WAZ: Ein Polizeiskandal zeichnet sich ab. Kommentar von Frank Preuß
Geschrieben am 03-04-2012 |
Essen (ots) - Man wagt es kaum auszusprechen: Hätte die Polizei
den Mord an der elfjährigen Lena aus Emden verhindern können? Es
klingt ungeheuerlich, aber offenbar hat Behördenschlamperei dazu
geführt, dass der 18-jährige Täter nicht schon vor Monaten aus dem
Verkehr gezogen wurde. Es wäre eine weitere, schreckliche Wendung in
einer Tragödie, in der die Polizei eine ganz schlechte Figur abgibt.
Zuerst vergaloppieren sich die Ermittler mit einem Verdächtigen,
über den sie sich viel zu früh öffentlich verbreiten, ehe sie ihn
wieder gehen lassen müssen. Wirrköpfe folgen Stunden zuvor einem kaum
verklausulierten Lynchaufruf im Internet und lungern vor der
Polizeiwache herum. Der 17-Jährige muss betreut werden, wann er sich
von diesem Schrecken erholen wird, weiß niemand.
Und nun schält sich ein noch viel folgenschwereres Versagen
heraus: Der Mörder hat seine pädophilen Neigungen schon im
vergangenen Jahr eingestanden - bei der Polizei. Es war ein Hilferuf.
Und eine Anzeige lag vor gegen ihn, es ging um Kinderpornobilder.
Passiert ist: nichts. Irgendwo, so sieht es bisher aus, ist alles
steckengeblieben.
Es scheint, als bliebe den Eltern des toten Kindes wirklich nichts
erspart.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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