Kölner Stadt-Anzeiger: Misereor-Chef Sayer fordert Initiative der Bischöfe zur Lockerung der Zölibatspflicht
Geschrieben am 23-03-2012 |
Köln (ots) - Der scheidende Chef des katholischen Hilfswerks
"Misereor", Josef Sayer, hat die deutschen Bischöfe aufgefordert, in
Rom auf eine Lockerung der Zölibatspflicht zu drängen. "Haben Sie
bei Ihrer ganzen technischen Struktur-Huberei des Zusammenlegens
schon einmal überlegt, was Sie von Lateinamerika lernen können?",
sagte Sayer dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe) mit Blick
auf die Gemeindefusionen in vielen deutschen Bistümern. Es sei
kurzschlüssig, Gemeindegrößen an der rapid abnehmenden Zahl der
Priester auszurichten, so wie das in Deutschland geschehe. "Warum tun
sich unsere Bischöfe nicht endlich zusammen und drängen Rom,
zumindest'viri probati' - erprobte, verheiratete Männer - als
Priester zuzulassen? Diese könnten am Sonntag die Gemeinde zum
Gottesdienst versammeln." Mit einem solchen Engagement wäre auch
Lateinamerika und in Teilen Afrika geholfen, so Sayer weiter. Sayer
stand von 1997 bis 2012 an der Spitze von Misereor. Zuvor hatte er
unter anderem mehrere Jahre als Pfarrer in Peru mit Campesinos und in
einem Slum der Hauptstadt Lima gelebt. Als zentrale Herausforderung
des 21. Jahrhunderts bezeichnete Sayer den Klimawan-del. "Ich sehe da
auch eine Gefahr für unsere Demokratie, die zu sehr an der jeweils
nächsten Wahl orientiert ist. Wir müssen die großen, langfristigen
Themen wie den Klimawandel fristgerecht so anpacken, dass es nicht zu
Kippschalter-Effekten kommt, die sich nicht mehr rückgängig machen
lassen", sagte Sayer. Am Freitag wird er in Aachen in einem Festakt
verabschiedet.
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