenstellung für die zukünftige
europäische Agrarpolitik (GAP) ab 2014 findet in diesem Jahr statt",
erläutert Hohenester. "Deswegen brauchen wir Mut und einen starken
Willen, Innovationen umzusetzen. Ökologischer Landbau muss als
Leitbild einer modernen und zukunftsfähigen Landwirtschaft
festgeschrieben werden", fordert der Naturland Bauer zur Eröffnung
der Welt-Leitmesse für Öko-Produkte.
"Wenn es um die großen Fragen geht, honorieren die Bürger einen
klaren Kurs"
Bei der Frage der Ernährungssicherung handelt es sich um eine der
größten Frage der Menschheit. Der Weltagrarbericht, die
Welternährungsorganisation (FAO) und die UN-Organisation für Handel
und Entwicklung (UNCTAD) sehen den bisher eingeschlagenen Weg einer
stark inputabhängigen, industriellen Landwirtschaft als Sackgasse.
Auch hier ist ein Umdenken gefordert: Eine lokal angepasste,
ökologisch orientierte Landwirtschaft auf der Basis des
traditionellen Wissens der Kleinbauern liefert die Lösungen für eine
zukunftsfähige Landwirtschaft. Ernährungssicherung sieht damit anders
aus, als es die Vertreter der großen Agro-Konzerne immer wieder
betonen. Das Part-nerland Indien der BioFach präsentiert positive
Beispiele auf der Öko-Messe. Naturland und der Weltladen-Dachverband
stellen Kleinbauerngenossenschaften aus Thailand, Sri Lanka und den
Philippinen vor.
Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit
53.000 Bauern und über 500 Herstellern als Naturland Partner einer
der größten Öko-Verbände. Als zukunftsorientierter Verband gehören
für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen.
Pressekontakt:
Carsten Veller
Pressesprecher Naturland e.V.
T.: 089-898082-31
mobil: 0172-6598063
c.veller@naturland.de
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