BERLINER MORGENPOST: Nach dem Präsidenten ist vor dem Präsidenten - Leitartikel
Geschrieben am 18-02-2012 |
Berlin (ots) - Präsidenten sind Signale. Seinen Sieg in der
knappen Wahl 1969 hatte der Sozialdemokrat Gustav Heinemann allein
den Stimmen der FDP zu verdanken. Bundespräsident Heinemann war das
Zeichen, dass die sozialliberale Koalition unter Kanzler Brandt
losgehen könne. Die Signale, die von den beiden bisherigen Kandidaten
Angela Merkels ausgingen, waren bestenfalls diffus. Sowohl bei Köhler
als auch bei Wulff hatte die Kanzlerin vor allem in den Kategorien
des Machtschachs gedacht, was ihr überraschend wenig schlecht
bekommen ist. Doch mit dem nächsten Kandidaten wird es ernster. Da
die FDP als Partner für 2013 wohl ausfällt, muss Frau Merkel nun ein
wundersames Wesen finden, das den potenziellen Koalitionären Grün und
SPD ebenso zu vermitteln ist wie den Unionsparteien. Zudem wird ein
Mensch gesucht, der sich zutraut, das Amt mal wieder mit Würde zu
füllen, und jemand, der gerade keinen sicheren und halbwegs gut
bezahlten Job hat wie etwa der Verfassungsrichter Voßkuhle. Auch wenn
Erleichterung herrscht nach der quälenden Wulff-Affäre, so werden
mögliche Kandidaten doch mit einiger Beklommenheit beobachten, wie
selbst nach dem Rücktritt noch gehämt und billig triumphiert wird.
Anstand und Moral, die zuletzt gern bemüht wurden, die scheinen für
Christian Wulff nicht zu gelten. Ja, er hat Fehler gemacht. Aber er
bezahlt dafür, und zwar teuer. Mit dem Rücktritt liegt eine
Lebensplanung in Trümmern, nicht nur finanziell. Für die Kanzlerin
ist nach dem Präsidenten vor dem Präsidenten. Es würde jedoch den
gewohnten Findungsritualen widersprechen, wenn sich umgehend jemand
fände, der will, der kann, den alle mögen. Wie immer gilt: Wer zu
häufig genannt wird, ist schon so gut wie erledigt. Lupenreine
Unionskandidaten wie Stoiber oder Lammert fallen mit Blick auf die
Koalitionsoptionen 2013 aus. Im Alter Ermildete wie Geißler oder
Töpfer taugten trotz Unionsgeruchs schon eher zum
Allparteienkompromiss. Kaum denkbar dagegen, dass die CDU ihrer
Vorsitzenden einen Sozialdemokraten Steinmeier oder die grüne
Ostprotestantin Göring-Eckhardt durchgehen ließe. Eine Wahl von
Ursula von der Leyen würde den Traditionalisten schwerfallen, weil:
zu viel Frau an der Spitze des Staates. Experimentalkandidaten aus
Kultur oder Wissenschaft wiederum sind zu riskant für eine Kanzlerin,
die ihren Präsidenten-Triathlon nicht vergeigen darf: Köhler schwamm,
Wulff strampelte, beim dritten muss es nun laufen. Und da kommen
höchstens noch zwei infrage: Der evangelische Ex-Bischof Huber oder
der eine, auf den sich das Land vor knapp zwei Jahren bereits
weitgehend geeinigt hatte. Nun muss Angela Merkel ihrer Partei und
dem Rest des Landes nur noch klarmachen, dass Joachim Gauck immer
schon ihr Lieblingskandidat war, ja, dass sie ihn eigentlich
höchstpersönlich erfunden hat und nicht das Duo Trittin/Gabriel. Mit
einem Präsidenten Gauck hätte die Machtphysikerin die Verlängerung
ihres Kanzlerinnenamtes ideal vorbereitet.
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