(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Schwer zu fassen, Kommentar zum EU-Grünbuch über Schattenbanken, von Detlef Fechtner.

Geschrieben am 19-03-2012

Frankfurt (ots) - Man könnte meinen, die EU-Kommission habe
gestern bereits alle Probleme mit Schattenbanken gelöst. Verbände und
Ministerien loben, dass EU-Kommissar Michel Barnier endlich jene an
die Leine nimmt, die Bankgeschäfte betreiben, ohne Banken zu sein.
Eigentlich, so scheint es, fehle jetzt nur noch die weltweite
Angleichung der Regelwerke. Von wegen.

Die EU ist noch weit entfernt von klaren und wirkungsvollen
Regeln, die spezifische Risiken von Geldmarktfonds,
Verbriefungsgesellschaften oder anderen Investmentvehikeln angemessen
begrenzen. Nur zur Klarstellung: Das, was Barnier gestern vorgestellt
hat, ist keine EU-Verordnung, sondern ein EU-Grünbuch - nicht das
Ergebnis von Überlegungen, sondern der Ausgangspunkt.

Die EU-Behörde muss zunächst einmal einräumen, dass gerade die -
auch von ihr betriebene - ehrgeizige Regulierung der traditionellen
Kreditwirtschaft einen immer größeren Teil der Geschäfte in den
Schatten treibt. Während die Zügelung klassischer Banken fast im
Wochentakt voranschreitet, erschöpft sich die Regulierung der
Schattenbanken bislang weitgehend in Ankündigungen. Es ist
bezeichnend, wenn das Grünbuch an dieser Stelle nicht viel mehr als
die Hedgefonds-Richtlinie anführen kann.

Zudem räumen EU-Beamte drei grundsätzliche Probleme ein. Erstens
sorgt oft erst das Zusammenspiel mehrerer Zweckgesellschaften und
Fonds dafür, dass Risiken entstehen. Sie zu begrenzen, ist schwer, da
sich EU-Regulierung gewöhnlich auf einzelne Akteure, nicht deren
Interaktion bezieht. Zweitens können Schattenbanken schnell ihre
Organisations- und Rechtsform anpassen und damit der schwerfälligeren
Regulierung entfliehen. Kurz: Schattenbanken sind regulatorisch
schwer zu fassen. Drittens taucht das Problem auf, dass der Begriff
sehr unterschiedliche Anbieter zusammenfasst. Ihre Risiken durch
europäische One-size-fits-all-Verordnungen eingrenzen zu wollen, ist
nahezu unmöglich.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es ist völlig richtig, dass
sich die EU die Schattenbanken vornimmt. Es ist aber noch längst
nicht raus, ob die Regulierung der Unregulierten tatsächlich gelingt.
Und es ist zu erwarten, dass die EU-Behörde den aus ihrer Sicht
einfachsten Weg geht und Schattenbanken über den Umweg ihrer
Geschäftspartner, also der traditionellen Banken, an die Leine zu
nehmen versucht. Das bedeutet wiederum mehr Aufwand gerade für jene,
die beklagen, dass EU-Regulierung vor allem die belastet, die ohnehin
schon reguliert sind.

(Börsen-Zeitung, 20.3.2012)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

384776

weitere Artikel:
  • Maxthon 3s Desktop-Browser übertrifft Chrome und alle anderen Wettbewerber in Sachen HTML5-Unterstützung: Browser erzielt höchste Punktzahl auf HTML5Test.com San Francisco (ots/PRNewswire) - Maxthon (http://www.maxthon.com), ein globaler Anbieter von Software und Onlinediensten, gibt bekannt, dass sein Vorzeigeprodukt - der Webbrowser Maxthon 3 - eine bessere und umfangreichere HTML5-Unterstützung als jeder andere Webbrowser bietet. Im Zuge eines Tests, der auf den branchenüblichen Standards von HTML5Test.com beruht, konnte Maxthon 3 insgesamt 378 Punkte sowie 15 Bonuspunkte erzielen. Mit diesem Wert wurde die Marke von 378 Punkten übertroffen, mit der Google Chrome bisher den Spitzenplatz mehr...

  • Umfrage: Sichere und rechtskonforme Zusammenarbeit endet in 68 Prozent der weltweiten Unternehmen an der Firewall New York (ots/PRNewswire) - - Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass Mitarbeiter für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit noch nicht über effiziente Werkzeuge verfügen Eine kürzlich von Harris Interactive im Auftrag von IntraLinks Holdings, Inc. durchgeführte Befragung unter mehr als 1.000 IT-Entscheidungsträgern in sieben Ländern ergab, dass der Austausch vertraulicher Informationen zwischen Geschäftspartnern und Kunden über die Firewall hinaus nach wie vor hauptsächlich per E-Mail oder über mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu EU / Fischerei Osnabrück (ots) - Unzulänglich und skandalös Nur alle zehn Jahre nimmt die EU eine Reform ihrer gemeinsamen Fischereipolitik in Angriff. Den Beratungen in diesem Jahr kommt deshalb enorme Bedeutung zu. Verpasst Brüssel die längst überfällige Weichenstellung in Richtung Ressourcenschutz, stehen ungezählte Existenzen auf dem Spiel. Das gilt für die europäischen Fischer, viel mehr jedoch für Millionen Küstenbewohner in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in Westafrika. Mitverantwortlich dafür ist eine europäische Fischereipolitik, mehr...

  • Ipanema Technologies verstärkt Betrieb in Nordamerika zur Befriedigung wachsender Nachfrage nach WAN-Governance Waltham, Massachusetts (ots/PRNewswire) - Führende Manager werden das weitere Wachstum in der Region lenken Ipanema Technologies [http://www.ipanematech.com ], Branchenführer bei WAN-Governance-Lösungen für Unternehmensnetzwerke und anwendungszentrierten Diensten, gab heute die Ernennung zweier Führungskräfte bekannt, die seinen nordamerikanischen Betrieb leiten werden. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die wachsende Marktnachfrage nach garantierter Anwendungsleistung in den zunehmend komplexen Unternehmensnetzwerken unserer mehr...

  • Kris Kumar, Regional Head von Asien-Pazifik zum Senior Vice President von Digital Realty ernannt Singapur (ots/PRNewswire) - Digital Realty Trust, Inc. , ein weltweit führender Anbieter von Rechenzentrumslösungen gab heute bekannt, dass Kris Kumar zum Senior Vice President befördert wurde. Sein neuer Titel ist Senior Vice President & Regional Head für Asien-Pazifik. Kris Kumar hat sein Büro in Singapur und ist verantwortlich für die Leitung der Unternehmensaktivitäten in Asien und im pazifischen Raum, darunter auch Australien, Singapur und Hongkong. Kumar wird auch weiterhin die Verantwortung für eine Reihe von Initiativen haben, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht