"DER STANDARD"-Kommentar: "Kauf dir ein paar Politiker!"
von Conrad Seidl
Geschrieben am 15-02-2012 |
Der Untersuchungsausschuss zeigt unbekannte Qualitäten des
Sponsorings auf - Ausgabe vom 16.2.2012
Wien (ots) - Wenn die Telekom mit ihrer Marke A1 die
österreichischen Skirennläufer sponsert, dann dürfte das zum
beiderseitigen Vorteil sein: Der Skiverband kann besser trainieren.
A1 hat einen Werbeeffekt.
Wenn A1 sich kurzfristig vom Sponsoring von Filmfestivals
zurückzieht, dürfte das zum beiderseitigen Nachteil sein: Es schadet
der Kunst. Und die Künstler werden nicht mehr mit A1 telefonieren.
Aber das wird einkalkuliert: Das Unternehmen kann die schlechte
Nachrede verschmerzen, Künstler zählen in diesem Land ohnehin wenig.
Politiker dagegen zählen viel. Da mag es ins strategische
Unternehmenskalkül passen, den einen oder anderen zu sponsern. Oder
gleich eine ganze Partei. Anders als bei Sportveranstaltungen oder
bei Filmfestivals gibt es bei dieser Form des Sponsorings allerdings
keine klar erkennbaren Vorzüge: Beim Skirennläufer gehört es zum
Berufsbild, die Logos der Sponsoren in jede sich bietende Kamera zu
halten - Politiker aber vermeiden es, sich als Träger von
Werbebotschaften zu positionieren, es sei denn, die Werbebotschaft
beträfe die eigene Partei oder gar die eigene Vorzugsstimmenkampagne.
Natürlich gibt es einen gewissen Werbewert, wenn ein Sponsor sich den
Parteitagsdelegierten präsentieren kann, unbestritten kann man in
einem Parteiblatt zielgruppengerechte Werbung schalten.
Das hat es immer gegeben - und über Sinn oder Unsinn solcher Werbung
kann man streiten. Weil der Preis dafür oft weit über dem Marktwert
liegt, geht es hier um verdeckte Parteienfinanzierung. Doch das regt
längst niemanden mehr auf.
Aber das, was in den letzten Tagen an Parteifinanzierung durch die
Telekom bekannt geworden ist, hat doch eine andere Qualität. Da wurde
quasi eine ganze Partei gekauft - zufällig jene, die damals den
Infrastrukturminister gestellt hat. Rechnungen dafür? Brauch ma net.
Scheinrechnungen über Scheinleistungen seien da gestellt worden,
wurde am Mittwoch im parlamentarischen Untersuchungsausschuss
bekannt.
Und die begünstigten Politiker? Karin Gastinger, die damals für
Justiz zuständige Ministerin, will nichts bemerkt haben. Ja, sicher
war da (aus heutiger Sicht, sagt sie) nicht alles korrekt - dass der
aus Steuergeld alimentierte Pressesprecher in der Dienstzeit auch
Wahlwerbung gemacht hat, war wohl rechtlich nicht korrekt, wenn es
auch der gängigen Praxis entspricht.
Das ist aber nichts dagegen, dass ihr Wahlkampf überhaupt von der
Telekom finanziert worden ist. Konnte sie aber nicht wissen. Es waren
ja Scheinrechnungen für Scheinleistungen: "Mir wurde gesagt, dass es
BZÖ-Wahlkampfgeld ist", sagt die Ex-Ministerin. Sie habe nicht daran
gezweifelt. Warum denn auch?
Schließlich haben ja auch andere Parteien Wege gefunden, sich durch
gute Beziehungen Sponsoring von der Telekom zu verschaffen - die
Familienpartei ÖVP hat die Beziehungen gleich auch für
Familienmitglieder von Politikern spielen lassen. Wobei die
Verantwortung des Generalsekretariats etwas für sich hat: Bei einem
Sponsoring muss einer fragen und der andere zustimmen oder ablehnen.
