Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Gedenken für die Opfer der Neonazis
Uns bleibt nur Scham
CARSTEN HEIL
Geschrieben am 23-02-2012 |
Bielefeld (ots) - Verordnetes Gedenken ist kein Gedenken, sondern
folgenloses Ritual. Wie oft hat es in Deutschland schon Betroffenheit
über rechte Gewalt, über Morde an ausländischen Mitbürgern gegeben?
Menschenketten, Kerzenschein? Hehre Worte nach den tagelangen
Krawallen vor allem gegen Vietnamesen 1992 in Rostock, Gesten der
Versöhnung nach den Brandanschlägen von Mölln und Solingen mit Toten
und Verletzten. Bitten um Entschuldigung bei zahlreichen
fürchterlichen Gelegenheiten. Folgen? Keine. Über zehn Jahre kann ein
Neonazi-Trio acht Türken und einen Griechen sowie eine deutsche
Polizistin kaltblütig ermorden. Die wurden nur zu Opfern, weil sie
keine Deutschen waren. Eine Anschlagsserie, die einmalig ist in der
Geschichte Deutschlands. Und statt den Angehörigen zu glauben, wurden
die von den Ermittlungsbehörden der Taten verdächtigt. Weil Ausländer
von vornherein verdächtiger sind als Deutsche? Da hilft kein
Gedenken, da helfen Zorn und Scham und - wenn man sich ein wenig
beruhigt hat - kühle Überlegung, wie dem Übel beizukommen ist.
Eigentlich müsste an dieser Stelle der Ruf nach dem starken
Rechtsstaat folgen. Doch dieser Ruf bleibt im Halse stecken. Denn
zusätzlich zu den unfassbaren Taten des Trios hat genau der unfassbar
versagt. Wahre Größe haben in solchen Situationen kaum die Deutschen
mit ihren Gedenkritualen und getragenen Reden gezeigt. Nach dem
Anschlag von Solingen war es Mevlüde Genc, die Großes geleistet hat.
Als Mutter, Großmutter und Tante der Getöteten ist sie seit 1993
Opfer. Sie hat dennoch Versöhnung angeboten, gegen Rassismus
gekämpft. Auch gestern haben die Hinterbliebenen nicht vorwurfsvoll
geklagt. Hoffentlich hilft das Gedenken der Deutschen ihnen
wenigstens bei der Trauerarbeit. Nur dann hat das Ritual Sinn. Uns
bleibt nur die Scham.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
380057
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Milliarden für NRW Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Detlev Hüwel:
Kann es sich ein so hoch verschuldetes Land wie NRW wirklich
leisten, zusätzliche Einnahmen in Milliardenhöhe zu blockieren?
Zugegeben: Das mit der Schweiz ausgehandelte Steuerabkommen mag nicht
der reinen Lehre entsprechen, derzufolge Steuerbetrüger hart zu
bestrafen sind. Doch NRW und die anderen SPD-geführten Länder können
sich die Wirklichkeit nicht malen. Das Abkommen, das noch der
Zustimmung des Bundesrates bedarf, ist im Kampf gegen schwarze Konten
ein Meilenstein. Zwar mehr...
- Landeszeitung Lüneburg: Lebensthema Freiheit und Demokratie / Rainer Eppelmann lobt Bundespräsidenten-Kandidat Gauck - Fähigkeit zu Ausgleich und Versöhnung Lüneburg (ots) - Am 18. März tritt die Bundesversammlung zusammen,
um Joachim Gauck, den Kandidaten von Union, Liberalen, SPD und
Grünen, zum neuen Bundespräsidenten zu wählen. Rainer Eppelmann,
einst regimekritischer Pfarrer in der DDR, sieht in dem 72-jährigen
Rostocker ein glaubwürdiges und souveränes Staatsoberhaupt, aber
keinen Heiligen.
Joachim Gauck, der "Bundespräsident der Herzen" - gilt das auch
für Sie?
Rainer Eppelmann: Ich mag die Formulierung nicht, weil das an eine
tote Prinzessin erinnert. Ich sage mit dem mehr...
- Rheinische Post: Notwendiges Gedenken Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Nutzt es etwas, wenn die Menschen in Deutschland für 60 Sekunden
innehalten? Wenn am Gendarmenmarkt in Berlin die Kerzen brennen? Wenn
1200 geladene Gäste bewegt der von Rechtsterroristen ermordeten Opfer
gedenken? Wird davon auch nur eines wieder lebendig? Hört auch nur
ein Neonazi mit seiner unsäglichen Hetze auf? Ja, es nutzt sogar
viel. Nach den skandalösen Fahndungspannen war es der Staat den
Angehörigen der Opfer einfach schuldig, nicht zur Tagesordnung
überzugehen, innezuhalten mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Gesellschaft / Ethik / Sexualität Osnabrück (ots) - Beitrag für Toleranz
Zu lange galten Menschen, die weder ganz männlich noch ganz
weiblich zur Welt gekommen sind, in der gesellschaftlichen
Wahrnehmung als anstößig, sogar als widerlich. Bis heute leiden
Intersexuelle deshalb unter Diskriminierung und oftmals an den Folgen
unnötiger oder gar fehlerhafter medizinischer Eingriffe, die Ärzte
ihnen zufügten.
Mit seiner Stellungnahme leistet der Deutsche Ethikrat nun einen
wichtigen Beitrag, das ungerechte Leid der Betroffenen zu mindern.
Denn er gibt dem tabuisierten mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Energie / Solar / Förderung Osnabrück (ots) - Überflüssiges Gejammer
Solch schnelles Handeln, noch dazu im Koalitions-Konsens, hätte
man dieser Regierung nicht mehr zugetraut. Die Minister Norbert
Röttgen und Philipp Rösler spannen mit der Kappung der Solarförderung
einen Schirm besonderer Art auf: Der wirft zwar Schatten auf die
Sonnenbranche, im Regen steht sie aber eben auch nicht. Die Warnungen
der Lobbyisten vor Frontalangriff und Jobabbau sind nichts weiter als
übliche Reflexe. Das Gezeter gibt vielmehr Anlass zum Amüsement, weil
dieses Jahr ähnliche mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|