Marktüberblick Bierbranche: Säuft der Markt des Volksgetränks ab?
Geschrieben am 22-02-2012 |
München (ots) - Auf dem deutschen Biermarkt herrscht
Katerstimmung: Seit Jahren stagniert der Markt, Brauereien müssen
massive Absatzeinbrüche hinnehmen. Der historische Tiefstand des
Bierkonsums von 101,4 Liter pro Kopf ist sicher mit verantwortlich.
Doch die Gründe der Krise sind weitaus facettenreicher: So sind viele
Hersteller dem Kostendruck auf Energieseite mit massiven
Investitionen in Energiesysteme begegnet - diese Kostenerhöhungen
zehren heute an den Gewinnen der Unternehmen. Hinzu kommen steigende
Preise für Braugerste und kontinuierliche Kostenerhöhungen im
Güterkraftverkehr, kurz: Schwächelnder Konsum trifft auf steigende
Faktorkosten - diese Kostenschere stellt die Zukunftsfähigkeit vieler
Brauereien in Frage. Kapazitätsüberhänge von über 30 Prozent sowie
harte Preiskämpfe ihm Rahmen der Promotionspolitik zwingen die
Hersteller in die Knie. Einziger Gewinner in dieser Situation: Der
Konsument, der von Niedrigstpreisen profitiert. Eine grundsätzliche
Lösung für die Branche ist nicht in Sicht. Vielmehr steht eine
weitere Konsolidierungswelle an, die zu dringend notwendigen
Kapazitätsbereinigungen führen wird - so die Prognose der
Top-Management Beratung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P).
Eine langfristige Beobachtung des Biermarktes zeigt: Der
wichtigsten Teilmarkt Pils ist nach einer Schätzung der
Branchenexperten bei W&P von 31,1 Mio. hl im Jahr 2008 bis 2011 auf
29,5 Mio. hl geschrumpft - Tendenz weiter fallend. Dieser Rückgang
von rund 4 Prozent des Absatzvolumens innerhalb kürzester Zeit
entspricht dem IST-Ausstoß einer der Top-Ten Bierbrauer Deutschlands.
Das hat bedrohliche Auswirkungen auf die Branche, denn nahezu ein
Drittel aller Produktionskapazitäten liegt brach und drücken damit
auf die Gewinne.
Die Konsequenz der Brauereien: Sie treten in einen ruinösen Preis-
und Mengenwettbewerb auf den Absatzmärkten, indem sie trotz
steigender Faktorkosten und einem rückläufigen Normalpreis den Absatz
durch Promotions-Aktionen stützen - von 2008 bis 2011 haben sie die
Promotions-Menge bei Pils um stolze 23,8 Prozent angehoben. Somit
gehen heute über 67 Prozent des verkauften Pils für unter 10 Euro
(20er, 0,5l Mehrweg) über den Tisch - und damit knapp zwei Euro unter
Normalpreis. Ein gutes Geschäft? Ja, aber ausschließlich für den
Verbraucher, meint Jürgen-Michael Gottinger, Branchenexperte bei W&P:
"Laut unserer Berechnungen ergibt sich aus den Promotionsaktionen
eine negative Gewinnentwicklung für den Gesamtmarkt von mindestens 30
Mio. Euro - diese Summe bleibt quasi direkt im Portemonnaie der
Konsumenten". Diese nachhaltige Gewinnveränderung bei steigenden
Überkapazitäten ist in Gottingers Augen Ausdruck einer strategischen
Krise im Gesamtmarkt. Zudem wird auf Grund der zunehmenden
Verknappung von Braugerste ein drastischer Preisanstieg für den
Rohstoff erwartet, der den Rekordpreis von 2008 schnell toppen
könnte.
Vor diesem Hintergrund sei die Promotions-Strategie nicht länger
haltbar - zumal trotz der niedrigen Preise weder der Bierkonsum
zunimmt noch der Gesamtabsatz stabilisiert werden kann. Auch
herkömmliche Maßnahmen zur Kostensenkung wie Personal- oder
Materialkostensenkung reichen genauso wenig aus, um die
Ertragssituation zu stabilisieren wie beachtliche Steigerungen im
Exportgeschäft oder prozess- und vertriebskostenintensive
Innovationen. "Die Getränkeindustrie ist jetzt zu radikaleren
Schritten gezwungen: Es müssen dringend Kapazitäten aus dem Markt
verschwinden, die Gesamtbranche muss schneller konsolidieren. Es gibt
eine Reihe von Akteuren wie die Radeberger Gruppe, die die
Branchenlandschaft aktiv gestalten können", weiß Branchenexperte
Gottinger. So könnten durch regionale M&A-Aktivitäten oder
Kooperationen in Funktionen die Fixkosten in Verwaltung, Logistik und
Vertrieb gesenkt werden. Im operativen Segment hingegen sollten
Produkt- und Gebinde-Portfolio überarbeitet und das
Komplexitätsmanagement intensiviert werden - und das besser heute als
morgen. Denn so lange die Hersteller ihre Ausrichtung nicht
überprüfen, bleibt nur ein lachender Gewinner: Der Konsument.
