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Westfalenpost: Kommentar zu Soziales / Kinder/ Herdprämie/ Betreuungsgeld /Der Streit ums Geld: pure Ideologie/Gute Mütter, schlechte Mütter?/Von Harald Ries

Geschrieben am 03-04-2012

Hagen (ots) - Über Jahrzehnte galten in West-Deutschland Mütter,
die ihr Kind in die Krippe oder zur Oma brachten und arbeiten gingen,
als herzlose Rabenmütter. Das war unfair, diskriminierend und dumm.
Inzwischen gelten Frauen, die sich freiwillig dafür entscheiden, bei
den Kindern zu Hause zu bleiben, bei großen Teilen der öffentlichen
Meinung als geistig minderbemittelt oder gesellschaftlich
rückständig. Das ist natürlich ebenso unfair, diskriminierend und
dumm. Es gibt keine richtigen oder falschen Lebens- und
Familienmodelle, sondern nur individuelle, die jeweils ihre
Berechtigung haben, die sich auch ändern können und die nicht
ideologisch gegeneinander ausgespielt werden sollten. Daraus folgt
allerdings keinesfalls, dass der Staat das Zuhause-Modell speziell
fördern sollte. Das wäre weniger wegen der zwei Milliarden Euro
jährlich bedenklich, die das nach neuesten Berechnungen des Zentrums
für Europäische Wirtschaftsforschung kosten würde, sondern wegen der
negativen Folgen für Staat und Gesellschaft. Das betrifft einerseits
die Kinder: Es gibt viele Studien, die belegen, dass vor allem der
Nachwuchs aus bildungsfernen Schichten von einer Vorschul-Erziehung
sehr stark profitiert. Für genau diese Familien wäre das
Betreuungsgeld ein großer Anreiz, die Kinder nicht in die Kita zu
schicken. Das betrifft aber auch die Mütter: Wer sie darin bestärkt,
nicht zu arbeiten, keine Karriere zu machen, gefährdet ihre Zukunft.
Wenn jede dritte Ehe scheitert und das geänderte Unterhaltsrecht
einer neuen Familie mehr Ansprüche zubilligt als früher, wird die
Spekulation auf die lebenslange Versorgung durch den allein
arbeitenden Ehemann zum Spiel mit hohem Risiko. Am Ende stehen allzu
oft Hartz IV und Altersarmut. Dafür muss der Staat dann noch einmal
aufkommen. Und die Wirtschaft ist eines wichtigen
Arbeitskräftepotenzials beraubt worden. Wenn es um den
gesellschaftlichen Nutzen geht und nicht um Ideologie, sollte das
Betreuungsgeld für den dringend notwendigen Ausbau öffentlicher
Betreuungsangebote verwandt werden. Aber in komplizierten
koalitionären Machtverhältnissen ist die Vernunft immer nur einer von
mehreren Gesichtspunkten.



Pressekontakt:
Westfalenpost Hagen
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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