Daran wäre nichts auszusetzen, wenn das in aller Offenheit passieren
würde: Wenn Politiker mit A1-Aufnähern ans Rednerpult treten, wüsste
man, woran man ist.
--
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
378622
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Anti-Drogen-Strategie der Bundesregierung Rostock (ots) - Aufklärung ist nun angesagt. Reichen wird das aber
nicht. Um nur bei einem Beispiel zu bleiben: Die Spielsucht wird man
nicht eindämmen, indem man dem Süchtigen sein trauriges Schicksal vor
Augen führt. Das weiß er häufig genug selbst. Und ob es bisher auch
nur einen Einzigen vom Spielen abgehalten hat, wenn nach einer
Lottowerbung eine Stimme noch "Spielen kann süchtig machen" nuschelt,
scheint in höchstem Grade fraglich. Und Politiker, die den
Glücksspielmarkt deregulieren, statt ihn einzudämmen, handeln in
höchstem mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung Frankfurt (Oder) kommentiert den Streit in China um den Markennamen iPad (Donnerstagausgabe) Frankfurt/Oder (ots) - Beklagenswert
Es wird mit knallharten Bandagen gekämpft: Samsung und Motorola
liefern sich diverse Gefechte vor diversen Gerichten mit Apple wegen
Patentstreitigkeiten. Und nun meint eine chinesische Firma gar, der
Name iPad gehöre ihr. Zumindest in China.
Verwundern muss das nicht. Apple hat Erstaunliches geleistet: Mit
iPod, iPhone, iPad schuf man begehrte Produkte, die viel Profit
abwerfen. Und verhalf Smartphones und Tablet-Computern zum
Durchbruch. Ganz nebenbei zeigte man zunächst, dass sich mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung Frankfurt (Oder) kommentiert die iranische Drohung, kein Öl mehr zu liefern (Donnerstagausgabe) Frankfurt/Oder (ots) - Teheraner Verwirrspiel
Ölhahn zu, Ölhahn auf, angebliche Gesprächsbereitschaft - eines
scheint sicher: Kein anderer scheint sich aufs Verwirren der
internationalen Politik so gut zu verstehen wie der Iran. Sicher ist
aber auch: Viel hat das im Januar angekündigte Brüsseler Öl-Embargo,
um Teheran von seinem umstrittenen Atomprogramm abzubringen, nicht
erreicht. Präsident Ahmadinedschad teilte gestern die Inbetriebnahme
dreier weiterer Nuklearanlagen mit.
Gewiss, die Sanktionen werden irgendwo auch der mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung Frankfurt (Oder) kommentiert den Streit um höhere Krankenkassen-Gebühren für Kinderlose (Donnerstagausgabe) Frankfurt/Oder (ots) - Debatte auf Irrwegen
Die sich öffnende demografische Schere ist ein Problem für jede
Solidargemeinschaft, die sich aus Beiträgen einer zahlenmäßig
schwindenden wirtschaftlich aktiven Schicht finanziert. Die
Verteilung von Alt und Jung ist aber nur ein Aspekt. Ein anderer ist
die Produktivität. Man denke nur an das frühere Verhältnis von
bäuerlicher Bevölkerung und dem kleinen Rest der Gesellschaft. Heute
ist es umgekehrt, ohne dass es zu Hungersnöten gekommen wäre.
Und welchen Einfluss allein Konjunktur mehr...
- FT: Flensburger Tageblatt Flensburg (ots) - Soziale Netzwerke wie Facebook begleiten
besonders die jüngere Generation in allen Lebenslagen. Freunde halten
den Kontakt über Städte, Länder, ja sogar Kontinente hinweg. Grenzen
werden virtuell abgerissen. Doch auch die Grenzen der Privatsphäre
fallen. Schnell wird die multimediale Erreichbarkeit zur sozialen
Pflicht: Wer nichts schreibt, gilt als Spielverderber. So machen die
Netzwerke regelrecht abhängig, man könnte doch glatt etwas verpassen.
Und so prasseln stetig Neuigkeiten der Fanseiten und von Freunden auf mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|