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DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet: 27 Millionen Menschen in Deutschland ohne Internet

Geschrieben am 28-02-2012

Bonn/Hamburg (ots) - Digitaler Graben zwischen "Onlinern" und
"Offlinern" muss neu gezogen werden / 74 Prozent erwarten, dass Staat
und Wirtschaft für Sicherheit im Internet sorgen / Studie offenbart
Dilemma zwischen Sicherheitsbedürfnis und Freiheitswunsch der
Internet-Nutzer

Rund 27 Millionen Menschen in Deutschland leben komplett oder
nahezu komplett ohne Internet. Damit sind hierzulande fast doppelt so
viele Personen offline wie bislang angenommen. Das ist das zentrale
Ergebnis der heute in Berlin vorgestellten "DIVSI Milieu-Studie zu
Vertrauen und Sicherheit im Internet". Im Auftrag des Deutschen
Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) hat das
SINUS-Institut insgesamt 2.047 Menschen bevölkerungsrepräsentativ in
einer computergestützten Face-to-Face-Umfrage zu deren Einstellungen
in Bezug auf Vertrauen und Sicherheit im Internet sowie zu deren
individuellem Internet-Nutzungsverhalten befragt. DIVSI-Direktor
Matthias Kammer: "Die Studie beschreibt den Zustand unserer
Internet-Gesellschaft präziser, als dies jemals zuvor geschehen ist."

Die bundesweite Untersuchung zeigt, dass fast 40 Prozent der
Menschen in Deutschland Digital Outsiders sind. Dies sind nicht
allein Menschen ohne technischen Zugang zum Internet. Vielmehr
gehören dazu auch jene, die zwar theoretisch über einen
Internet-Anschluss verfügen könnten, im Umgang mit dem Internet
jedoch stark verunsichert sind und dieses daher so gut wie bzw.
überhaupt nicht nutzen. Rund 41 Prozent (28 Millionen Menschen)
bezeichnet die Studie hingegen als Digital Natives. Diese sind mit
dem Internet groß geworden und haben es voll in ihr Leben integriert.
Als dritte Gruppe wurden schließlich Digital Immigrants identifiziert
(20 Prozent bzw. rund 14 Millionen Menschen). Sie begrüßen einerseits
den kommunikationstechnischen Fortschritt und nutzen das Internet
gezielt für ihre Zwecke. Andererseits nehmen sie auch die negativen
Folgen des Digitalisierungsprozesses wahr, sind im Internet eher
misstrauisch, skeptisch und defensiv unterwegs. Sie beobachten den
Trend zunehmender Offenlegung der Privatsphäre in sozialen Netzwerken
mit Sorge.

Digitale Gesellschaft doppelt gespalten

Die DIVSI Milieu-Studie identifiziert zudem zwei signifikante
Gräben, die unsere digitale Gesellschaft spalten. Bislang wurde in
den Diskussionen davon ausgegangen, dass diese allein durch den
Graben zwischen "Onlinern" und "Offlinern" gespalten sei. Eine auf
technisch online oder offline beschränkte Unterscheidung spiegelt die
Realität jedoch nicht richtig wider. Viel entscheidender ist, wie die
Menschen das Internet tatsächlich nutzen.

Der erste Graben trennt die Digital Outsiders auf der einen von
den Digital Immigrants und den Digital Natives auf der anderen Seite.
Die Digital Outsiders sind entweder offline oder stark verunsichert
im Umgang mit dem Internet. Das Internet stellt für sie eine digitale
Barriere vor einer Welt dar, von der sie sich ausgeschlossen fühlen
und zu der sie keinen Zugang finden.

Der zweite Graben verläuft zwischen den Digital Natives auf der
einen Seite und den Digital Immigrants und den Digital Outsiders auf
der anderen Seite. Die Digital Natives begreifen das Internet als
Teil ihres Lebensraums, in dem sie sich frei und ganz
selbstverständlich bewegen. Für sie stellt die digitale Welt einen
wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie stehen ihr sehr positiv
gegenüber und können nicht nachempfinden, dass sich die anderen
Gruppen im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.

Jeder Dritte glaubt an völlige Sicherheit im Internet

Die "DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet"
offenbart noch einen weiteren wichtigen Ergebnis-Komplex mit zwei
wesentlichen Aspekten:

Zum einen geht es um unterschiedliche Verantwortungskonzepte in
Bezug auf die Internet-Nutzung. Fast drei Viertel der Deutschen (74
Prozent) erwarten, dass Staat und Wirtschaft aktiv für Sicherheit im
Internet sorgen. 26 Prozent (mehrheitlich Digital Natives) lehnen
dagegen jegliche Einmischung ab. Sie sehen die Verantwortung beim
Nutzer und sind überzeugt, alles selbst im Griff zu haben.

Zum anderen gibt es in der Bevölkerung unterschiedliche
Überzeugungen bei der Frage, wie sicher das Internet überhaupt sein
kann. Etwa ein Drittel aller Internet-Nutzer glaubt, dass es im Netz
völlige Sicherheit geben kann. Rund die Hälfte der User ist hingegen
überzeugt, dass dies nicht möglich ist. Alle übrigen Befragten
konnten zu der Frage keine klare Position beziehen.

Studie offenbart politisches Dilemma

Die Studien-Ergebnisse machen eines deutlich: Zur Steigerung von
Vertrauen und Sicherheit im Internet steht die deutsche Politik vor
dem Dilemma, diametrale Sicherheitsbedürfnisse befriedigen zu müssen.
Matthias Kammer: "Die DIVSI Milieu-Studie verdeutlicht erstmals das
Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Gruppen. Wer sich im
Internet nicht auskennt, fordert Schutz, doch wer sich sicher fühlt,
wünscht Freiheit. Die große gesellschaftspolitische Herausforderung
liegt also darin, diese unterschiedlichen Welten zu versöhnen."

Über DIVSI

DIVSI ist ein gemeinnütziges Institut mit Sitz in Hamburg,
gegründet und gefördert von der Deutschen Post. Das Institut ist
uneingeschränkt frei in seiner Tätigkeit.

DIVSI versteht sich als Forum, das einen offenen und transparenten
Dialog zu mehr Vertrauen und Sicherheit im Internet organisiert und
mit neuen Aspekten belebt. Das Institut fördert die Vernetzung
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und will
so mithelfen, potenzielle Risiken bei der elektronischen
Kommunikation und Transaktion zu untersuchen und zu analysieren.

Die "DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet"
steht unter www.divsi.de zum kostenlosen Download bereit oder kann
als kostenfreie Druck-Ausgabe (164 Seiten) bei DIVSI angefordert
werden.



Pressekontakt:
Till Martin Ritter
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 40 226 369 895
Mobil: +49 160 711 04 26
till-martin.ritter@divsi.de
pressestelle@divsi.de


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