Pressekontakt:
Stephanie Meske
Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Unternehmensberatung
Nymphenburgerstr. 21
80335 München
Tel.: 089-28 623-139
Fax: 089-28 623-290
E-Mail: meske@wieselhuber.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
379582
weitere Artikel:
- stern: Rürup sagt Deutschland "glänzende Zukunft" voraus Hamburg (ots) - Der ehemalige Vorsitzende des
Sachverständigenrates, Bert Rürup, prognostiziert Deutschland eine
glänzende wirtschaftliche Zukunft. In einem Interview in der neuen,
am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern sagt
der Ökonom, die deutsche Industrie sei "die leistungsfähigste der
Welt". Im globalen Wettrennen um Wohlstand stünde Deutschland derzeit
auf "Pole-Position". Nach Analysen des renommierten
Wirtschaftsberaters passt die deutsche Produktpalette "haargenau zur
Nachfrage der aufstrebenden mehr...
- 23 Prozent mehr Umsatz - König + Neurath zieht positive Jahresbilanz / Das Unternehmen setzt seinen Erfolgskurs weiter fort Karben (ots) - Der Komplettanbieter für innovative Bürolösungen
setzt sein Umsatzwachstum fort und kann eine überaus positive Bilanz
für das letzte Jahr ziehen. Bei einem Gesamtumsatz von rund 141
Millionen Euro konnte das Unternehmen damit das Wachstum 2011 im
Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent steigern. Diese Entwicklung wird
vor allem durch die Inlandsnachfrage getragen, die sich gegenüber dem
Vorjahr um rund 27 Prozent gesteigert hat. Neben der branchenweit
erhöhten Gesamtnachfrage hat zu der positiven Umsatzentwicklung auch mehr...
- Jahresendrallye am Bau: Umsatz im Dezember um 24 % gestiegen - das Gesamtjahr schließt mit einem Umsatzplus von 12,5 % - für 2012 Umsatzplus von 2,5 % erwartet Berlin (ots) - Das deutsche Bauhauptgewerbe hat das vergangene
Jahr trotz zunehmender Unsicherheiten über die weitere
gesamtwirtschaftliche Entwicklung mit einer Jahresendrallye
abgeschlossen. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der
neuesten Ausgabe seines Aktuellen Zahlenbildes mitteilt, ist der
Umsatz im Bauhauptgewerbe im Dezember 2011 im Vergleich zum
Vorjahresmonat um nominal 24,3 % gestiegen. Für das Gesamtjahr ergibt
sich damit ein Umsatzplus von nominal 12,5 % - das ist das beste
Ergebnis seit Anfang der 90er mehr...
- RE|PLA Cycle GmbH geht an den Markt: Expertise für einen geschlossenen PLA-Wertstoffkreislauf / Lösungen für PLA-Recycling - Start im Post-Industrial-Bereich, Post-Consumer-Bereich im Aufbau (mit Bild Köln (ots) -
Ein geschlossener Wertstoffkreislauf für den Biokunststoff
Polymilchsäure (PLA) aus allen Stufen der Wertschöpfungskette: Das
ist das Ziel der neuen RE|PLA Cycle GmbH, einem Tochterunternehmen
der Reclay Group. Die Geschäftsführung der RE|PLA Cycle liegt bei
Raffael A. Fruscio, Gesellschafter der Reclay Group, und Dr. Edmund
Stassen, Geschäftsführer für den Bereich Entsorgung der Reclay Group.
Die RE|PLA Cycle hat als erster Anbieter einen geschlossenen
PLA-Wertstoffkreislauf im Post-Industrial-Bereich aufgebaut. mehr...
- Niedriglohnsektor - Mehr Chance als Risiko Köln (ots) -
Ein kleiner Lohn macht nicht zwangsläufig arm, denn nur jeder
sechste Beschäftigte im Niedriglohnsektor ist von Armut bedroht.
Dagegen tragen Menschen ohne Job ein ungleich größeres Risiko: Rund
56 Prozent der Arbeitslosen laufen Gefahr, in Armut zu leben. Das
zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
(IW).
Zu den Niedriglöhnern gehört hierzulande, wer aktuell weniger als
9 Euro brutto pro Stunde verdient. Das traf 2010 auf rund 22 Prozent
der Beschäftigten in der Bundesrepublik zu. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|