Neue Westfälische (Bielefeld): Morgen wird der neue Bundespräsident gewählt
Gaucks Freiheit
THOMAS SEIM
Geschrieben am 16-03-2012 |
Bielefeld (ots) - Wir Deutschen können wieder einmal glücklich
sein: Wir haben Konsens. Es ist so lange her, dass wir uns über einen
Bundespräsidenten freuen durften, der als gemeinsamer Kandidat der
breiten demokratischen Mitte gelten durfte, dass allein diese
Qualität Joachim Gauck schon zu etwas Besonderem machen könnte. Mit
dem Wechsel im Amt von Wulff zu Gauck wechselt auch das Thema der
deutschen Staatsspitze von der Integration zur Freiheit. Das ist
bedauerlich und zukunftsweisend zugleich. Bedauerlich, weil die
Fragen der Integration in unserem Land noch nicht so weit beantwortet
sind, dass man diese Frage als erledigt betrachten dürfte. Die
Freiheit ist das größere Thema und zukunftsweisend. Sie hat die
Qualität, eine neue politische Epoche zu definieren. Insofern ist sie
gut gewählt. Ein leichtes Thema indes wird es nicht. Weder für das
neue Staatsoberhaupt, noch für die Bürger und Bürgerinnen dieses
Landes. Nach wie vor stehen sich in Deutschland große Gruppen
gegenüber, die den Freiheitsbegriff jeweils für sich reklamieren und
nur für sich definieren. Positiv beschreiben ihn jene, die ihn als
Freiheit zu Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung verstehen. Eher
skeptisch beurteilen ihn jene, die eher die Freiheit von Armut, Not
und Unterdrückung garantiert sehen wollen. Zwischen diesen beiden
Lagern lauern viele Fallen. So mutig beispielsweise Angela Merkel in
Anlehnung an das "Wir wollen mehr Demokratie wagen" des SPD-Kanzlers
Willy Brandt den Titel ihrer Regierungserklärung 2009 "Wir wollen
mehr Freiheit wagen" formulierte, so schnell sah sie sich auch in die
Ecke gedrängt und verband ihn mit der Frage nach Gerechtigkeit. Das
wiederum wurde ihr gleich zu Beginn ihrer neuen Regierung als
Schwäche ausgelegt. In diesem Spannungsfeld wird sich nun auch der
neue Bundespräsident Joachim Gauck zurechtfinden müssen. Sein
Hauptthema ist die Freiheit und damit ist jene gemeint, die sich auf
die Befreiung vom System der Unfreiheit bezieht. Gauck zieht aus
seinen Erfahrungen Sendungsbewusstsein, spricht von einem
pädagogischen Eros, den er in sich trage, damit die Leute etwas
kapieren. Aber das allein wird nicht zum Erfolg führen. Er wird sich
auch jenem alltäglichen Freiheitsbegriff nähern müssen, den
Sozialhilfe-Empfänger und Mini-Jobber für sich reklamieren wollen und
werden. Nur dann wird deren Skepsis vor der Freiheit einem auf
Freiheit gegründeten Optimismus weichen. Wenn dem neuen Präsidenten
das gelingt, wenn er mit seinem Ideal und seiner Rede die
Freiheitsdebatte in Deutschland auf das Niveau des Streits um die
soziale Gerechtigkeit heben kann, dann könnte daraus ein epochales
Wirken entstehen, das die Herausforderung der Integration gleich mit
besteht. Dann wird es eine besondere Präsidentschaft sein. Und ein
besonderer Präsident. Man wünscht es ihm. Und sich.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
384478
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Kommentar zu Familie/ Frauen/ Gesundheit/ Kassen knausern bei Mütter-Kind-Kuren/Mütter ohne Macht /Von Joachim Karpa Hagen (ots) - In Sonntagsreden spielen Mütter eine überragende
Rolle. Ihre Leistungsfähigkeit, ihre Tüchtigkeit, ihre Energie und
ihre Herzenswärme - das öffentliche Loblied kennt kein Ende.
Vielstimmig und stimmgewaltig erklingt es. Anders hört sich die
Melodie im richtigen Leben an. Mütter haben keine Lobby. Ausgebrannt,
krank und am Ende ihrer Kräfte, macht sich kaum jemand für sie stark.
Sie haben zu funktionieren - wehe nicht, dann gibt es Druck.
Schwächeln ist nicht erlaubt. Das sehen die Krankenkassen
offensichtlich genauso. mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Die bissige Behörde
Kommentar zur BaFin Regensburg (ots) - Das hat gesessen: Der als Zahlengott gefeierte
Investment-Banker Anshu Jain hat schon vor seinem Amtsantritt die
Grenzen gezeigt bekommen: Die Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht,
kurz BaFin, legte ihr Veto gegen die Besetzung eines
Schlüsselressorts der Deutschen Bank ein - peinlich, peinlich. Die
Bonner Behörde, oft als "zahnloser Tiger" verspottet, machte damit
deutlich, dass unter ihrer neuen Chefin Elke König nicht mit ihr zu
spaßen ist. Tatsächlich ist der Check der Kandidaten im im Rahmen
ihres Aufsichtsmandats mehr...
- Westfalenpost: Kommentar zu FDP/Lindners Himmelfahrtskommando/Es geht um das Schicksal der FDP/ von Wilfried Goebels Hagen (ots) - Mutig, mutiger, Lindner. Glaubt man den aktuellen
Aussagen der Demoskopen, hat sich der neue FDP-Spitzenkandidat in
Nordrhein-Westfalen auf ein Himmelfahrtskommando eingelassen. Eine
Partei auf Tauchstation, weitgehend führungslos, schwer angezählt.
Man muss kein Prophet sein: Christian Lindners Erfolg oder Misserfolg
im bevölkerungsreichsten Bundesland entscheidet über das Schicksal
der gesamten Partei und ihres Vorsitzenden Philipp Rösler. Nach der
Kamikaze-Aktion der FDP-Landtagsfraktion soll der frühere
FDP-Generalsekretär mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zu Gabriels Apartheidproblem Berlin (ots) - Sigmar Gabriel hat als ahnungsarmer Kurzbesucher in
Israel und im besetzten Hebron einen flapsigen Facebook-Satz
abgesondert, der gewiss kein Beitrag zur ernsthaften Debatte über ein
Israelis wie Palästinenser umtreibendes Problem ist. Fragt sich, wem
Gabriel mit dem Quickie gefallen wollte. Die naheliegende Antwort ist
nicht schön für einen, der Kanzlerkandidat der SPD werden könnte: Es
sind jene linksdeutschen Palästinafreunde, deren Palästinaliebe sich
aus pazifistisch ummanteltem Israelhass speist.
Pressekontakt: mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zum Raubkunsturteil des BGH Berlin (ots) - Der Bundesgerichtshof hat bei der Auslegung der
Gesetze am Freitag mehr historischen Instinkt bewiesen als das
Deutsche Historische Museum: Man könne der vom NS-Staat beraubten
Familie nicht vorwerfen, dass sie mit ihren Rückgabeforderungen zu
spät kommt, wenn sie zur rechten Zeit gar nichts zurückfordern
konnte, weil alle die Plakatsammlung für zerstört hielten. Das DHM
hat nun erheblichen materiellen Schaden, schwerer wiegt der
ethische. Die Einrichtung, die in ihrem Namen den Anspruch trägt,
Deutschland zu repräsentieren, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|