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Trierischer Volksfreund: Urteile im Prozess zum Absturz eines Luxair-Fluges von 2002 - Leitartikel Trierischer Volksfreund, 28.03.2012

Geschrieben am 27-03-2012

Trier (ots) - Die Urteile im Luxair-Prozess sind in Ordnung. Auch
wenn sie sicherlich nicht den Erwartungen der Hinterbliebenen der
Absturzopfer entsprechen. Doch gibt es einen gerechten Richterspruch
für den Tod eines geliebten Menschen? Wohl kaum. Dass die vier
Verurteilten zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt worden sind, ist
aus deutscher Perspektive ungewöhnlich. Wer hier zu mehr als zwei
Jahren verurteilt wird, landet auf jeden Fall im Gefängnis. In
Luxemburg können sogar mehrjährige Freiheitsstrafen ganz oder
teilweise ausgesetzt werden. Das liegt im Ermessen des jeweiligen
Richters. Und das kam den nun Verurteilten zugute.

Auch wenn der Vorsitzende der Kriminalkammer von Beginn des
Mammutprozesses an, keinen Zweifel daran ließ, dass er den Piloten,
den Chefmechaniker und die beiden Flugzeugtechniker für die
Hauptverantwortlichen gehalten hat, hat er beim Urteil Gnade vor
Recht walten lassen. Was sicherlich auch der ungewöhnlich langen
Verfahrensdauer von über neun Jahren geschuldet ist.

Es wäre sicherlich schwer nachzuvollziehen, dass nach dieser Zeit,
in der sich die Angeklagten, mehr oder weniger ein neues Leben
aufgebaut haben, dann doch noch "einrücken" müssen. Zumal der Pilot
für immer mit der Schuld am Tod von 20 Menschen leben muss.

Das Gericht hat die Schuldigen an der Katastrophe vom 6. November
2002 benannt und damit den strafrechtlichen Schlussstrich unter die
unsäglich langen, für die Angehörigen zur Qual gewordenen
Ermittlungen gezogen.

Auch das System Luxair hat bei dem Prozess auf der Anklagebank
gesessen. Ein System, das in den Jahren vor dem Absturz offenbar
geprägt gewesen war von mangelnder Autorität, fehlenden
Verantwortlichkeiten und einer klaren Hierarchie. Ein Saftladen sei
die Fluggesellschaft bis dahin gewesen, sagen ehemalige Mitarbeiter.

Ein System, das dazu geführt hat, dass sich Techniker offenbar
nicht verantwortlich gefühlt haben, auf Missstände hinzuweisen und
Mängel zu beseitigen. Ein System, das dazu geführt hat, dass einige
der Piloten sich quasi als autonome Gruppe innerhalb von Luxair
gefühlt haben, die nicht an Weisungen der Luxair-Oberen gebunden ist.
Ein System, das vermutlich dazu beigetragen hat, dass 20 Menschen
gestorben sind. Daher haben auch die Verantwortlichen dieses Systems,
nämlich drei frühere Generaldirektoren, auf der Anklagebank gesessen.
Auch wenn ihnen persönlich keine Mitschuld an dem Unglück
nachgewiesen werden konnte, ist es richtig gewesen, dass sie sich
dafür verantworten mussten. Sie tragen zumindest eine moralische
Verantwortung an der Katastrophe.



Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de


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