Weser-Kurier: Kommentar zum Prozessauftakt gegen Breivik
Geschrieben am 16-04-2012 |
Bremen (ots) - Der Massenmord von Utøya ist nicht der erste Fall,
der das gesunde Rechtsempfinden auf eine harte Probe stellt. Was sind
das für Menschen, die bestialisch töten, hinrichten, abschlachten,
quälen, die Babys vergewaltigen, verhungern lassen oder totschlagen?
Auch wenn man es nicht wahrhaben mag, es sind Menschen, die derart
Unmenschliches verbrechen. Die meisten sind schwer gestört, manche
weder des Mitleids noch der Reue fähig. Doch Breiviks Tat sowie sein
Auftritt vor Gericht lehren selbst Hartgesottene das Fürchten. Wie
soll die Gesellschaft mit derartigen Monströsitäten umgehen? Wie
sollen die Angehörigen der Opfer diesen Prozess ertragen? Muss der
Rechtsstaat hier nicht versagen - einerlei, ob Breivik wirklich
wahnsinnig ist oder nicht? Eine von einem Gericht verhängte Strafe
hat das Ziel, Gerechtigkeit wiederherzustellen und - wo es möglich
ist - Erlittenes wiedergutzumachen. Sie soll andere abschrecken und
Tätern zu Einsicht und Reue verhelfen. Alles das ist im Fall Breivik
irrelevant, ja, schier unmöglich. Schon allein die Vorstellung,
diesen Mann buchstäblich zu verteidigen, scheint indiskutabel. Aber
so unerträglich der Gedanke auch scheint: Breivik muss darauf
vertrauen können, dass ihm ein fairer Prozess gemacht wird, dass die
Richter kein vorgefertiges Urteil im Kopf haben und dass ihm Anwälte
zur Seite stehen, die seine Interessen vertreten. Es ist eine
Errungenschaft der Zivilisation, Gleiches nicht mit Gleichem zu
vergelten. Gerade jene, die sich der demokratischen
Rechtsstaatlichkeit mit Gewalt entziehen, können nur mit den Mitteln
der Demokratie belehrt werden. Man muss kein Pessimist sein, um zu
ahnen, dass die Verhandlung und die Verurteilung Breiviks kein
Attentat und kein Massaker verhindern werden können. Sie werden
Rassisten nicht läutern, Neonazis nicht zum Nachdenken bringen, sie
werden Hass und Fanatismus nicht mildern. Und doch werden sie viel
erreichen: Die Demokratie wird einmal mehr beweisen, wie stabil sie
und was auszuhalten sie imstande ist. Ohne sich beirren zu lassen,
dass ein jeder Mensch unverbrüchliche Rechte hat. Selbst ein Mensch
wie Breivik, der anderen sogar das Recht zu leben genommen hat.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
389712
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Niedersachsens Innenminister Schünemann strebt bei Islamkonferenz "Pakt gegen Salafismus" an Düsseldorf (ots) - Die kostenlose Koran-Verteilaktion durch
radikalislamische Salafisten soll in dieser Woche auch Thema der
Deutschen Islamkonferenz werden. "Wir brauchen einen Pakt gegen den
Salafismus in Deutschland", sagte der niedersächsische Innenminister
Uwe Schünemann (CDU) der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen
Post" (Dienstagausgabe). Deshalb habe er Bundesinnenminister
Hans-Peter Friedrich gebeten, die Koran-Aktion auf die Tagesordnung
der Islamkonferenz zu setzen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass uns
eine gemeinsame mehr...
- Rheinische Post: FDP will Zustimmung zum Betreuungsgeld an Steuerentlastungen knüpfen Düsseldorf (ots) - Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Holger
Zastrow will die Zustimmung der FDP zum Betreuungsgeld von
steuerlichen Entlastungen abhängig machen. "Wir sind vertragstreu.
Aber das darf keine Einbahnstraße sein", sagte Zastrow der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). "Wir
sollten mit einer Zustimmung zum Betreuungsgeld unsere
Koalitionspartner auch an andere Themen im Koalitionsvertrag
erinnern, die bisher nicht angepackt wurde, etwa die Vereinfachung
des Steuersystems und die Entlastung mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Innenexperten verteidigen Übertragung des Breivik-Prozesses Köln (ots) - Der innenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, sieht die ausführliche
Berichterstattung über die Taten des Massenmörders Anders Behring
Breivik auch in deutschen Medien kritisch. "In einer freien
Gesellschaft ist es so, dass Medien frei entscheiden", sagte er dem
"Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). Und es sei klar, dass es
sich hier um einen epochalen Fall handele. "Der gute Geschmack wird
allerdings verletzt, wenn man so jemandem eine Bühne für seine
Selbstdarstellung bietet." Hartmann mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Linke und Mietwohnungen
SPD-Haushaltspolitiker Schneider kritisiert Genossenschaftsplan der Linken Halle (ots) - Der haushaltspolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, hat das Vorhaben der
Linksfraktion, mit Hilfe einer selbst gegründeten Genossenschaft
11500 Wohnungen der Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) zu
übernehmen, kritisiert. ?Das ist ein Witz, um das Thema zu
transportieren?, sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen
Zeitung" (Online-Ausgabe). Die Genossenschaft werde das nötige
Kapital nicht aufbringen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete> Hans-Joachim
Hacker erklärte: "Ich halte es mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Bundestag
Bundestagsvizepräsidentin Pau gegen Beschneidung des Rederechts für Abweichler Halle (ots) - Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) lehnt
eine Beschneidung des Rederechts für Abweichler ab. "Offensichtlich
rudern die Geschäftsführer der beiden großen Fraktionen jetzt
zurück", sagte sie der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen
Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) mit Blick auf die aktuellen Ereignisse.
"Ich kann nur sagen: Das ist gut so. Sie sollten ihre Kraft lieber
auf das konzentrieren, was die Menschen außerhalb des Bundestages
tatsächlich bewegt und nicht auch noch den Anschein erwecken, den
Parlamentarierrinnen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|