Montag, 16.4., 12.00 Uhr: "Punkt 12"-Moderatorin Katja Burkard traf zwei Überlebende des Attentats von Utøya und ihren deutschen Retter. Spezial zum Prozessauftakt in Oslo
Geschrieben am 15-04-2012 |
Köln (ots) - Am Montag beginnt in Oslo der Prozess gegen den
Norweger Anders Behring Breivik, der am 22. Juli zunächst in Oslo
eine Autobombe zur Explosion brachte (8 Tote) und anschließend auf
der Insel Utøya 69 Menschen erschoss. "Punkt 12"-Moderatorin Katja
Burkard ist aus diesem Anlass noch einmal nach Norwegen gefahren, um
dort Stian Johansen (16) und Tobias Tokle Sorstad (16), zwei
Überlebende des Massakers, und ihren Retter, den Deutschen Marcel
Gleffe, zu treffen. Der ehemalige Soldat war während des Attentats
auf der Insel Utøya mehrmals mit seinem Angelboot auf den Binnensee
Tyrifjord in Richtung Insel gefahren. Bei dieser Rettungsaktion
konnte er mindestens 20 Jugendliche aufnehmen, die sich in Todesangst
ins Wasser geflüchtet hatten. Katja Burkard fuhr mit Stian, Tobias
und ihrem Retter Marcel in dessen Angelboot auch noch einmal auf die
Insel Utøya und sprach mit ihnen über ihre Erwartungen an den Prozess
und darüber, wie sie das Trauma des Attentats verarbeiten. Dazu traf
sie auch die Mütter der beiden Jugendlichen. Die aufwühlende
Begegnung zeigt Katja Burkard am Montag ab 13.45 Uhr in einem
15-minütigen Spezial im Rahmen des RTL Mittagsjournals "Punkt 12".
Auszüge aus den Interviews (bei Verwendung Quellen- und
Sendehinweis RTL Mittagsjournal "Punkt 12", Montag ab 13.45 Uhr,
beachten:
Warum möchtet ihr den Prozess in Oslo verfolgen? Tobias: "Das
letzte Mal, als ich ihn (Anm.: Breivik) mit meinen eigenen Augen
gesehen habe, war er bewaffnet, er war gefährlich, wir hatten Angst
vor ihm. Aber beim Prozess wird er in Handschellen sein, er kann uns
nichts tun. Es wird eine gute Sache sein, ihn in einer anderen
Situation zu erleben und zu wissen, dass er eingesperrt ist."
Wie fühlt es sich an, wenn ihr an den Prozess denkt? Stian: "Ich
hab gemischte Gefühle, ich bin ein bisschen nervös, ein bisschen
aufregt."
Tobias: "Es ist seit dem Sommer ein Kapitel meines Lebens. Und
wenn wir ihn dann schließlich in so einer anderen Situation sehen,
konnte das dieses Kapitel abschließen, wenn wir sicher wissen, dass
er im Gefängnis ist, ist das ein Signal, alles andere hinter sich zu
lassen."
Was wäre eine gerechte Strafe für Breivik? Stian: "Ich hoffe, er
kriegt 21 Jahre Isolationshaft." Tobias: "Ich glaube nicht, dass er
unzurechnungsfähig ist. Ich finde, er sollte eine Gefängnisstrafe
bekommen. Zumindest sollten sie noch mal seinen Geisteszustand
untersuchen, denn ich hatte gern, dass sie ihn ins Gefängnis
stecken."
Warum? Tobias: "Weil ich glaube, dass eine Psychiatrie zu mild für
ihn ist. Dort kann man ja fast machen, was man will. Es ist nicht wie
im Gefängnis, es ist kein schlimmer Ort. Wenn er so etwas getan hat,
gehört er hinter Gitter, von anderen Menschen isoliert."
Denkt Ihr oft über ihn nach? Stian: "Ich denke wirklich nicht oft
an ihn. Ich versuche, ihn zu ignorieren, er interessiert mich nicht.
Er soll einfach eingesperrt werden und jeder sollte ihn vergessen."
Wo wart ihr, als ihr die ersten Schüsse hörtet? Tobias: "Wir waren
in der Cafeteria der Insel und versuchten, im Internet etwas mehr
herauszufinden, weil wir gerade von dem Bombenanschlag in Oslo
erfahren hatten. Und dann sahen wir durch's Fenster draußen Leute an
uns vorbeirennen. Und dann haben wir noch mal rausgeguckt und sahen
ihn (Anm.: Breivik) den Weg runtergehen. Bis dahin hatten wir aber
noch keine Schusse gehört. Und dann kam ein Madchen oder ein Junge
auf ihn zu und er nahm seine Pistole hoch und hat die Person
erschossen. Da haben wir dann zum ersten Mal Schusse gehort und
gesehen und sind losgerannt."
Wann habt ihr euch entschieden zu schwimmen? Tobias: "Viele andere
vor uns waren schon ins Wasser gesprungen, wir waren da, wo wir uns
versteckten, fast die Letzten. Und als die Schusse dann immer naher
und naher kamen, haben wir uns dazu entschlossen, auch
loszuschwimmen." Stian: "Ich hatte echt Angst, ich bin kein allzu
guter Schwimmer. Aber trotzdem war ich es, der zuerst sagte "Komm,
lass uns los!". Trotzdem gut, dass wir erst so spät losgeschwommen
sind, sonst hatten wir viel zu lange auf eines der Boote warten
müssen und waren vielleicht ertrunken."
Wie habt ihr reagiert, als ihr Marcel mit seinem Boot gesehen
habt? Tobias: "Wir fingen an zu rufen und zu winken, aber das war
nicht so leicht, weil wir uns gegenseitig über Wasser hielten. Und
jedes Mal, wenn wir winkten, rutschten wir ab und rein ins Wasser.
Dann mussten wir wieder hoch und um Hilfe rufen. Das hat mir große
Angst gemacht."
Was bedeutet Euch Marcel Gleffe? Stian: "Er hat mein Leben
gerettet!" Tobias: "Es ist unmöglich, jemals jemanden zu vergessen,
der dir das Leben gerettet hat. Ich werde ihm ewig dankbar sein für
das, was er getan hat. "
Wie oft denkt ihr noch an Utøya? Tobias: "Es fühlt sich an, als ob
ich das Kapitel abschließen kann. Ich warte jetzt noch auf den
Prozess und geh dann weiter meinen Weg. Die Normalität ist wieder
eingekehrt, in der Schule lauft es gut und ich denke auch nicht viel
darüber nach, es sei denn, in den Nachrichten oder so kommt was
darüber."
Warum habt ihr das alles so gut verkraftet? Tobias: "Ich glaube,
weil Stian und ich zusammen auf der Insel waren und fast exakt das
gleiche mitgemacht und gesehen haben. Es hat geholfen, mit ihm
darüber zu reden. Also zumindest mir hat es geholfen, jemanden zu
haben, der mich versteht, der weis, wovon ich rede."
Fotos können im RTL-Pressezentrum unter
http://kommunikation.rtl.de heruntergeladen werden.
Pressekontakt:
RTL Television GmbH
Kommunikation
Matthias Bolhöfer
Telefon: 0221 / 4567 4227
Fax: 0221 / 456 4292
matthias.bolhoefer@rtl.de
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