Börsen-Zeitung: Unverdaulicher Einheitsbrei, Kommentar zur Bankenregulierung von Bernd Wittkowski
Geschrieben am 15-02-2012 |
Frankfurt (ots) - Kreditgenossen und Sparkassen fangen an zu
nerven. Ohne Unterlass quengeln sie wegen regulatorischer
Spitzfindigkeiten herum, wollen sich nicht mit dem abfinden, was die
Regulierer so fein austariert haben, und möchten für alles eine
bankenaufsichtliche Extrawurst gebraten haben. Mit einer solchen
Oppositionshaltung kann man doch keinen Hund mehr hinterm Ofen
hervorlocken, oder?
Gemach! Richtig ist: Wenn in einem Binnenmarkt und gar in einer
Währungsunion jedes Land oder jede Interessengruppe Sonderwünsche
erfüllt haben will, kann man die Integration vergessen. Aber bei der
Bankenregulierung sieht es eher so aus, als wolle die Politik,
namentlich die EU-Kommission, mit übertriebenem Harmonisierungseifer
- und verdächtig oft nach angelsächsischem Rezept - einen
Einheitsbrei anrühren, der aufgrund der gewachsenen, von Land zu Land
sehr unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen und Finanzierungsusancen
vielen direkt oder indirekt Betroffenen nicht nur nicht schmecken
würde, sondern für sie schlicht unverdaulich wäre.
So können die in Basel von den Bankenaufsehern beschlossenen neuen
Eigenkapital- und Liquiditätsregeln, die via Brüssel national
verbindlich würden, fatale volkswirtschaftliche Konsequenzen nach
sich ziehen. Beispielsweise indem dem deutschen Mittelstand der
Zugang zum Kredit mindestens erschwert würde. Spätestens an dieser
Stelle würde sich dann zeigen, dass es mitnichten um
Spitzfindigkeiten geht, derentwegen die Verbünde "herumquengeln".
Übrigens: Basel hat die auf EU-Ebene betriebene Anwendung für alle
Banken gar nicht verlangt, sondern lässt die Umsetzung allein für
international tätige Häuser explizit zu.
Die Petita des Genossenschaftsverbandes und des
Sparkassenverbandes Bayern sind mithin absolut legitim. Dies umso
mehr angesichts zahlreicher Ungereimtheiten in den Regelwerken. Die
Kreditgenossen sprechen zu Recht von "Irrwitz" und Paradoxien, etwa
weil Banken eine Griechenland-Anleihe nicht mit Eigenkapital
unterlegen müssen, wohl aber Kredite an kerngesunde deutsche
Mittelständler. Oder weil besagte Staatsanleihe als liquide anerkannt
wird, nicht aber Gelder, die eine Volksbank bei ihrem Zentralinstitut
anlegt.
Aus all diesen Gründen und weil ihre gut fundierte Kritik in der
Politik und auf der Seite der Regulierer bisher zumeist auf taube
Ohren stieß, sind Kreditgenossen und Sparkassen nicht nur im eigenen,
sondern auch im gesamtwirtschaftlichen Interesse also geradezu
verpflichtet, den Verantwortlichen mit diesem Thema auf die Nerven zu
gehen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
378644
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Basel III Bielefeld (ots) - Wer verhindern will, dass die Finanzbranche -
wie insbesondere vor 2008 in den USA - zu leichtfertig Kredite
vergibt und dadurch nicht nur sich, sondern ganze Volkswirtschaften
in die Bredouille bringt, muss zusätzliche Sicherheitslinien
einziehen. Das ist Sinn und Zweck der unter dem Namen Basel III
vereinbarten, bald weltweit gültigen neuen Kreditvorschriften. Dass
die Darlehen durch mehr Bürokratie und höhere
Eigenkapital-Anforderungen teurer werden, liegt auf der Hand. Das
wissen auch die deutschen Sparkassen mehr...
- Frankfurter Neue Presse: Flughafen-Streik
"Der Streikerfolg entscheidet"
Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos Frankfurt am Main (ots) - Die Wahrheit bleibt in zahlreichen
Tarifkonflikten als erstes auf der Strecke. Das trifft besonders auf
Tarifstreitigkeiten zu, in denen eine junge kleine, aber
schlagkräftige Gewerkschaft erstmals auf einen großen Konzern trifft:
In ihrem Bestreben, sich flächendeckend zu etablieren, sieht sich die
noch junge Gewerkschaft gezwungen, möglichst viel für ihre neuen
Mitglieder herauszuholen und sich dabei besonders unnachgiebig zu
zeigen. Das Unternehmen wiederum, dass es bislang gewohnt war, mit
einer mehr mehr...
- Übernahme der Hay Gruppe durch The Gores Group abgeschlossen LOS ANGELES und BAD SOBERNHEIM, Deutschland, February 15, 2012
(ots/PRNewswire) --
The Gores Group, ein führendes Privat-Equity-Unternehmen mit Sitz
in Los Angeles, gab heute bekannt, dass sie über eine
Tochtergesellschaft die Übernahme der Hay Gruppe, einem führenden
europäischen Hersteller von mit hoher Präzision geschmiedeten und
bearbeiteten Komponenten für Motoren, Getriebe und Achsen für die
Automobil-, Nutzfahrzeug- und Wälzlagerbranchen, abgeschlossen hat.
Einzelheiten der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
Die mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Hapag-Lloyd Osnabrück (ots) - Dem Einstieg muss der Ausstieg folgen
So viel Staat wie nötig, so wenig wie möglich, frei nach Ludwig
Erhards Vorstellung von sozialer Marktwirtschaft: Das gilt heute
ambivalent für die Stadt Hamburg als Investor bei der
Traditionsreederei Hapag-Lloyd und morgen in ihrer Rolle als
Eigentümerin, die sich schnell wieder von den Anteilen trennen
sollte. Aus Hamburger Sicht hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD)
richtig gehandelt und die zum Verkauf stehenden Anteile im Verbund
mit Klaus-Michael Kühne, Mehrheitseigner mehr...
- Das Erste, Donnerstag, 16. Februar 2012, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 6.40 Uhr, Peter Bofinger, Wirtschaftsweise, Thema:
Griechenland
8.05 Uhr, Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di,
Thema: Tarifstreik
8.35 Uhr, Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes
Gesamtmetall, Thema: Tarifstreik
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|